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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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gerät. Wie sollte ich es je schaffen, ihm wieder unter die Augen zu treten? Was würde ich sagen? Wegen mir war Ben umgekommen. Ich wischte mir Tränen aus dem Gesicht.
    Wie sollte ich ohne Ben weitermachen?
    Keine Zeit dafür. Ich bin ein Jäger. Ich kann ihr Blut schon schmecken. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich lasse diesen Teil der Wölfin in meinen Verstand eindringen. Unser Revier, unser Männchen, das können sie uns nicht antun.
    Wir haben zu kämpfen gelernt. Wir werden es ihnen zeigen. Oder bei dem Versuch sterben.
    Sie lebten am Stadtrand, in der Nähe des Vorgebirges, auf einem Stück Land mit einem Garten hinter dem Haus, der in die Wildnis führte. Das war das Herz ihres Reviers. Das Rudel kam hierher, um in Vollmondnächten zu rennen. Selbst wenn sie nicht im Haus sein sollten, wären sie nicht weit. Ich ging jede Wette ein, dass Dack ganz genau wusste, wo sie sich aufhielten. Ben und Dack waren hergekommen, um Carl und Meg zu finden, und Carl und Meg hatten Ben hergelockt, um ihn umzubringen.
Das wusste ich, als hätte ich den ganzen Weg hierher ihre Fährte gewittert.
    Carls Laster stand in der Einfahrt, aber das Haus lag im Dunkeln, als sei niemand da. Andererseits war es in aller Herrgottsfrühe, wer weiß also. Ein nicht gekennzeichnetes Auto stand einen halben Block entfernt; jemand auf dem Vordersitz nippte an seinem Kaffee und sah gelangweilt aus: Hardins Überwachung. Ich fuhr zwei Blocks weiter. Dort stand Bens Wagen an der Straße außerhalb eines Wandererparkplatzes, der zu einem State Park gehörte.
    Mein Herz machte einen Satz, und mich überkam eine neue Welle Übelkeit. Wie morgendliche Übelkeit, wie eine Fehlgeburt. Nahe bevorstehender Tod, der sich in meinen Eingeweiden einnistete.
    Ich passierte Bens Auto und fuhr noch ein paar Meter weiter, wobei ich durch die Pappeln zu dem offenen Feld dahinter spähte, in der Hoffnung, etwas zu bemerken, auf der Suche nach Anzeichen, dass sie sich in der Nähe befanden. Ich konnte nichts erkennen. Ich würde sie suchen müssen. Nachdem ich angehalten und den Motor abgestellt hatte, griff ich nach meinem Rucksack.
    Wenn du jemanden umbringen musst, stell sicher, dass das Ding geladen ist. Das hatte er gesagt. Ich erinnerte mich an all seine Anweisungen, als stünde er hinter mir und flüsterte sie mir über die Schulter zu. Ich konnte seine Arme um mich spüren, die meine eigenen führten.
    Ich entnahm das Magazin. Ganz voll, die Kugeln aus glänzendem Silber. Steckte es an seinen Platz zurück und führte die erste Kugel ins Patronenlager.

    Es dauerte wirklich nicht lange, den Umgang mit Waffen zu erlernen, nicht wahr? Ich wünschte, es wäre alles vorbei, damit ich mich zusammenrollen und übergeben könnte. Doch die Wölfin flüsterte: Ich bin ein Jäger.
    Wieder wurde die Welt um mich herum grau. Es lag an der Morgendämmerung, es lag am Sehvermögen der Wölfin. Es trieb mich an. Beruhigte mich. Jetzt hatte ich nur eines im Sinn: sie und den Tod.
    »Rick? Rick, was machst du hier?« Dack kam durch den Pappelbestand auf die Straße zu. Er sah den BMW, erkannte ihn wieder, zog voreilige Schlüsse.
    Mein erster Fang.
    Ich stieg aus dem Wagen. Gott sei Dank lag der BMW so tief, dass ich tatsächlich darüber hinwegsehen konnte, ohne lächerlich zu wirken.
    »Rick ist kein Morgenmensch. Das weißt du doch«, sagte ich.
    Dack erstarrte, und seine Augen wurden groß. Mit meinem Anblick hatte er nicht gerechnet. Kein bisschen.
    »Wo ist Rick?«, fragte er argwöhnisch.
    »Im Keller des Obsidian.«
    »Was …«
    »Arturo ist tot. Rick hat Mercedes befohlen, die Stadt zu verlassen. Und wir alle wissen über dich Bescheid.« Ich legte die Waffe auf das Wagendach. »Du hättest Partei für den stärksten Vampir ergreifen sollen.«
    Er lief los. Zögerte noch nicht einmal. Sprintete einfach auf Bens Wagen zu. Rasch - verspätet - hob ich die Waffe und schoss. Drückte auf den Abzug, und noch einmal, und beide Male hüpfte die Waffe in meiner Hand. Ich
hatte Bens flüsternde Stimme vergessen, alles, was er mir beigebracht hatte. Traf Dack nicht - ein Baum gab an der Stelle, an der ich ihn versehentlich getroffen hatte, Späne von sich. Da war Dack längst sicher in Bens Auto geklettert und hatte schlingernd gewendet, um wegfahren zu können.
    Der Hurensohn hatte Bens Schlüssel geklaut.
    Ben.
    Ich ließ Dack fahren und lief zu den Bäumen hinüber. Rechnete schnell nach - zweimal gefeuert, fünfzehn Schuss, blieben noch dreizehn. Sollte

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