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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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ich hatte keine Lust, Mom sämtliche blutigen Einzelheiten zu erzählen.
    Â»Ja, sicher. Wie geht es dir denn? Wie geht es Dad und Cheryl?«
    Sie berichtete, wie es der Familie seit ihrem letzten Anruf ergangen war – immer das Gleiche, aber wenigstens gab es noch Leute, deren Welt normal war –, und fragte zum Schluss: »Wie läuft es mit dem Schreiben?«
    Â»Prima«, sagte ich munter. Wenn ich so klang, als sei alles in Ordnung, wäre es das vielleicht letztlich auch. »Ich glaube, ich habe die Schreibblockade überwunden.«
    Â»Wirst du bald wieder mit deiner Sendung anfangen? Ich werde ständig danach gefragt.«
    Ich zuckte zusammen. »Vielleicht. Ich habe mir noch keine richtigen Gedanken darüber gemacht.«
    Â»Wir sind ja so stolz auf dich, Kitty! So viele Leute träumen nur davon zu tun, was du getan hast. Es macht so viel Freude, deine Erfolge mit anzusehen.«
    Sie hätte mich nicht tiefer treffen können, wenn sie es darauf angelegt hätte. Ich hatte Erfolg und war auf dem besten Weg, ihn das Klo hinunterzuspülen. Doch sie klang wirklich stolz und glücklich. Dabei hatte es eine Zeit gegeben, als ich mir Sorgen machte, sie könnte meine Arbeit verurteilen!
    Ich holte tief Luft und sprach mit fester Stimme. Es wäre sinnlos, jetzt zusammenzubrechen. »Danke, Mom. Das bedeutet mir viel.«
    Â»Wann kommst du uns endlich besuchen?«
    Â»Keine Ahnung … weißt du, Mom, es war toll, mit dir zu reden, aber jetzt muss ich wirklich los.«

    Â»Oh, aber du hast doch eben erst angerufen …«
    Â»Ich weiß, tut mir echt leid. Aber ich hab dir doch gesagt, dass ich Freunde zu Besuch habe, nicht wahr?«
    Â»Dann solltest du besser los. Schön, von dir zu hören.«
    Â»Grüß Dad von mir.«
    Â»Mach ich. Wir haben dich lieb.«
    Â»Ich euch auch.«
    Lange Zeit saß ich auf der Veranda, das Handy in meinem Schoß. Ich war auf der Suche nach jemandem, an den ich mich anlehnen konnte. Cormac und Ben tauchten mit all diesen Problemen auf, und ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen gewachsen war. Wölfe traten eigentlich in Rudeln auf. Eigentlich sollte mir in einer solchen Situation Hilfe zur Verfügung stehen. Doch ich hatte niemanden. Ich ging zurück ins Haus, zurück zu meiner Milch und den Cookies.
    Aus dem Schlafzimmer war zu hören, wie die Dusche abgedreht wurde. Etwa zehn Minuten später kam Cormac, die nassen Haare nach hinten gestrichen, zurück ins Vorderzimmer. Er hatte sich rasiert, sodass nur noch sein vertrauter Schnurrbart übrig war. Gerade war er dabei, sich seinen Gürtel und das Pistolenhalfter anzulegen.
    Â»Ich werde Rosco da draußen mal bei seiner Überwachung unter die Arme greifen. Selbst ein bisschen auf die Jagd gehen.« Die Geringschätzung in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er war ruhelos; ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er zwölf Stunden lang im Bett blieb.
    Â»Sei vorsichtig.«
    Er schenkte mir einen komischen Blick, die Brauen hochgezogen. »Echt?«

    Entnervt stieß ich ein Seufzen aus. »Ich möchte nicht, dass er dich abknallt, weil er dich für den Bösewicht hält.«
    Â»Wer sagt denn, dass ich kein Bösewicht bin?«
    Ich zuckte zusammen und rieb mir die Stirn. »Ich bin zu müde, um mit dir herumzudiskutieren.«
    Â»Schlaf ein bisschen«, sagte er. »Leg dich aufs Sofa.«
    Â»Wo willst du schlafen?«
    Â»Auf dem Boden, sollte ich das Gefühl haben, dass ich es brauche. Du hast dich den ganzen Tag um Ben gekümmert, ich werde ihn heute Nacht im Auge behalten. Leg dich aufs Sofa.«
    Diese Hütte war nicht für drei Menschen gebaut, die nicht miteinander schliefen.
    Â»Na schön.« Da ich in den letzten beiden Tagen nur wenig geschlafen hatte, war ich müde. Bevor ich mich zum Sofa schleppte, wandte ich mich noch einmal an Cormac. »Gib mir Bescheid, falls Ben aufwacht, okay? Er wird verwirrt sein, und ich werde mich mit ihm unterhalten müssen.«
    Â»Ich wecke dich. Mach dir keine Sorgen.«
    Â»Ich kann nicht aufhören, mir Sorgen zu machen. Tut mir leid.«
    Â»Leg dich schlafen, Norville.« Er hob die Hand, machte Anstalten, den Arm auszustrecken – einen Augenblick sah es so aus, als werde er mich berühren. Ich machte mich darauf gefasst, mein Herzschlag beschleunigte sich – was hatte er vor? Doch er drehte sich um und verließ

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