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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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die Hütte, bevor etwas passieren konnte.
    Langsam ließ ich mich auf dem Sofa nieder und wickelte mich in die Decke. Die Kissen waren uralt, viel zu zerdrückt,
um bequem zu sein. Doch wenigstens war es nicht der Boden, also legte ich mich hin.
    Es war ein Fehler, dachte ich beim Einschlafen. Cormac und ich unter einem Dach – zweifellos ein Fehler.
    Als ich aufwachte, legte Cormac gerade einen Holzscheit in den Ofen. Mir war nicht kalt. Wahrscheinlich hätte ich das Feuer niederbrennen lassen. Durch das Fenster war ein fahler Himmel zu sehen. Es war schon wieder Morgen. Er machte die Tür des Ofens zu, setzte sich dann auf den Läufer und betrachtete die Flammen durch das winzige Gitter an der Vorderseite.
    Ich hatte mich nicht gerührt, und er hatte nicht bemerkt, dass ich wach war und ihn beobachtete.
    Seine Augen waren immer noch von dunklen Schatten umgeben, und seine Haare waren zwar trocken, aber zerzaust. Er hatte seine Jacke und die Stiefel ausgezogen – und den Pistolengürtel abgelegt. Er trug ein schwarzes T-Shirt und Jeans. Seine Arme waren blass, muskulös.
    Auf einmal sah er zu mir und ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte.
    Ich unterdrückte das nervöse Flattern in meinem Bauch und versuchte, nicht zu reagieren. Einfach cool bleiben.
    Â»Ist ›Rosco‹ immer noch da draußen?«, fragte ich.
    Â»Ja. Er ist gegen zwei Uhr morgens eingeschlafen. Voraussichtlich wird er demnächst aufwachen und von hier verschwinden.«
    Â»Und keine toten Tiere auf meiner Veranda?«
    Â»Nichts.«
    Ich presste das Gesicht ins Kopfkissen und kicherte.
»Wenn die Sache nicht mir passieren würde, wäre das Ganze ausgesprochen komisch.«
    Â»Das hier habe ich gefunden.« Er streckte die Hand aus.
    Ich betrachtete den Gegenstand, bevor ich ihn entgegennahm. Es war ein Kruzifix aus Stacheldraht, ein einzelner Strang, der in Kreuzform gebogen war, etwa so lang wie mein Finger. Der Stahl war glatt, die Stacheln spitz. Nicht abgenutzt oder rostig; folglich hatte es noch nicht lange im Freien gelegen.
    Â»Du glaubst, dass das von meinem Tieropfer-Fanklub stammt?«
    Â»Möglicherweise. Wenn ja, stellt sich die Frage: Haben sie es absichtlich hier gelassen, oder ist es ihnen einfach heruntergefallen? Wenn es sich um Absicht handelt, dann hat es etwas zu bedeuten. Es soll etwas bewirken.«
    Â»Aber was?«
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Ich konnte beinahe spüren, wie Bosheit aus dem Ding sickerte. Vielleicht sahen die Stacheln aber auch einfach nur furchterregend aus. »Was soll ich damit machen?«
    Â»Ich empfehle dir, jemanden mit einem Schmiedefeuer aufzutreiben, der das Ding zu Schlacke schmelzen kann. Bloß um auf Nummer sicher zu gehen.«
    Er hielt es für verflucht, und er schleppte mir das Ding ins Haus? Ich stöhnte frustriert auf. Am liebsten hätte ich es weggeschleudert, doch stattdessen legte ich es auf den Boden.
    Â»Wieso ein Kruzifix?«
    Â»Es gibt ein gutes Dutzend magischer Systeme, die Anleihen beim Christentum machen. In diesem Teil des Landes
könnte es eine evangelikale Sekte sein oder vielleicht eine Art Curandero .«
    Â»Ein Curandero . Ein mexikanischer Zauberheiler, stimmt’s?«
    Â»Sie machen alles Mögliche. Manchmal sind sie böse.«
    Â»Du weißt viel über solche Sachen.«
    Â»Es ist hilfreich, so viel wie möglich zu wissen. Die Leute, die mich anheuern – das sind Gläubige. Sie müssen an Werwölfe und Magie glauben, sonst würden sie mich gar nicht erst zu Hilfe rufen. Die Symbole mögen andere sein, die Rituale auch, aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie glauben an das Unglaubliche. Du weißt, wovon ich spreche. Du bist eine von ihnen. Eine Gläubige.«
    Â»Ich glaube nur, weil ich bin, was ich bin. Ansonsten kenne ich mich kein bisschen aus.«
    Â»Zum Teufel, im Grunde weiß ich auch nichts. Ich kratze bloß an der Oberfläche. Da draußen ist eine Welt voll unheimlichem Zeug.«
    Es war sonst nicht seine Art, so gesprächig zu sein. Ich wusste nicht, ob es am Stress oder am Schlafmangel lag. Vielleicht hatte es damit zu tun, an einem kalten Morgen in einer winzigen Hütte vor einem Holzofen zu sitzen.
    Â»Wie hast du das mit dem ganzen unheimlichen Zeug herausgefunden? Ich habe es am Morgen erfahren, nachdem ich angefallen wurde – das ganze Rudel stand vor mir und sagte: ›Willkommen in unserer Familie, amüsier dich

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