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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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nachdrücklich den Kopf. »Ich habe dir versprochen, dich nicht zu verlassen.«
    Bei diesen Worten stieg die alte Furcht wieder in mir auf, und ich konnte zur Antwort nur stumm nicken. Zusammen mit der würgenden Furcht flammte erneut ein Bild vor mir auf, so klar wie eine nicht lang zurückliegende Erinnerung. Eine der Zwillingsschwestern saß an einem Schreibtisch und schrieb etwas. Dabei blickte sie immer wieder verstohlen auf und drehte sich um, als fürchte sie, bei ihrem Tun ertappt zu werden oder hielt inne, um das Blatt vor ihr mit einem Streifen Löschpapier abzutupfen. Ich konnte gerade noch sehen, wie sich ihr Gesicht vor nackter Angst verzerrte, dann verschwand das Bild wieder.

    »Alexander«, begann ich, brach dann verzagt ab und fragte mich, wie ich ihm erklären sollte, was mir gerade widerfahren war. »Ich … ich habe gerade an etwas gedacht…«
    »Ja?«
    Seufzend schüttelte ich den Kopf. »Nein, es war eher so, als hätte ich mich an etwas erinnert. An einen Traum vielleicht. Ich habe einen der Zwillinge gesehen. Sie schrieb irgendetwas, und sie hatte furchtbare Angst.« Ich erschauerte, weil meine Worte sogar in meinen eigenen Ohren Unheil verkündend klangen.
    Ein ungläubiger Ausdruck war in Alexanders Augen getreten. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich weiß es nicht. Das Bild war einfach plötzlich da - so, als hätte ich es schon irgendwo einmal gesehen.«
    Seine Augen wurden schmal. »Vielleicht hast du das ja auch. Vielleicht hast du geträumt und erinnerst dich jetzt daran.«
    »Da ist noch etwas«, fuhr ich fort. »Wenn ich von Eve träume, höre ich manchmal ein bitterliches Weinen. Das Weinen einer Frau.«
    Alexander blickte zum diesigen Horizont hinüber. Die Sonne begann am Nachmittagshimmel langsam zu sinken, unsere Schatten auf den Steinplatten wurden länger. »Wie oft hast du das bislang schon geträumt?«
    »Nur ein paar Mal. Wieso … hast du denselben Traum gehabt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, bislang noch nicht.«
    Ein paar Sekunden standen wir uns schweigend gegenüber, dann fragte Alexander: »Und was nun?«
    »Sehen wir uns diesen Irrgarten doch einmal genauer an«, schlug ich vor. Er nickte, und wir kletterten die Leiter wieder hinunter.
    Wir gingen zu dem umfriedeten Garten hinter dem Ballsaal
zurück, durchquerten von dort aus den runden Garten mit der Statue des Flötenspielers und traten durch die Lücke ganz am Ende der Hecke. Dahinter erstreckte sich ein schmaler, zu beiden Seiten mit hohen immergrünen Sträuchern gesäumter Pfad.
    »Es ist vielleicht keine so gute Idee, hier umherzustreifen, wenn niemand weiß, wo wir sind.« Ich blickte nervös zu dem über den verwilderten Hecken schimmernden blauen Himmelsstreifen auf.
    »Keine Angst.« Alexander griff nach meiner Hand. »Ich habe den Weg zur Mitte dieses Labyrinths vom Dach aus genau gesehen.«
    Widerstrebend folgte ich ihm in den links abzweigenden Gang und um zwei Biegungen.
    »Eine Szene wie aus einem Märchen«, bemerkte Alexander nachdenklich.
    »Oder aus einer Gruselgeschichte«, gab ich zurück. »Jane Eyre vielleicht.«
    Er bedachte mich mit einem nachsichtigen Lächeln, das besagte, dass viele Jahre verstrichen waren, seit er Jane Eyre zuletzt gelesen hatte. Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg, doch er drückte meine Hand, und meine Verlegenheit schwand.
    Nach der nächsten Biegung gelangten wir auf eine Lichtung, die ungefähr so groß war wie der Garten mit der Knabenstatue. Den Mittelpunkt bildete etwas, was früher einmal ein Fischteich gewesen sein musste: ein mit glänzendem Stein ausgekleidetes Becken, in dessen Mitte eine Windharfe eingemeißelt war. Ein paar Zentimeter Brackwasser und verrottendes Laub bedeckten den Boden. Neben dem Teich stand eine steinerne Bank. Ansonsten gab es in diesem Garten nur verwilderte Grasflächen und Wildblumen, sonst nichts. An seinem Ende nahm der Pfad seinen Fortgang.

    »Komm weiter«, drängte ich, ehe Alexander etwas anderes vorschlagen konnte.
    Wir folgten dem schmalen, von hohen Hecken begrenzten Pfad, der uns tiefer in das Labyrinth hineinführte. Alexander war sich der Richtung, die wir einschlagen mussten, so sicher, wie ich durcheinandergeraten war.
    Endlich stellte ich mit leiser Verärgerung fest: »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du wärst schon einmal hier gewesen.«
    Alexander schüttelte den Kopf. »Solche Verwirrspiele wie dieses hier habe ich schon immer schnell durchschaut. Vergiss eines nicht -

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