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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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analysiert, es gibt anscheinend keine Geheimnisse mehr in unserem Umfeld. Und plötzlich ist da etwas Unerklärbares – eigentlich nicht verwunderlich, daß Wunder die Menschen aufregen.«
    »Als du dir vorhin einen anderen Anzug anzogst, um mit dem Professor zu Cora zu fahren, habe ich ihm von Väterchen erzählt. Von der Arztpraxis in Poti. Von den Menschen, die er in Rußland ohne Medizin geheilt hat.«
    »Und Willbreit hat laut gelacht, nicht wahr?«
    »Nein. Er war sehr höflich und hat stumm zugehört.«
    »Dann hat er innerlich gelacht.«
    »Ich weiß es nicht. Er hat mich hinterher nur gefragt: Wie nahmen denn seine ärztlichen Kollegen diese unorthodoxe Behandlung hin? Und ich habe geantwortet: Sie kamen alle zu meinem Vater und sahen ihm zu; sogar aus Tiflis kamen sie mit dem Zug und drückten ihn hinterher an ihre Brust und gaben ihm den Bruderkuß. Einige ließen sich sogar von ihm behandeln. Sie waren voller Achtung vor dem Segen, der in ihm war.«
    »Und das hat Willbreit so ohne weiteres geschluckt?«
    »Er wollte etwas sagen, aber da kamst du zurück, und er schwieg sofort.«
    »Um so aggressiver war er hinterher.« Er rauchte wieder wortlos ein paar Züge und sah Ljudmila an, als sie die Hand auf seinen Arm legte.
    »Du machst dir Sorgen, mein Liebling?«
    »Ja, Ljudmilaschka. Ich glaube, unser schönes ruhiges Leben ist vorbei.«
    »Und das nur, weil beim Rodeln Väterchens Ikone zerbrach.«
    »Das darfst du nicht sagen. Cora ist mit ihren rätselhaften Strahlen geboren worden. Ein vorbestimmtes Schicksal, wenn man's so will.«
    »Ein Erbe.« Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel mit den geballten Sommerwolken. Im leichten Wind zogen sie träge dahin. »Weißt du noch, was ich dir damals gesagt habe, als du mit deinen Soldaten abziehen mußtest? Wir lagen wieder wie so oft am Seeufer. Ich wußte seit Tagen, daß ihr weggehen würdet. Bei Väterchen liefen viele Meldungen zusammen. Was ihr alle nicht wußtet: Einige Patienten von Dr. Assanurian waren Partisanen, die immer das Neueste mitbrachten – auch diese Nachricht, daß die Rote Armee eine neue Offensive begonnen habe, daß die deutschen Divisionen aufgerieben und weggejagt wurden, daß auch dein Bataillon verschwinden müsse. Und an diesem Tag sagtest du: Ich nehme dich mit! Wie der Krieg auch immer ausgeht – wir schlagen uns durch nach Deutschland! Und ich habe zu dir gesagt – weißt du noch, ich lag mit dem Kopf auf deiner nackten Brust, naß waren wir vom Schwimmen im See –, ich habe gesagt: Ljubimez, geh allein. Vergiß mich. Ein Paradies war es mit dir, aber es gibt auf Erden keine Paradiese mehr. Was soll ich in deinem Deutschland? Nur Unglück würde ich dir bringen. Trotzdem hast du mich mitgenommen, und es wurde alles ganz anders, so schön, so voller Glück. Aber jetzt, im Alter, siehst du, jetzt bringe ich euch doch Unglück.«
    »Mein Gott! Das darfst du nicht sagen, Ljudmilanka!« Er drückte sie an sich, küßte ihre Stirn, die Augen, die Lippen und behielt sie fest in seinen Armen. »Wir müssen jetzt nur besonders fest zusammenhalten.«
    »Man wird versuchen, uns zu vernichten.«
    »Aber es wird ihnen nicht gelingen.« Doerinck blickte über den Kopf seiner Frau hinweg auf die im Wind sich wiegenden Sonnenblumen. »Nein! Es wird ihnen nicht gelingen!«
    *
    »Nun sind sie weg«, sagte Dr. Roemer und trat vom Fenster zurück. Willbreit war mit seinem Maserati wütend davongeschossen, Doerinck wanderte langsam zu den Feldern. »Den haben wir gut abgewehrt, was? Ihre Idee, daß ich bei Ihnen einen Teppich bestelle, war genial. Und richtig zugleich: Ich bestelle einen! Den teuersten, den Sie haben. Nennen Sie eine Summe. Ist von vornherein akzeptiert!«
    »Es wäre gut, wenn Sie jetzt auch fahren würden, Herr Landgerichtsdirektor.« Corinna zog den Schemel wieder vor den großen Knüpfrahmen und setzte sich.
    Roemer blieb neben dem Fenster stehen, hilflos wie ein Kind, das man aus dem Zimmer jagt. »Wohin denn?« fragte er.
    »Sie haben doch ein schönes Haus.«
    »Da fällt mir jetzt die Decke auf den Kopf.«
    »Sie haben sicherlich eine schöne Frau.«
    »Die jagt in Ungarn einen Bären. Ich bin allein.«
    »Hier können Sie nicht bleiben … wenn Sie das gedacht haben.«
    »Natürlich nicht. Aber werfen Sie mich nicht hinaus, bitte! Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Reden über mich. Mit wem kann ich das sonst? Sagen Sie nicht: Sie haben Freunde genug. Ja, das stimmt. Freunde unter den

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