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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Soja die Hand, blickte ihr tief in die Augen und nahm ihr höfliches Lächeln als Flirt hin. Woher sollte ein alter Landarzt aus dem Münsterland auch Erfahrungen haben?
    »Wir fliegen gegen Mittag weiter nach Tscheljabinsk«, sagte Soja Igorowna, als alle am Tisch saßen. Das Frühstück war reichlich, aber Doerinck hatte den Mut aufgebracht, noch extra ein Spiegelei zu bestellen. Nun war er gespannt, wann und ob es überhaupt kam. Es kam dann tatsächlich. – »Einen kleinen Bus habe ich bestellt. Wir machen eine Fahrt durch die Stadt. Genosse Professor Neroschenko holen wir in der Akademie der Wissenschaften ab. Ein schöner Tag heute.«
    Aber selbst an diesem Vormittag sahen sie von Moskau nur, was auch andere Reisende im Schnellverfahren gezeigt bekamen. Und nicht einmal das; denn bevor sie den Kreml besichtigten, holten sie Professor Neroschenko ab – und damit war die Moskaurundfahrt auch schon beendet.
    Neroschenko glühte sichtlich vor Tatendrang. Der kleine dicke Mann mit der riesigen Glatze umarmte Ljudmila und Corinna, schmatzte ihnen Küsse auf die Wangen, zog auch Doerinck, Marius und Dr. Hambach an seine Brust – allerdings ohne Bruderkuß – und tätschelte Soja Igorowna die runden Backen.
    »Es ist alles vorbereitet!« jubelte er. »Begeben wir uns sofort hin.«
    »Was ist vorbereitet?« fragte Ljudmila. »Wo geht es hin?«
    »Das erste Experiment. Die ersten Messungen. Im Physiologischen Institut steht alles für uns bereit. Sie werden sogar das Mitglied des Obersten Sowjets, den Genossen Katujew, kennenlernen. Er möchte Sie im Namen des Parteisekretärs begrüßen.«
    »Und die versprochene Rundfahrt durch Moskau?« warf Doerinck ein.
    »Moskau! Es steht zweitausend Jahre, wird noch fünftausend Jahre stehen und läuft uns nicht davon. Aber unsere Zeit rast, ihr Lieben, unsere Zeit! Noch sind wir nicht so weit, sie aufzuhalten … körperlich aufzuhalten.« Neroschenko machte eine weite Armbewegung. »Moskau gehört Ihnen, wenn unsere Arbeit hinter uns liegt.«
    Die beiden Wolga-Wagen fuhren bis zu einem langgestreckten modernen Bau im Schatten der Lomonossow-Universität, der wohl größten und prunkvollsten Universität der Welt. Der mittlere, 240 Meter hohe Turm, 28 Stockwerke voller Hörsäle, Zimmer, Laboratorien, Bibliotheken, stach in den blauen Himmel; der rote Stern auf seiner langen Spitze glänzte im Sonnenlicht.
    Vor dem Eingang des Instituts warteten schon die Wissenschaftler in weißen Kitteln auf sie und begrüßten Corinna wie eine alte Bekannte. Neroschenko eilte voraus; es ging durch lange, kahle, steril saubere Gänge, bis man einen großen Raum voller Instrumente betrat. Das erste, was Corinna sofort erkannte, waren ein Elektrokardiograph und ein Elektroenzephalograph, kurz EKG und EEG genannt. Die anderen Instrumente hatte sie noch nie gesehen.
    »Halten wir uns nicht mit Vorreden auf«, sagte Neroschenko, ein Energiebündel, das sich jetzt sozusagen aufschnürte. »Ich möchte mit den Grundmessungen beginnen, wie wir sie schon bei Dschuna und einigen anderen Versuchspersonen durchgeführt haben. Wir greifen da auf einen großen Erfahrungsschatz zurück, den uns meine Kollegen, die Genossen Professoren Wassiliew und Puschkin, überlassen haben.« Neroschenko breitete die Arme aus: »Meine liebe Corinna Stefanowna, gehen Sie bitte hinter den Paravent und ziehen Sie den dort liegenden Badeanzug an. Er paßt Ihnen; wir haben an alles gedacht, auch an Ihre Maße.«
    Soja übersetzte es. Dr. Hambach blinzelte Corinna zu. »Das muß man sich merken. Die Kollegen hier verbinden Wissenschaft mit Freude.«
    Corinna verschwand mit einem Lachen hinter dem Paravent. Nach kurzer Zeit kam sie wieder hervor. Der Badeanzug war ein Bikini. Ein ganz knapper Bikini, der ihre makellose Figur gerade nur an den Schamstellen bedeckte. Man hätte diese winzigen Stoffstückchen auch weglassen können. Sie sah hinreißend aus. Nur Marius ärgerte sich im stillen; er beobachtete die jungen sowjetischen Wissenschaftler und neidete ihnen die begeisterten Blicke.
    An einem chromblitzenden Galgen schwenkte eine Fernsehkamera heran. Das rote Lämpchen auf dem Gehäuse zeigte an: Kamera läuft. Drei hochempfindliche Richtmikrofone pendelten über Corinnas Kopf. Während Professor Neroschenko die Experimente erklärte, die jetzt auf Film aufgenommen wurden, übersetzte Soja Igorowna seine Worte leise für Dr. Hambach und Marius Herbert. Doerinck bemühte sich, von dem Russischen soviel wie möglich zu

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