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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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genau, wie ich es dir erzählt habe; der Mörder saß mir gegenüber, ich hab' ihn so deutlich gesehen, wie ich dich vor mir sehe!«
»Ich weiß nicht...«, sagte Doc gedehnt.
»Dann komm bitte mit und paß auf, ob es wiederkommt!«
»Wenn ich es sähe«, lehnte Doc ab, »wäre es ein Gespenst, und das wäre mir sehr unangenehm, denn ich glaube nicht an Gespenster. Und wenn du es sehen würdest und ich nicht, wäre es eine Halluzination, und das wäre nun wieder für dich unangenehm.«
»Aber was soll ich tun?« rief Henri, »wenn es noch einmal kommt - ich weiß nicht, was dann geschieht, ich glaube, ich bin auf der Stelle tot. Weißt du, er sah keineswegs wie ein Mörder aus, sondern gütig, und das Kind war so lieb; es war nichts Böses an ihnen. Und doch schnitt er ihm die Kehle durch, ich hab's gesehen!«
»Ich weiß nicht...«, kam es wieder von Doc. »Ich bin weder Psychiater noch Hexenverfolger und wünsche keines von beiden zu werden.«
»Heh! Doc!« drang von draußen die Stimme eines jungen Mädchens durchs Fenster, »darf ich hinein?«
»Komm nur!« lud Doc sie ein. Es war eine hübsche, flotte junge Dame. Doc stellte ihr Henri vor und setzte hinzu: »Ein schwieriger Fall! Er hat entweder ein Gespenst gesehen oder hat ein sehr schlechtes Gewissen - er weiß es selber nicht. Erzähl es ihr, Henri!«
Und Henri erzählte, und die Augen der jungen Dame funkelten. »Das ist ja entsetzlich!« rief sie aus, als er zu Ende war. »Ich habe, solange ich lebe, noch nie nur die leiseste Spur von einem Gespenst gesehen. Kommen Sie mit; wir wollen sehen, ob es zurückkommt!«
Doc sah die beiden ungern von dannen ziehen; denn er hatte sich auf das Mädchen gefreut.
Dieses jedoch bekam nie das Gespenst zu Gesicht. Aber da ihr Henri gefiel, blieb sie fünf Monate mit ihm zusammen, bis das beengte Kajütenleben und der Mangel eines WC sie wieder von dort vertrieb.

23. Kapitel
    Schwarzer Trübsinn lastete auf dem Palace Hotel. Alle Freude war dahin. Mit aufgerissenen Lippen und eingeschlagenen Zähnen kehrte Mack vom Laboratorium zurück, und als eine Art Buße ließ er sein Gesicht ungewaschen. Er kroch ins Bett, zog die Decke über den Kopf und blieb so den ganzen Tag liegen.
Sein Herz war zerrissen wie sein Mund. Er überdachte alles, was er in seinem Leben getan hatte, und siehe: alles war schlecht gewesen! Er war tief traurig.
Hughie und Jones saßen eine Zeitlang trübsinnig herum, gingen dann in die Hediondo-Konservenfabrik, fragten nach Arbeit und bekamen welche.
Hazel war so scheußlich zumute, daß er nach Monterey lief, mit einem Soldaten Streit anfing und dabei mit Absicht den kürzeren zog. Danach fühlte er sich einigermaßen erleichtert. Er war von einem Menschen verdroschen worden, den er mit Leichtigkeit hätte kaputtschlagen können.
Das einzige glückliche Wesen der ganzen Clique war Darling.
Sie vertrieb sich die Zeit unter Macks Bett, indem sie dessen Schuhe anknabberte. Sie war ein munteres Hündchen mit scharfen Zähnen. Zweimal langte Mack in düsterer Verzweiflung unter die Bettstatt und holte sie sich zur Gesellschaft herauf. Darling jedoch entschlüpfte jedesmal, kehrte wieder zu den Schuhen zurück und fraß sie auf.
Eddie schlenderte ins La Ida, wo er mit seinem Freund, dem Barmann, eine Unterredung hatte, die ihm einige Drinks und etliche Nickel einbrachte, mit denen er den Musikautomaten fünfmal hintereinander Melancholy Baby spielen ließ.
Eine schwere Wolke lastete auf Mack und seinen Gefährten.
Sie fühlten es und wußten, sie hatten ihr Schicksal verdient. Sie waren wieder zu Ausgestoßenen geworden. Alle ihre guten Vorsätze schienen vergessen; kein Mensch erwähnte, daß sie das Fest zu Ehren Docs hatten veranstalten wollen, und niemand fand für sie ein Wort der Entschuldigung. Abscheulich entstellt lief die Geschichte durch die Flotte Flagge und die Konservenfabriken. Die Betrunkenen im La Ida tratschten, Lee Chong erklärte, er sei finanziell geschädigt, und schließlich hieß es, sie hätten Getränke und Geld gestohlen, seien arglistig ins Laboratorium eingebrochen und hätten es aus purer Bosheit zerstört. Selbst Leute, die es bestimmt besser wußten, vertraten die gleiche Ansicht. Eine Schar Betrunkener aus dem La Ida überlegte, vors Palace zu ziehen und die ganze Bande zum Teufel zu jagen, um ihnen zu beweisen, daß sie eine solche Schandtat an Doc nicht begehen dürften. Nur ein Gefühl von Solidarität und die kämpferische Überlegenheit Macks und der Jungens rettete sie

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