Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
uns war.
»Cheryl, geh, bitte«, flehte ich. Schließlich drehte sie sich um, weil sie wissen wollte, was wir anstarrten, um zu sehen, was sich hinter ihr befand.
»Er wollte, dass ich nachsehe, ob du noch am Leben bist«, sagte Meg.
Ben ließ den Rucksack fallen und zielte mit der Waffe auf sie. Seine Arme und sein Blick waren ruhig. Meg blieb stehen und sah kurzzeitig überrascht aus, als würde sie sich gleich umdrehen und die Flucht ergreifen, als dachte sie, er würde vielleicht schießen. Sie trug Jeans, ein Trägertop und Sandalen; die langen schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern. Ihre Haut war sonnengebräunt, ihre Gesichtszüge fein, exotisch. Ich hatte sie schon immer schön gefunden.
Ben schoss nicht einfach so auf sie. Er war Anwalt, er war vernünftig. Er wusste, wie die Sache aussähe, wenn die Cops eintrafen. Sobald Meg das klarwurde, entspannte sie sich ein wenig und verschränkte die Arme.
Sie fuhr fort: »Er hat gesagt: ›Tritt ihr nicht gegenüber. Lass dich nicht von ihr sehen. Ihr brutales Alphamännchen hat eine Waffe. Reiz sie nicht.‹ Ich glaube, er hat Angst vor euch.«
»Das finde ich rührend«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme. »Was ist mit dir?«
Sie kam nicht näher, was auch eine Art Antwort war. »Du bist cleverer als ich gewesen, als du dir jemanden ausgesucht hast, den du zum Werwolf gemacht hast«, sagte sie. »Aber wie hast du einen geistig gesunden Mann dazu gebracht, sich von dir beißen zu lassen?« Sie redete, als sei er gar nicht anwesend. Ben blieb völlig reglos.
Vor etwa einem Jahr hatte sie versucht, Carl seine Position streitig zu machen, indem sie sich ein Alphamännchen aussuchte, das ihn ersetzen sollte. Indem sie jemanden
zum Alphamännchen machte , das ihn ersetzen sollte. Der Plan war furchtbar nach hinten losgegangen. Der Kerl war psychotisch gewesen und mit der Lykanthropie nicht fertig geworden. Viele Menschen waren gestorben.
»Ich habe ihn nicht gebissen. Ich war bloß zufällig da und habe die Scherben aufgesammelt. Deshalb sind wir zusammen.« Und ich mochte ihn. Ich hatte mich um ihn gekümmert, weil ich ihn mochte. Diese Einzelheit durfte ich nicht aus den Augen verlieren. Eigentlich sollte ich es ihm sagen. Ich strich mit der Hand an seinem Bein entlang. Er war am ganzen Körper angespannt. Ich war mir noch nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt gespürt hatte.
»Wenn du meinst«, erwiderte sie mit einem Grinsen, als glaubte sie mir nicht. Als respektierte sie mich nicht. In ihren Augen waren wir einander nicht ebenbürtig, doch ihre Körpersprache verriet etwas anderes. Sie hielt Abstand. Sie musterte Ben von Kopf bis Fuß, als sei er ein Stück Fleisch.
»Was willst du, Meg?« Ich klang erschöpft.
»Du wirst mir wohl nicht verraten, wo Rick steckt?«
»In Sachen Raffinesse und Intrigen bist du noch nie sonderlich gut gewesen, oder?«
»Du lieferst uns Rick aus, und wir lassen dich Denver wieder verlassen. Dich und dein Männchen.«
»Kapierst du es nicht? Ich will nicht weg. Ich kann nicht. Alles, was ich habe, befindet sich hier, und wenn ihr mich nicht in Frieden lasst, werde ich kämpfen.«
Da sah sie Cheryl an. Sie musste erraten, wer Cheryl war - die gleichen blonden Haare, kurz und hinter die Ohren
gesteckt. Das gleiche Gesicht. Sogar einen Hauch des gleichen Geruchs - der Geruch unserer Menschenfamilie.
»Du hast viel zu verlieren«, sagte Meg. Sie trat einen Schritt auf meine Schwester zu, die Hand ausgestreckt, als wolle sie sie berühren. Beinahe hätte ich Ben die Waffe aus der Hand gerissen und Meg selbst erschossen. Niemand würde meiner Familie zu nahe kommen. Cheryl besaß die Geistesgegenwart zurückzuweichen.
»Halte dich von ihr fern«, sagte Ben, der die Waffe auf Meg gerichtet hielt.
Ich zwang mich, nicht mit ausgefahrenen Krallen auf Meg zuzustürzen. Gelassen sagte ich: »Umso mehr Grund zu kämpfen.«
Ihre Nackenhaare stellten sich auf. »Glaubst du, bloß weil du berühmt bist, bist du geschützt? Dass du hier hereinspazieren und den Laden übernehmen kannst? Dass wir uns dir einfach fügen werden? Das reicht nicht, um ein Alpha zu sein. Du hast keine Ahnung. Du magst die Leute zum Narren gehalten haben, die sich deine Sendung anhören, aber du hast nicht die geringste Ahnung!« Sie machte Anstalten davonzumarschieren.
»Meg?« Sie blieb stehen. Scheinbar war sie bereit, mir zuzuhören.
Wir waren nur dabei, uns in Positur zu werfen. Das hier war die Anknurrphase. Ohne Verstärkung würde
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