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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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beleidigt. »Den Namen habe ich mir selbst ausgesucht. Ich bereite mich auf meine neue Identität vor. Mein neues Leben.«
    Insgeheim stöhnte ich auf. Ein Möchtegern. Sogar noch anmaßender als das Original. »Gehe ich also recht in der Annahme, dass du zum Vampir werden möchtest?«
    »Selbstverständlich. Eines Tages. Wenn ich älter bin.«
    Da fiel der Groschen bei mir - die Stimme, der Name, der ganze Kitsch. »Moment mal - wie alt bist du? Du weißt doch, man darf erst ab achtzehn hier anrufen.« Der Junge hatte beim Vorgespräch gelogen. Fünfzehn, würde ich tippen. Zu seiner Ehre musste gesagt werden, dass er clever genug war zu erkennen, wie beschissen es wäre, für alle Ewigkeit im Alter von fünfzehn Jahren zu erstarren.
    »Ich bin alterslos«, hauchte er. »Alterslos wie das Grab .«
    »Okay, das hier ist nicht die Lyrikstunde für Möchtegern-Gothics. Was du brauchst, ist, ach, ich weiß auch nicht, einen Auftritt in einem Offenen Kanal.«

    Die Pause ließ nichts Gutes ahnen. »Wow, was für eine abgefahrene Idee!«
    Himmelherrgott, was habe ich getan? Schnell, ich musste rasch weitermachen, bevor ich in Schwierigkeiten geriet. »Ich weiß nicht, was du fragen wolltest, aber du verlässt uns jetzt. Bye. Es soll bitte jemand mit Grips anrufen, damit wir über Byron oder so diskutieren können. Der nächste Anrufer. Hallo!«
    »Ich habe ihn übrigens gekannt.« Eine höfliche Männerstimme, kühl und selbstsicher. Das Original. Ein älterer Vampir, der mit seiner hart verdienten Langeweile angab.
    »Wen gekannt?«
    »Lord Byron natürlich.«
    »Wirklich«, sagte ich und zog das Wort in die Länge. »Weißt du, es gibt ungefähr so viele Vampire, die behaup - ten, Byron gekannt zu haben, wie Reinkarnationsfreaks, die sagen, sie seien in einem früheren Leben Kleopatra gewesen. Was bedeuten würde, dass Byron, na ja, Hunderte widerliche, albern lächelnde Trottel im Schlepptau gehabt hat. Obwohl es in Wirklichkeit bloß Keats und Shelley gewesen sind.«
    Der Typ schnaubte verärgert. »Wie überaus drollig.«
    »Es tut mir leid, du hast bloß einen wunden Punkt getroffen, weißt du?«
    »Und dir ist nie in den Sinn gekommen, dass vielleicht einer der Vampire, die behaupten, Byron gekannt zu haben, Recht haben könnte?«
    »Okay, ist schon gut. Du bist mit Byron abgehangen. Möchtest du mir erzählen, wie er so gewesen ist? Er und die anderen? Hey, vielleicht kannst du mir ja eine Frage
beantworten - dieser andere Typ, der an dem Abend da war, als sie die Gespenstergeschichten erzählten und Mary Shelley sich Frankenstein ausdachte, der, dessen Name mir immer entfällt …«
    »Polidori.« »Ähm, ja, genau. Der.« Oh, Mist, was wenn dieser Kerl Byron tatsächlich gekannt hatte? Würde ich wie ein Vollidiot klingen? »Ich habe mich immer gefragt, wieso nie etwas aus ihm geworden ist.«
    »Er war, was man einen Mitläufer nennt. Mary war die wirklich Intelligente.«
    Ich grinste. »Das habe ich mir immer schon gedacht. Tja, ich glaube nicht, dass du angerufen hast, um über die romantischen Dichter zu sprechen. Was hast du wirklich auf dem Herzen?«
    »Schicksal.«
    »Okay, die große Frage. Warum sind wir hier, was ist der Sinn des Lebens, so in die Richtung?«
    »Es würde mich interessieren, was du darüber denkst.«
    Ich zog einen Flunsch. »Das ist mein Spruch.«
    »Wirst du es mir verraten?«
    Ich seufzte laut, damit das Mikro das Geräusch auch sicher auffing. »Na gut. Ich beiße an. Ich denke Folgendes, allerdings ohne Gewähr, weil ich falsch liegen könnte. Ich glaube, dass wir hier sind, um die Welt besser zu machen, als wir sie vorgefunden haben. Wir haben die Karten, die uns ausgeteilt wurden, nicht immer verdient, ob sie nun gut oder schlecht sind. Aber man beurteilt uns danach, wie wir mit den Karten, die man uns gegeben hat, unser Spiel machen. Diejenigen von uns mit einer schlechten
Hand, die es einem schwerer macht, etwas zu erreichen, müssen sich einfach ein bisschen härter ins Zeug legen. Es gibt kein Schicksal. Es gibt nur ein sich durchs Leben schlagen, ohne allzu viel Schaden anzurichten.«
    Kaum zu fassen, aber meistens glaubte ich das sogar.
    »Hmm, das ist sehr nett«, sagte der Vampir neckisch und herablassend.
    »Also gut. Ich weiß, dass du mich nur ködern willst. Warum spuckst du nicht aus, was du zu sagen hast?«
    »Du sprichst von uns, von Vampiren und Lykanthropen, als seien wir krank. Als litten wir an einer Behinderung. Und wenn das eigene Ziel im Leben lautet, als

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