Die Stunde der Gladiatoren
Glück.
Und es rettete ihr das Leben.
»Zahlen, Aphrodite â wennâs geht, heute noch!« Kurz davor, aus der Haut zu fahren, schluckte Aspasia ihren Ãrger hinunter, kassierte ihren Obolus und flüchtete sich hinter den Tresen. Selten zuvor hatte sie so viel zu tun gehabt, und obwohl sie das Geld gut brauchen konnte, hätte sie am liebsten alles liegen und stehen lassen. Das wiederum war nicht möglich, wieso nicht, lag auf der Hand. Ohne Geld keine Miete, ohne Miete kein Dach über dem Kopf, ohne Behausung ein Fall für den Präfekten, der im Ruf stand, mit Herumstreunenden kurzen Prozess zu machen.
So einfach war das.
»He, Wirtschaft â wo bleibt mein Wein?«
»Nur die Ruhe, Calvus, dauert nicht mehr lang.« Aspasia stöhnte leise auf. Mit der Ruhe war es bekanntlich so eine Sache, namentlich in diesem Getümmel, wo sie Köchin, Schankmädchen und Verkäuferin in einer Person war. Wie allerorten üblich, war ihre Schenke nämlich auch für die Passanten da, unter ihnen Händler, StraÃenjungen, Tagelöhner und all jene, die auf dem Weg zu den Spielen oder dem nahe gelegenen Forum waren. Der âºKantharosâ¹, berühmt für seine FischsoÃe, lag direkt am Decumanus, am heutigen Tag eher Fluch als Segen. Nicht nur in der Wirtsstube, nur wenige Schritte im Quadrat groà und mit ein paar Stühlen, roh gezimmerten Tischen und Halterungen für die Amphoren versehen, sondern auch drauÃen, direkt vor dem hölzernen Vordach und dem in unmittelbarer Nähe befindlichen Kreuzwegaltar, herrschte ein Betrieb, wie Aspasia ihn sonst nur aus Alexandria kannte. Karren, Fuhrwerke und Gespanne aller Art rumpelten über das Pflaster, die einen stadteinwärts, die anderen Richtung Brücke, die mittlerweile bereits 150 Jahre alt war. Hinzu kamen, nicht minder häufig, die Sänften der Vornehmen und Beamten, deren Träger lauthals freie Bahn forderten. Dies alles, verbunden mit dem Wiehern der Pferde, dem Geschrei der Maultiere oder den Wutausbrüchen der Fuhrleute, welche unachtsame Passanten beschimpften, verursachte so viel Lärm, dass man Mühe hatte, sein eigenes Wort zu verstehen.
Die Linke auf der Theke, wischte sich Aspasia den Schweià von der Stirn. Der Gestank von Tierkot, welcher in der Mittagshitze vor sich hin moderte, war heute besonders penetrant, und es fruchtete wenig, wenn man sich mit den Maultiertreibern anlegte. Für sie, wie für manch einen ihrer Gäste, waren Frauen Bürger zweiter Klasse, und da sie ohnehin genug zu tun hatte, ging sie Wortgefechten aus dem Weg.
Die gab es aber auch so, unmittelbar vor ihren Augen. »He, du Rüpel!«, herrschte ein Ziegelbrenner, der einen Teller Dinkelgrütze mit Fladenbrot bestellt hatte, einen beinahe zwei Kopf gröÃeren Fuhrknecht an. »Anstellen, aber ein bisschen plötzlich!«
»WeiÃt du, was du mich kannst, du Zwerg?«, raunzte das tumbe Kraftpaket zurück, unter dessen Tunika sich ein Paar muskulöser Oberarme abzeichnete. »Pass bloà auf, sonst kriegst du eins auf die â¦Â«
»Wer hier was kriegt, bestimme ich, ist das klar?«, fuhr Aspasia dazwischen, funkelte den Fuhrknecht an und schob dem Ziegelbrenner den Teller hin, auf dem sich sein karges Mahl befand. »Und nun zu dir, Herakles â was darfâs sein?«
»Hera ⦠was?«
»Deine Bestellung, gallischer Herkules  â möglichst rasch, wenn ich bitten darf.«
»Ich heiÃe Pomponius, nicht Herkules.«
Ich gebâs auf!, dachte Aspasia, setzte um des Friedens willen ein Lächeln auf und fragte: »Na schön, starker Mann, was darfâs denn sein?«
»Hühnerschenkel mit Brot, gekochte Eier, Schafkäse, Oliven und â¦Â«
»Das nenne ich Appetit!«, warf Aspasia ein, nahm einen Schöpflöffel und lieà ihn im rechten der sechs Tonkrüge verschwinden, welche in die mit Marmor verkleidete Theke eingelassen waren. »Und?«
»Und als Nachspeise Sardellen in Salzlake!«, fügte das Sechs-FuÃ-Monstrum hinzu und strahlte Aspasia, die sich ein Kopfschütteln nur mit Mühe verkneifen konnte, dümmlich an. »Macht wie viel?«
Aspasia nannte den Preis, führte die Bestellung aus, überbrachte sie, kassierte das Geld, wandte sich an den nächsten in der Schlange â und erstarrte.
»Wer hätte das gedacht!«, knurrte der dunkelhaarige,
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