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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Irgendwo in der Wüste.
    Sie kann ja nicht weit gekommen sein. Wie recht hatte Grandtours, wie grausam recht!
    Ich hasse die Wüste wirklich.
    Der Berg Hdjerin ist einer der hohen Gipfel des riesigen Gebirges, das mitten in der Sahara liegt, des Hoggars. Zweitausendundsiebzig Meter erhebt sich der klotzige Kegel in den glutenden Himmel, umflattert von einigen weißen Wolken, die an seinen Graten zu zerschellen scheinen. Urweltlich, einsam, ohne Leben, nur nackte, graue Felsen – das ist das Hoggar, ein Gebirge, das zu den gewaltigsten Naturdenkmälern unserer Erde gehört. Es gibt nur wenige Weiße, die durch die vielen Schluchten zogen, die das Wadi Indegan kennen, dieses riesige Flußbett ohne Wasser, breiter als der Rhein, oder die zerklüfteten, den Schluchten der amerikanischen Canons vergleichbaren Wadis Ilaman und Tarbumut. Der Mississippi ist ein grandioser, gewaltiger Fluß, aber das Wadi Terharthart vom Berge Kokai bis zum fast zweitausend Meter hohen Tasabat ist größer und atemraubender, ein Strom ohne Wasser, eingesägt in Hunderte von Metern hohe, steile Felswände. Hier wächst kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm, nichts. Hier gibt es nur Steine und Sonne und das Schweigen einer Natur, die keinen anderen Laut duldet als das Krächzen von Aasgeiern, die sich von dem Aas der wenigen Tiere nähren.
    In diesem Gebirge ohne Gnade, in den Bergen des Todes, am Fuße des Hdjerin lag, in den Felsen gehauen, ein Haus.
    Ein flacher, langgestreckter, niedriger Bau, umgeben von einer dicken Steinmauer, grau wie die Berge, leblos, ohne Fenster. Nie sah man einen Menschen vor der Mauer – fast konnte man denken, es sei gar kein Haus, sondern ein merkwürdig gebildeter Felsen, ein Vorsprung in das Wadi, ein billiger, von keinem belachter Scherz der Natur.
    Aber es war ein Haus, denn manchmal, in dunklen Nächten, geisterte ein schwacher Lichtstrahl durch das trockene Flußbett und traf die kahle Wand der Berge. Ab und zu sah man dann auch Menschen in dieser Einöde, Männer in langen schwarzen Burnussen, den Turban tief in die Stirn gewickelt, braun, verwittert wie die Steine, die sie umgaben.
    Im Inneren des Hauses saß an diesem Abend auf einer einfachen Matte in dem sonst leeren Raum vor einer blakenden Öllampe ein großer, schlanker Araber. Sein seidener Haikh hüllte den Körper in vielen Falten ein, unter dem weißen Turban blickten zwei scharfe Augen auf die wenigen Männer, die ihm gegenübersaßen und still rauchten.
    Zwei blaue Augen waren es – eine Absurdität der Sahara. Es waren berühmte Augen, die nie ein Europäer gesehen hatte. Augen, die sagenhaft geworden waren in den Jahren ihres Wirkens.
    Sidi Mohammed Ben Scheik el Mokhtar legte seine Zigarette in eine silberne Schale und strich sich über die hohe Stirn. Amar Ben Belkacem, einen durchbluteten Verband um die nackte Schulter, hockte in einem Winkel des Raumes, während Babaâdour Mohammed Ben Ramdan und Dr. Ahmed Djaballah im runden Schein der Lampe saßen.
    Sidi Mohammed sah sich im Kreise um und schüttelte den Kopf. »Niemand hat etwas zu sagen?« fragte er mit seiner weichen, dunklen Stimme. Mit ihr veredelten sich die scharfen und krächzenden Laute der arabischen Sprache, sie wurde abgerundet, melodisch.
    Babaâdour nickte langsam. »Was sollen wir sagen, Sidi? Dr. Sievert ist für uns verloren.«
    »Und mit ihm unser Land?« Ein Zucken ging durch die Körper der Sitzenden, als dieser Satz, leise wie zuvor, leidenschaftslos den dämmerigen, kahlen Raum durchklang.
    Amar Ben Belkacem hieb mit der Faust auf den Boden. »Wir werden ihn wiederbekommen. Seit drei Wochen suchen ihn meine Späher.«
    »Dann müssen sie blind sein, Amar.« Sidi Mohammed lächelte, als Amar Ben Belkacems Kopf erschrocken emporzuckte. »Dr. Sievert befindet sich in Fort III – seit zwei Wochen! Er war mit Leutnant Grandtours in der Wüste und vermaß neue Brunnen! Er arbeitet wie ein Besessener – es wird in drei Jahren keine Wüste mehr geben, wenn es so weitergeht! Die Brunnen, die er anbohren will, haben bereits die Zahl sechzig erreicht!«
    »Sechzig Brunnen im Bereich Ghardaia – El Golea? Das ist doch nicht wahr!« Dr. Djaballah nestelte aus seiner Djellabah eine Karte hervor und drückte die kleinen, dicken Finger auf das knisternde Papier. »Wir haben in diesen Gebieten nur vierunddreißig Brunnen verzeichnet. Aber auch diese genügen schon, um das Land fruchtbar zu machen. Sechzig Brunnen, das bedeutet einen Garten!«
    »Er kann mehr als

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