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Die Stunde der Gladiatoren

Die Stunde der Gladiatoren

Titel: Die Stunde der Gladiatoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gesehen?«
    Â»Wenn du so fragst – ja.«
    Â»Oder hier: Africanus und Victor setzen sich dafür ein , Marcus Cerennius zu wählen. Findest du das etwa in Ordnung, Herr?«
    Â»Natürlich nicht. Cerennius ist ein nichtsnutziger Päderast. Und was Popidius angeht: Er ist der dümmste Mensch, der mir je über den Weg gelaufen ist.«
    Â»Du machst dich über mich lustig, oder?«, stieß der Goldschmied hervor, unüberhörbar in seiner Ehre gekränkt. »Als Anwalt, finde ich, müsstest du eigentlich Verständnis für mich haben.«
    Â»Als Anwalt, Pertinax«, fuhr Varro seinem Pächter in die Parade, »habe ich gewiss Besseres zu tun, als mich mit Wandmalereien … Moment mal, was ist denn das?«
    Â»Das da?« Morgenluft witternd, wandte sich der Goldschmied aufs Neue den Kritzeleien zu. »Eine Vorankündigung für die Spiele.« Pertinax setzte eine selbstgefällige Miene auf. »Zum Ruhme des Kaisers und aus Anlass seines Regierungsantritts wird die Gladiatorentruppe des Maximinus am Vierundzwanzigsten des Monats Ju …«
    Â»Ich meine nicht die Ankündigung, sondern das da!«
    Aufmerksam geworden, schob Varro seinen Pächter beiseite und begutachtete den Schriftzug, welcher mit ungeübter Hand an die Hauswand gekritzelt worden war. »O Niger, in allen Kämpfen hast du gesiegt. Du bist das achte Weltwunder«, murmelte der Advocatus und zog die Stirn in Falten. »Artemisia, die Deine!«
    Â»Nichts Ungewöhnliches, oder?«
    Nein, Kritzeleien wie diese waren an der Tagesordnung. Da hatte Pertinax recht. Gladiatoren waren begehrt, im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinn. »Stimmt.«
    Â»Darf man erfahren, Herr, was dich an einem Retiarius interessiert?«
    Â»Gegenfrage, Pertinax – was weißt du über ihn?«
    Â»Ãœber Niger? Nicht mehr als jeder andere in der Stadt.«
    Varro verrollte die Augen. »Und das wäre?«
    Â»Egal, gegen wen, er hat stets gesiegt«, beeilte sich der Goldschmied zu antworten, bemüht, die Scharte auszuwetzen. »Sieger in knapp 20 Kämpfen, die Hälfte davon in Treveris, das muss ihm erst mal einer nachmachen!«
    Â»Das beantwortet nicht meine Frage, Pertinax.«
    Â»Nein?« Erst jetzt, im Angesicht des missvergnügten Advocatus, dämmerte dem Ligurer, worauf dieser hinauswollte. »Ach so, das meinst du! Tja, Herr, ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll – Gladiatoren sind eben heiß begehrt.«
    Â»Und Niger?«
    Â»Der bildet diesbezüglich keine Ausnahme.«
    Â»Woher willst du das wissen?«
    Â»Sagen wir es mal so, Herr: Meine Wenigkeit und die Helden der Arena haben eins gemeinsam – wir bedienen reiche Kundinnen, falls du verstehst, was ich meine.«
    Varro, der sehr wohl verstand, was der Goldschmied meinte, verzog keine Miene.
    Â»Mit Betonung auf ›bedienen‹!«, fügte Pertinax, welcher die Bemerkung durch Gelächter abrundete, voller Häme hinzu. Und ließ ihm eine an Eindeutigkeit nicht zu überbietende Geste folgen. »Gladiator müsste man sein.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»In meiner Position hört man so manches. Stell dir vor, Herr: Erst neulich hat mir Porcia, die Frau des Tuchhändlers Marcellus, unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, dass die … die …«
    Â»Die was? Nur keine falsche Scham, Pertinax.«
    Der Goldschmied kratzte sich an der Schläfe. »Na ja, sie hat durchblicken lassen, dass es in gewissen Kreisen üblich ist … wie soll ich sagen …«
    Â»Tu dir keinen Zwang an.«
    Â»Du nimmst es mir auch nicht übel, Herr?«
    Â»Warum sollte ich!«, erwiderte Varro trocken, den die Art, wie Pertinax um den heißen Brei herumredete, amüsierte. »Nur zu.«
    Â»Ja, wenn das so ist: Porcia hat durchblicken lassen, dass die Damen der besseren Gesellschaft gar nicht so fein sind, wie sie tun.«
    Â»Darauf wäre ich nun wirklich nicht gekommen, Pertinax.«
    Â»Du würdest dich wundern, Herr, wenn du wüsstest, wer alles sich mit Gladiatoren vergnügt«, fuhr der Goldschmied, der allmählich in Fahrt geriet, voller Genugtuung fort. »Tja, Herr, wie heißt es doch so schön: Geld stinkt nicht.«
    Â»Heißt das, man kann …«
    Â»Das heißt, Dominus, es ist möglich, sich die Dienste gewisser Heroen zu erkaufen. Für

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