Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
sie war umgeben von Messern.
    Jo schätzte, dass sie dreißig Sekunden hatte. Sie stürmte zur Tür.

KAPITEL 24
    Draußen empfing sie eine betonfarbene Nebelwand. Jo preschte zu der Ducati und wühlte zugleich die Schlüssel aus der Tasche.
    Was lief hier eigentlich?
    Eins stand auf jeden Fall fest: Die Frau dort drinnen war nicht Misty Kanan. Jo sprang auf das Motorrad. Mit zitternden Fingern fummelte sie den Schlüssel ins Zündschloss. Sie blickte über die Schulter nach der klaffenden Eingangstür.
    Plötzlich tauchte die Unbekannte auf. Sie stieß gegen den Türrahmen und torkelte nach draußen. Jo warf die Ducati an. Sie hatte keinen Helm auf, aber das war ihr jetzt egal. Die Frau wankte zu ihrem Wagen und öffnete die Tür. Sie griff hinein und zog etwas heraus.
    Eine Waffe. Scheiße. Schon fingerte sie an der Sicherung herum.
    Als würde sie einem wilden Pferd die Sporen geben, presste Jo die Füße auf die Pedale, riss den Lenker herum und röhrte davon.
    Hektisch tastete sie über die Armaturen, bis sie den
Scheinwerfer gefunden hatte. Er verwandelte die Luft vor ihr in eine weiße Mauer aus Fiberglas.
    Sie musste es unbedingt bis zur Ecke schaffen. Wenn sie in die Fulton Street einbiegen konnte, dann verschwand sie aus dem Blickfeld der Frau. Auf der Fulton konnte sie anhalten, sich nackt ausziehen und schreiend herumrennen, wozu sie auch gute Lust hatte, zumindest was das Schreien betraf.
    Der Nebel biss sie in Gesicht und Hände. Er machte alles dicht, dämpfte die Geräusche. Ihre Augen tränten. Wo war die Ecke? Sie musste sofort Amy Tang anrufen. Wer zum Teufel war diese Frau?
    Plötzlich tauchten vor ihr schwarze Umrisse auf, niedrig, schimmernd, groß - ein Auto!
    Sie bremste. Das Auto nahm Gestalt an, die Standlichter glommen wie gelbe Reißzähne, das Motorengeräusch wurde vom Dunst verschluckt. Ihr Hinterrad blockierte. Der Wagen fuhr langsam, aber sie hatte keine Möglichkeit, ihm auszuweichen.
    Sie prallte fast frontal mit ihm zusammen und segelte direkt über den Lenker. Zusammenrollen! , mahnte sie sich. Mit metallischem Klatschen schlug sie auf die Motorhaube und schlitterte weiter gegen die Windschutzscheibe.
    Kreischend kam das Auto zum Stehen. Reglos blieb sie auf der warmen Motorhaube liegen.
    Wie ein Gewitter durchzuckte sie das Adrenalin. Der Schock war noch so stark, dass sie keinen Schmerz empfand. Langsam hob sie den Kopf und blickte durch die Windschutzscheibe in das entsetzte Gesicht von Alec Shepard.

    Shepard sprang aus dem Mercedes. »Dr. Beckett?«
    Sie wälzte sich herum, ein Brummen im Kopf. Shepards Hemd, die blaue Krawatte und der Salz-und-Pfeffer-Bart schienen vor ihren Augen zu pulsieren.
    Er stürzte zu ihr. »O Gott, Sie sind wie aus dem Nichts aufgetaucht.«
    Mühsam rutschte sie von der Motorhaube. »Wir müssen weg.«
    Dann berührten ihre Füße den Boden. Ihre Beine trugen sie. Die Ducati lag mit jaulendem Motor drüben am Bordstein. Ihr Scheinwerfer strahlte blind auf ihre Beine und in den wabernden Nebel, der ihre Schatten fraß.
    Er legte ihr die Hand auf den Ellbogen. »Ich schalte die Warnblinkanlage ein.«
    »Nein, wir müssen von hier verschwinden.«
    »In Ihrem Zustand können Sie doch nirgendwohin. Wir müssen hierbleiben, die Polizei rufen und den Unfall melden.«
    »Die Frau in Ians Haus - sie hat eine Waffe. Kommen Sie. «
    Er legte die Stirn in Falten. »Sind Sie mit dem Kopf aufgeschlagen?«
    Jetzt übernahm ihr Überlebensinstinkt das Kommando. Umstandslos legte sie ihm die Hände auf die Brust und bugsierte ihn zur Fahrertür.
    »Sie will mich umbringen. Los jetzt.«
    Nach kurzem Zögern begriff er endlich. Sie stürmte zum Wagen und stieg ein. Er warf sich hinters Steuer und schaltete.
    Durch den Nebel konnte Jo nichts erkennen. »Drehen
Sie um und fahren Sie. Schnell, wir müssen hier weg, damit ich die Polizei rufen kann.«
    Das Wort Polizei stieß sie mit einer Heftigkeit hervor, als würde sie drohen, ihm die Eier abzuschneiden. Das wirkte. Nach einem hektischen Wendemanöver brauste er in Richtung Fulton Street.
    Mit zitternden Fingern tastete sie nach dem Sicherheitsgurt. Allmählich begann sie ihren Körper wieder zu spüren. Ihre Rippen schienen das meiste abbekommen zu haben.
    »Was machen Sie hier?«, fragte sie.
    »Ich hab Ihre Nachricht von dem Einbruch in Ihr Haus bekommen. Ich wollte nach Misty und Seth sehen. Hab Sie auf Ihrem Handy angerufen.«
    »Mein Telefon ist zu Hause.« Sie streckte eine bebende Hand aus. »Geben Sie mir

Weitere Kostenlose Bücher