Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
sie nicht unbedingt berühren, wenn es nicht sein muss.« Ich zeigte ihr meine verletzte Handfläche.
»Das ist mein Kruzifix«, sagte sie.
»Ich musste es mir ausborgen.«
Sie musterte mich einen Augenblick und schüttelte anschließend den Kopf. Ihre angespannte Miene ließ sowohl Beklemmung als auch Ärger erahnen. Doch sie legte Mom die Kette um den Hals.
»Das Silber hat Ihnen das angetan?«
Ich zuckte zusammen und nickte. »Bei Silberkugeln ist es nicht das Geschoss, das einen Werwolf umbringt. Es ist das Silber, das sein Blut vergiftet.«
»Ich wette, dass das nicht sehr angenehm ist.«
»Nein, wohl nicht.«
Hardin richtete sich wieder auf und betrachtete mich. Die Beklommenheit ließ allmählich nach, sodass eine zutiefst verärgerte Miene die Oberhand gewann. »Sie werden mir gefälligst erklären, was dieser Bastard mir angetan hat.«
»Hypnotisierender Vampirvoodoo.«
»Ähm. Ja.«
»Wie bringen sie denn Ihrer Meinung nach Leute dazu, still zu halten, während sie deren Blut trinken?«
Sie sah mich wütend an. »Ich hasse es, wenn diese ganze Scheiße tatsächlich vernünftig klingt.«
»Sehen Sie ihm das nächste Mal nicht in die Augen, okay?«
»Gehen wir.«
Ich berührte Moms Hand ein letztes Mal. Sie schlief, und das Kruzifix lag sichtbar in der Kuhle an ihrem Hals. Sie war so sicher, wie ich es irgend bewerkstelligen konnte. Also nicht sehr. Ich hasste es, sie zurückzulassen.
»Es wird ihr nichts passieren.« Hardin berührte mich am Arm. »Ich stelle sicher, dass die Wachleute ein Auge auf ihr Zimmer haben.«
Als wenn das helfen würde. Arturo würde sie einfach mit seinen Tricks einfangen.
»Ich lasse sie Knoblauch über die Tür hängen.« Sie grinste, aber im Grunde war es kein Witz.
Vor uns konnten wir laute Schritte hören. Vier Polizisten kamen den Flur entlanggelaufen. Hardins Verstärkung.
»Sie haben sich ganz schön Zeit gelassen!«, fuhr sie sie an. »Los, wir gehen wieder.«
Schulterzuckend murmelten sie Entschuldigungen. Doch ich warf einen Blick auf die Uhr: Das ganze Wortgefecht mit Arturo hatte bloß zwei Minuten gedauert. So lang waren wir gar nicht hier gewesen. Es schien nur so, weil die Zeit langsam vergangen war.
Nachdem Hardin ein paar Takte mit den Sicherheitsleuten geredet hatte, gingen wir zusammen aus dem Krankenhaus. »Ihr Freund wollte zum Hauptquartier dieses Kerls. Wo ist das?«
»Kennen Sie den Obsidian? Diese Kunstgalerie an der Vierzehnten? Arturo befindet sich im Keller.«
»Wie viele Leute hat er bei sich?«
»Ich weiß es nicht. Insgesamt habe ich bestimmt zwölf oder vierzehn zu Gesicht bekommen. Alles Vampire.«
»Tja, das wird sicher ein Riesenspaß. Sawyer, haben Sie die Überwachungsakte über Mercedes Cook? Es ist bekannt, dass sie eine Komplizin ist. Vielleicht können wir uns auf diese Weise eine Vorstellung bilden, was uns dort erwartet.«
»Ja, die Akte ist im Wagen.«
»Sawyer«, murmelte ich. »Ist das nicht der Kerl, der mich angeschossen hat?« Der betreffende Cop duckte sich und lief uns voraus. Ging mir aus dem Weg. Oh, er war es!
»Lassen Sie es gut sein, Kitty«, sagte Hardin. Dann: »Sonnenbrillen.«
»Was?«
»Meinen Sie, Sonnenbrillen würden gegen diesen Hypnosemist helfen?« Sie zog eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus ihrer Tasche und steckte sich eine an. Ihre Gesten waren manisch, wild entschlossen.
»Ich weiß es nicht.«
Officer Sawyer reichte ihr einen Hefter, den sie an mich weitergab. Dann versammelte sie ihre Leute um sich: vier Polizisten in Uniform, die zum Krieg bereit aussahen. Offen gestanden war ich sprachlos.
Sie nickte den vier Polizisten zu, alles Männer, alles harte Kerle, und meinte: »Sagen Sie ihnen, was Sie mir erzählt haben. Alles, was Sie uns darüber sagen können, was von den Vampiren zu erwarten ist.«
Ich wiederholte alles, jedes bisschen Vampirlegende, das ich kannte, alles, was ich mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie waren stark, sie konnten mühelos erwachsene Männer zu Boden werfen, sie konnten den Willen anderer
beherrschen, einfach, indem sie ihnen in die Augen sahen. Es war schwer, sie umzubringen. Sie verfügten über jahrzehntelange Erfahrung. Arturo hatte Jahrhunderte auf dem Buckel. Wie sollte ich ihnen das begreiflich machen?
Die Beamten starrten mich an, immer noch genauso begierig, immer noch genauso kampfbereit. Sie hatten gehört, was ich gesagt hatte, aber ich war mir nicht sicher, ob sie es begriffen hatten. Das hier musste wie eine Art
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