Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sie hereingetragen wurde.«
    »Aber sie starb erst, als Corinna sie behandelte. Da liegt der Hase im Pfeffer. Das ist amtlich unstatthaft.«
    Dr. Hambach und Fernich kamen aus der Werkstatt zurück. Fernich war ein wenig blaß geworden. Der Anblick der toten gelben Frau unter dem Blütenteppich ließ auch ihn nicht kalt. Roemer wippte auf seinen Säulenbeinen, die Hände in den Hosentaschen.
    »Nun? Wie hat die Kripo entschieden? Wird die Leiche beschlagnahmt zur Autopsie?«
    »Das lasse ich nicht zu! Nie lasse ich das zu!« rief Manfred Zynnis und fuchtelte mit den Händen durch die Luft. »Herr Fernich, meine Frau war praktisch schon tot, als ich sie hierher brachte.«
    »Und warum haben Sie sie hergebracht?«
    »Weil es ihr letzter, verzweifelter Wunsch war.«
    »Sie war also bei völliger geistiger Klarheit?«
    »Ja.«
    »Und dann hat Fräulein Doerinck sie mit ihren Händen behandelt, und dabei ist sie verschieden?«
    »So ist es.«
    »Die Leiche ist beschlagnahmt!« sagte Fernich steif. »Ich bitte alle Anwesenden, sich als Zeugen zur Verfügung zu halten.«
    »Ich lasse nie eine Obduktion zu. Nie!« rief Manfred Zynnis. »Hanna soll endlich ihren Frieden haben.«
    »Wo ist ein Telefon?« Roemer sah sich um. »Ich rufe den Polizeipräsidenten an. Hier wird Dämlichkeit zur Staatsgewalt.«
    »Draußen warten schätzungsweise hundertsiebzig Menschen«, sagte Bürgermeister Beiler, heiser vor Aufregung. »Was soll mit denen werden?«
    »Gehen Sie raus und sagen Sie den Leuten, sie sollen nach Hause fahren!« röhrte Roemer.
    »Ich? Ich soll das sagen? Warum ich?«
    »Sie sind der Bürgermeister und sehnen sich die Ruhe in Ihrer Stadt zurück.« Roemer ging zum Telefon, das Doerinck aus dem Nebenraum an einer langen Schnur hereintrug. »Herr Zynnis, zuallererst geht es um Ihre Frau. Sie haben sich sicherlich Gedanken darüber gemacht, wer die Beerdigung übernehmen soll.«
    »Ja.« Zynnis suchte in seinen Taschen nach einer Geschäftskarte, die er seit einigen Wochen mit sich herumtrug. »Die Firma heißt Ewig …«
    »Wie bitte?«
    »Bestattungsinstitut Ewig und Sohn.«
    »Dazu gehören Nerven!« Roemer legte das Telefon auf seine linke riesige Handfläche. »Nummer?«
    Zynnis hatte die Geschäftskarte gefunden und hielt sie Roemer hin. Eine diskrete Karte mit einem Palmenzweig.
    In den nächsten fünfzehn Minuten telefonierte Roemer mit Ewig und Sohn, dem Polizeipräsidenten und der Staatsanwaltschaft. Die beiden letzten Nummern kannte er auswendig. Er erklärte, daß Dr. Hambach als anwesender Arzt den Totenschein ausstellen und bestätigen werde, daß Frau Zynnis eines natürlichen Todes als Folge einer fortgeschrittenen Krebserkrankung gestorben sei. Es sei kein ›unklarer Fall‹. Oberrat Fernich hörte mit verdrossenem Gesicht zu. Ihm war klar, daß die Tote freigegeben wurde.
    »Das war's!« sagte Roemer und stellte das Telefon auf den Tisch. »Herr Fernich, Sie können gehen. Sie werden hier nicht mehr gebraucht.«
    »Ich habe mit keinem der Herren gesprochen und Weisungen entgegengenommen.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß ich lüge?« brüllte Roemer. »Herr!!! Ich behalte mir ein Disziplinarverfahren vor! Ihr Präsident war entsetzt! Das wird er Ihnen morgen bei der Frühbesprechung selbst sagen! Er will extra kommen!«
    »Und die Leute draußen?« fragte Beiler noch einmal.
    »Die sollen gehen!« Doerinck legte den Arm um seine Tochter. »Ihr seht doch, daß Corinna nicht mehr kann. Es ist völlig sinnlos, zu warten.«
    »Und wenn sie nicht wegfahren?«
    »Das ist ihre Sache. Dann sollen sie draußen im Wagen pennen.«
    »Wildes Campen ist verboten«, protestierte Beiler in amtlichem Ton. »Übernachten auf öffentlichen Straßen und Plätzen sowieso.«
    »Da haben Sie ja etwas, das sie den Leuten sagen können!« rief Meersei, der bisher nur staunend und stumm der Diskussion zugehört hatte. »Das ist nun wirklich Ihre Aufgabe, mein Herr!«
    Mit verkniffenen Mienen verließen Beiler und Oberrat Fernich die Scheune. Roemer war ans Fenster getreten und blickte durch die Gardine nach draußen. Zynnis war im Nebenraum verschwunden; er wollte bei seiner Hanna sein, setzte sich neben die Trage auf einen Hocker und stierte auf die mit dem bunten Wandteppich zugedeckte Gestalt. Er war bereit, um sich zu schießen, wenn jemand kommen sollte, um die Tote zur Autopsie abzuholen.
    »Eine Frage, Herr Roemer«, sagte Dr. Hambach, als Roemer meldete, daß Beiler und Fernich draußen vor dem Haus einer Gruppe

Weitere Kostenlose Bücher