Die Strandhochzeit
begann, sie auseinander zu nehmen. Vorsichtig legte sie das Instrument ins Köfferchen und ließ
die Verschlüsse zuschnappen. „Sie waren wirklich sehr nett zu mir. Vielen Dank." Sie reichte ihm die Hand.
Ramon merkte, dass sie aufbrechen wollte. Zögernd schüttelte er ihr die Hand. „Sie sollten sich lieber bei Jack bedanken, nicht bei mir."
„Ich bin Ihnen beiden dankbar."
Was wird Jack wohl sagen, wenn er erfährt, dass ich sie einfach so habe gehen lassen?
fragte der Spanier sich. „Wollen Sie nicht hier bleiben?"
„Nein."
„Aber Jack erwartet sicher ..."
„Er weiß, dass ich nach Hause fahre. Wir haben darüber ge sprochen." Holly ging zur Tür. Ramon folgte ihr.
„Möchten Sie sich denn nicht einmal von ihm verabschieden?"
„Und ihn bei seiner Arbeit stören?" fragte sie ironisch.
Er blickte sie so flehentlich an, dass sie stehen blieb. „Sie und Mr. Armour haben bereits viel mehr für mich getan, als man von Fremden erwarten kann", erklärte sie freundlich. „Außerdem ist Brendan mein Problem, und ich muss selbst einen Weg finden, wie ich mit ihm fertig werde."
„Weg?"
Jack wandte sich um und sah Ramon an. „ Wusstest du, dass sie wegfahren wollte?"
Sein sonnengebräuntes Gesicht war aschfahl, und um seinen Mund zuckte es leicht.
Nervös trat der Spanier von einem Fuß auf den anderen. „Sie ... sie hat sich noch bedankt", erwiderte er unsicher.
Jack kniff die Augen zusammen und wandte sich an die Re-zeptionistin. „Hat die junge Frau mir eine Nachricht hinterlassen?"
Die Frau ließ den Blick über die Postfächer gleiten. In seinem Fach waren zahlreiche Nachrichten, die sie ihm reichte. Einige Male zog er beim Überfliegen die Augenbrauen hoch. Doch die Nachricht, die er suchte, war nicht dabei.
Ramon seufzte. „Keine Nachricht von Holly Dent, stimmt's?"
„Nein."
„Also ist sie wieder einmal davongelaufen. Wenigstens haben wir so eine Sorge weniger."
Jacks Miene war wie versteinert. Ramon seufzte erneut und beschloss, ihm zu erzählen, was er am vergangenen Abend von Gilbert erfahren hatte. „Jack, sie hat uns an der Nase herumge führt. Der Besitzer des Clubs sagte, sie wäre auf der Flucht vor ihrem Ehemann."
Schweigend betrachtete Jack ihn.
„Höchstwahrscheinlich ist dieser Brendan also gar nicht ihr Schwager „, wiederholte Ramon eindringlich. „Und du willst dich doch nicht zwischen eine Frau und ihren Ehemann stellen, oder?"
Er hatte es wohlweislich vermieden, „nicht noch einmal" zu sagen, aber das war auch nicht nötig. Jack blickte ihn mit seinen dunklen Augen an, als würde er durch ihn hindurchsehen.
„Sie hatte furchtbare Angst." Er klang, als würde er mit sich selbst sprechen.
„Zumindest hat sie das behauptet." Ramon zögerte, doch dann beschloss er, Jack alles zu erzählen, was er wusste. „Ich habe ihren Flötenkoffer geöffnet. Der Name, der darin stand, war nicht Holly Dent."
„Und welcher Name war es? Sugrue?"
„Ehrlich gesagt, darauf habe ich nicht so genau geachtet", gab Ramon zu
„Vermutlich warst du zu sehr damit beschäftigt, sie zur Tür zu geleiten, damit du sie endlich los sein wurdest."
Der Spanier war gekränkt. „Das ist nicht wahr. Ich habe ihr gesagt, du würdest erwarten, dass sie bleibt. Sie meinte, du wüss-test bereits, dass sie nach Hause fahren würde. Ich gebe zu, dass ich erleichtert darüber war. Aber ich habe sie nicht gedrängt zu gehen."
Tief in Gedanken, drehte Jack den Stapel Nachrichten in den Händen hin und her. „Ich glaube nicht, dass das Mädchen verheiratet ist."
Resigniert hob Ramon die Hände. „Weil du es nicht glauben willst."
„Später hat sie wirklich Mut bewiesen. Als sie diesen Mann sah, hatte sie allerdings panische Angst", erinnerte Jack sich. „Niemand sollte sich so fürchten müssen."
„Als sie ging, sagte sie, Brendan sei ihr Problem und sie würde es irgendwie lösen.
Offenbar wollte sie nicht, dass du dich einmischst."
Nach einem kurzen Schweigen lachte Jack. „Das scheint mein Lebensmotto zu sein", stellte er selbstironisch fest. Nach einem Moment fügte er hinzu: „Schon gut, Ramon, ich habe es verstanden. Holly Dent braucht keine Hilfe. Ich habe meine Aufgabe erfüllt."
Ramon sandte ein Dankgebet zum Himmel.
Holly hatte sehr schlecht geschlafen. Im Traum war sie von einem großen Mann mit hohen Wangenknochen und dunklen Augen verfolgt worden. Als sie morgens aufwachte, war sie aschfahl, und ihre goldbraunen Augen wirkten unnatürlich groß. Sogar Pierre, dem
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