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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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reichen. Wenn ich richtig zielte, benötigte ich nur zwei. Ich folgte meiner Nase.
    Da standen sie, auf einem Feld jenseits der Pappeln, von der Straße aus nicht zu sehen. Alle drei. Ben war auf den Beinen - doch Carl hielt ihn gepackt, stand hinter ihm, hatte ihm beide Arme nach hinten gedreht, sodass Ben sich nicht bewegen und Meg ihn foltern konnte. Sie war blutüberströmt, das Blut war ihr ins Gesicht gespritzt und durchnässte ihre Kleidung. Sie ließ ihre Wölfin an die Oberfläche, und ihre Hände hatten sich in Klauen verwandelt. Sie hatte Ben mit den Krallen bearbeitet. Obwohl ich zwanzig Schritte entfernt war, konnte ich Wunden ausmachen. Er hatte tiefe Schnitte, parallele Linien quer über seinen Wangen und seinem Hals, als habe ihn jemand dort mit Krallen gepackt und zugedrückt. Sein Hemd war zerrissen und blutdurchtränkt.
    Sie hatte ihn auseinandergenommen, Stück für Stück, während Carl ihn festhielt.

    Das konnte ich mir nur denken, denn im Moment legten sie gerade eine Pause ein. Meg war ein paar Schritte von Ben weggetreten - wahrscheinlich durch das Geräusch von Schüssen aufgeschreckt, unentschlossen, ob sie nachsehen sollte, was los war.
    Ich wollte Ben beobachten, ein Anzeichen finden, dass er sich regte, dass er es überstehen würde, dass sie nicht zu weit gegangen waren und seine Verletzungen ihn nicht umbringen würden. Wir befanden uns noch nicht einmal eine Meile von dem Ort entfernt, an dem T.J. gestorben war, nachdem Carl ihm das Herz aus dem Leib gerissen hatte. Das konnte ich nicht noch einmal mit ansehen. Das konnte ich nicht noch einmal ertragen. Es kostete mich große Mühe, nicht gequält aufzuschreien.
    Meg sah mich und knurrte. Ohne Worte.
    Dack hatte ihn abgeliefert, und sie kümmerten sich um ihn. Mit Bens Schlüssel in der Hand war Dack dann wahrscheinlich losgezogen, um mich zu holen, um mich unter einem Vorwand herzulocken. Vielleicht hätte er behauptet, er werde mir helfen, Ben zu retten. Das war wahrscheinlich Teil ihrer Abmachung mit Arturo gewesen - Carl und Meg konnten das Rudel behalten, doch sie mussten mich und Ben beseitigen. Oder vielleicht war es Mercedes’ Einfall gewesen. Wie Rick waren wir zu unabhängig, verursachten zu viel Ärger. Sie schickte ihren Lakaien, um uns aus dem Weg zu räumen.
    Sie hatten geplant, uns drei - mich, Ben und Rick - in derselben Nacht zu töten, in der wir sie umbringen wollten. Letztlich war es lediglich darauf hinausgelaufen, wer als Erster zum Zug kam.

    Blitzartig strömte es auf mich ein: all die Dinge, die ich Meg sagen konnte, die Gnade, die ich ihr erweisen konnte - hör auf, lass ihn in Ruhe, bring mich nicht dazu, dies zu tun. Verschwinde aus Denver, du bekommst die gleiche Abmachung, die Carl mir gewährt hat: Verschwinde und kehre nie wieder zurück.
    Sie kam auf mich zu, die blutigen Hände zu Fäusten geballt, die Schultern angespannt wie aufgestellte Nackenhaare, und ich spürte, dass sie mich gleich angreifen würde - das Spiel der Muskeln, der immer schnellere Gang. Ich wich nicht zurück. Sie war so auf mich fixiert, so trunken von dem Adrenalin und ihrem Siegesgefühl, dass sie die Waffe nicht sah, die ich an der Seite hielt, hinter meinem Oberschenkel, außer Sicht.
    Sie glaubte, hier die Mächtige zu sein, aber dem war nicht so. Dieses Wissen verlieh mir Kraft.
    Diesmal war ich ruhig, und Bens Anweisungen drangen flüsternd auf mich ein. Luft holen. Die Waffe mit beiden Händen halten. Zielen. Langsam ausatmen. Es dauerte nur eine Sekunde. Kurzzeitig war ihren Augen die Überraschung anzusehen. Sie hatte nicht damit gerechnet, eine Waffe zu Gesicht zu bekommen.
    Ich zielte auf ihren Kopf. Schoss. Schoss noch einmal.
    Eine Kugel traf sie an der Schulter, die andere in der Brust, dass das Blut spritzte. Sie wirbelte zurück und fiel. Schrie noch nicht einmal auf.
    Carl duckte sich, legte sich flach auf den Boden. Da Ben nicht mehr festgehalten wurde, fiel er neben ihn - ohne sich zu rühren. Ein unterdrückter Schrei schnürte mir die Kehle zu.

    Meg wand sich am Boden. Ich hielt Abstand. Die Waffe in meiner Hand fühlte sich warm an. Ich hielt sie direkt vor mich, visierte am Lauf entlang. Die Verletzungen hatten sie nicht umgebracht. Ich würde es beenden müssen. Ich wollte das nicht tun müssen, bitte, Gott, zwing mich nicht dazu …
    Da heulte sie auf. Von Schmerzen geschüttelt, krümmte sie den Rücken, streckte die Arme von sich und klammerte sich am Gras fest. Ihr Kopf fiel zurück, und ihr Mund

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