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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagte Corinna und ging zur Tür. »Die Idee ist übrigens wirklich gut: Wir bauen ein Zelt.«
    »Und alle Welt wird schreiben: Der Zirkus der Wunderheilerin!« Doerinck schlug mit der Faust auf seinen Schenkel. »Das wäre ein Fressen für die Medien!«
    »Laßt sie doch schreiben, was sie wollen«, sagte Marius Herbert wegwerfend. »Man muß das so sehen: Ein Hund pinkelt an einen Baum! Fällt der Baum davon um?«
    »Sie sehen die Welt verdammt einfach, Sie junger Hüpfer!« sagte Doerinck wütend.
    »Sie ist auch einfach. Nur komplizieren wir sie immer.«
    Und da lag nun Molly!
    Auf einer alten grauen Decke lag sie in der Laube, den dicken Kopf auf die Vorderpfoten gedrückt. Mit großen, seelenvollen Augen blickte sie die ungewöhnlich vielen Menschen an und verkniff sich ein dumpfes Knurren, weil auch ihr Herr dabei war. Daß alle Menschen bei ihrem Anblick das Gesicht zu einem Grinsen verzogen, kannte sie und nahm sie keinem übel. Molly war wirklich ein Bastard, bei dem selbst ein Caniloge – so heißen Hundeforscher – die Suche nach den in ihr vereinigten Rassen aufgegeben hätte. Beim Anblick von Marius wedelte Molly leicht mit dem buschigen Schweif – das einzige Zeichen, daß sie sich freute, aber gleichzeitig beleidigt war über das lange Alleinsein.
    »Das ist kein Hund, das ist eine Karikatur«, rief Meersei fröhlich. »So etwas will Attentäter verjagen?«
    »Steh auf, Molly«, sagte Marius ruhig. »Zeig ihnen dein Gebiß. Und wenn das nicht überzeugt, beiß den holländischen Professor in den Hintern!«
    Molly erhob sich zu voller Größe, schob die Lefzen zurück, zeigte ein enormes Gebiß mit langen starken Reißzähnen und knurrte fletschend Professor van Meersei an. Meersei wich ein paar Schritte zurück, aber Molly folgte ihm, ohne ihm näher als einen Meter zu kommen.
    »Überzeugend!« rief Meersei. »Ich nehme alle Bemerkungen zurück! Das ist ja ein Abkomme des Höllenhundes!«
    »Ich meine, wir sollten uns morgen gleich in Münster um ein großes Zelt kümmern«, sagte Marius Herbert und pfiff Molly an seine rechte Seite zurück. »Aber jetzt ist es schon ein Uhr nachts. Darf ich hier in der Laube schlafen?«
    »Eine gute Idee«, sagte Doerinck sofort. Dieser Gedanke war auch ihm gerade gekommen. Die Nacht war noch warm; mit einer Luftmatratze und einer Decke konnte man vorzüglich in der Laube schlafen. Die frische, mit Blumenduft durchsetzte Luft war geradezu ein Luxus.
    »Eine schlechte Idee ist das«, setzte Corinna dagegen. Sie beugte sich zu Molly hinunter, blickte ihr kurz in die großen, treuen, aber doch auch Distanz fordernden Augen, streckte dann die Hand aus und streichelte ihren runden Kopf. Molly stand wie steif, aber sie ließ es zu, sie biß nicht, sie knurrte nicht einmal aus der Tiefe ihrer Kehle. Nur die Lefzen zog sie ein klein wenig hoch. Wer Hunde nicht kennt, konnte annehmen, sie wolle lachen.
    »Sie haben gewonnen!« Marius Herbert klopfte Corinna wie einem alten Kumpel auf die Schulter. »Das ist eine Überraschung! Molly hat sich bis heute noch von keinem streicheln lassen. So etwas habe ich nicht für möglich gehalten. Molly liebt Sie … nein, so was!«
    Als habe sie immer in dem Haus gewohnt, lief Molly voraus, während man durch den Garten ging, wartete an der Treppe der Hintertür, spazierte dann ins Wohnzimmer, schnupperte an dem Sofa, wo Ljudmila immer saß, sprang hinauf und rollte sich zusammen. Doerinck hütete sich, sich neben Molly auf seinen Stammplatz zu setzen. Er blieb stehen. Ljudmila zögerte einen Augenblick, dann setzte sie sich auf Stefans Platz. Molly schielte sie an, gab einen tiefen Grunzlaut von sich, aber duldete tolerant die Anwesenheit dieses Menschen neben sich. Doerinck wich in einen Sessel aus.
    »Wie ist das also mit meinem Vorschlag?« nahm Marius Herbert das Gespräch wieder auf. »Kümmern wir uns morgen sofort um ein großes Zelt?«
    »Ich werde hierbleiben müssen.« Corinna schüttelte den Kopf. »Es gibt so viel zu tun nach dem Brand.«
    »Ich komme in Münster auch allein zurecht. Nur was Fahrbares brauche ich.«
    »Sie können meinen Wagen nehmen, Marius.« Sie blickte ihn abschätzend an. »Haben Sie überhaupt einen Führerschein?«
    »Aber ja. Und er verfällt auch nicht – im Gegensatz zu mir.« Es klang sehr bitter und erschütternd ironisch, wenn man wußte, wie krank er war.
    Corinna brachte Marius später noch in ihr Zimmer, zeigte ihm das Bad und holte eine Decke für Molly. Marius lächelte breit.
    »Bedank

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