Die Strandräuber - ein Ferienabenteuer auf Sylt
Dackel und kriegte eine fürchterliche Standpauke von dem angepinkelten Mann. »Tschuldigung«, murmelte sie und Leo und Lotte bellten wie zwei ausgewachsene Bernhardiner.
Luise lag auf dem Bauch und beobachtete das Strandleben. »Kinder, das ist wie Fernsehen«, sagte sie.
»Gibt nur keine Serien«, maulte Chaoten-John. Doch plötzlich rief er viel zu laut: »Guckt mal, den da!« Er zeigte auf einen Mann, der genau so breit wie hoch war. Der hatte sich ein Badetuch um den Bauch geschlungen und versuchte, eine Zeitung so zu halten, dass sich der Wind nicht ständig darin verfing. Kaum hielt er die Zeitung hoch, wurde sie ihm ins Gesicht geweht und er kämpfte wütend mit dem Papier.
Aber sein eigentliches Problem war nicht die Zeitung, sondern Kinder. Kinder, die in unmittelbarer Nähe spielten und tobten.
Die konnte der Dicke ganz offensichtlich nicht ausstehen. Alle paar Minuten schoss er aus seinem Strandkorb und blaffte die Kinder an.
Die guckten dann einen Moment lang erschrocken, traten auf der Stelle, um im nächsten Moment weiter zu lärmen.
Ein paar Erwachsene beugten sich aus ihren Strandkörben raus und schüttelten die Köpfe über die Unfreundlichkeit des Mannes. Der schwenkte ärgerlich seine Zeitung in alle Richtungen und fiel schnaufend zurück in den Strandkorb.
Die Kinder um den Dicken spielten jetzt Fangen und Kriegen. Dabei rannten sie auch dicht an seinem Korb vorbei und ein kleiner Junge, der viel langsamer als die anderen war, stolperte über die ausgestreckten Beine von dem Kinderhasser. Ängstlich guckte sich der Junge um. Und der Mann nahm doch tatsächlich seine Zeitung und schlug nach dem langsamen Jungen.
»Der spinnt«, stellte der Professor sachlich fest.
»Der schreit ja geradezu danach, dass man ihm eins auswischt.« Willi wollte dem Kleinen helfen.
Alle grübelten, wie sie diesem unfreundlichen Kerl eins verpassen konnten. Aber niemand hatte eine zündende Idee.
Nach einer Weile sagte Luise: »Der Dicke pennt.«
»Na super«, sagte der Professor, »der Herr liegt im Sand, platt auf dem Rücken.«
»Ick habs, ick habs!«, brüllte Willi. »Los, Eimer und Schaufel holen! Attacke gegen den Dicken! Das gibt einen Riesensandberg.«
Eine schweißtreibende Schufterei begann. Die Kinder mussten Unmengen von Sand bewegen, um den Dicken vollständig einzubuddeln. Der Professor schleppte eimerweise Wasser ran und verwandelte den Sand in einen matschigen Brei. Er mischte das gewissenhaft wie ein Apotheker an.
Alle waren ganz leise. Der Dicke durfte um Himmels Willen nicht aufwachen. Aus den umliegenden Strandkörben schielten Leute raus und gaben ihre Kommentare ab.
»Geschieht dem doch recht.«
»Unfreundlicher Kerl.«
»Strafe folgt auf dem Fuß.«
Chaoten-John schoss von einem Strandkorb zum anderen und bat die Bewohner sehr freundlich: »Bitte, wecken Sie den netten Herrn nicht auf. Es wäre sonst gar keine Überraschung für ihn.«
»Für diese Schufterei sollte der Dicke uns wenigstens ein Eis spendieren.« Willi dachte wieder ans Essen.
»Ja«, sagte der Professor, »und ›danke‹ sollte er auch sagen.«
Endlich war es soweit. Der Dicke lag bis zum Hals unter Massen von Sand. »Sylter Riesen-Burger«, sagte Willi und verdrehte genießerisch die Augen.
»Nein, er sieht eher aus wie das Gemüsebeet von meiner Mutter«, sagte der Professor.
»Dann sollten wir doch noch was anpflanzen.« Kaum hatte Luise das gesagt, stürmte Willi in Richtung Wasser – soweit man Willi mit einem Sturm vergleichen konnte. Keuchend kam er zurück. Auf seiner Schaufel balancierte er eine angespülte Qualle. Blop! Die schippte er mitten auf den Sandberg. Ungefähr da, wo der Dicke seinen Bauchnabel haben musste.
Dann hockten sich die Fünf in einiger Entfernung in den Sand und warteten.
Chaoten-John wurde es schnell zu langweilig. Er lief zu dem Sandberg und drehte Runde um Runde um ihn herum. Dabei stieß er ein paar Mal unsanft gegen den Haufen.
Endlich kam Leben in den Sandberg. Der Dicke prustete, starrte entgeistert auf die Qualle und fing an, sich aus den Sandmassen rauszuwühlen.
In dem Moment baute Chaoten-John sich vor ihm auf. »Oh je, Sie haben sich aber eingewühlt. Soll ich vielleicht helfen?«, fragte er.
»Um Himmels Willen, nein! Schon wieder so ein entsetzliches Gör!« Der Dicke zappelte und wühlte weiter im Sand.
»Na, dann noch viel Spaß«, sagte Chaoten-John und hüpfte davon. Und dann rief er dem Dicken noch zu: »Und übrigens, Sie sind selber Schuld.
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