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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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nach dem nächsten ab. Ich wollte jedes einzelne verdammte Ding finden.
    Â»Kitty …« Sein Tonfall klang belehrend, als werde er gleich eine große Weisheit von sich geben. Wir wussten es beide: Die Kruzifixe aufzuheben, war wahrscheinlich zwecklos. Solange wir nicht wussten, wer die Dinger hier ablegte, gäbe es ständig Nachschub.
    Â»Du solltest nach Ben sehen«, sagte ich. »Nach seinen Worten gestern Abend sollten wir ihn nicht allein lassen. Oder du könntest ein bisschen schlafen. Oder so.«
    Er verstand den Wink sogar. Nach einer kurzen Pause schlenderte er zur Hütte zurück.
    Nachdem ich fertig war, befanden sich sechzehn Stacheldrahtkruzifixe in meiner Jackentasche. Insgesamt waren es achtzehn, wenn ich die beiden hinzuzählte, die Cormac in die Hütte gebracht hatte. Ich suchte eine Plastikeinkaufstüte hervor, legte sie alle hinein, band die Tüte zu und ließ sie auf der Veranda zurück. Ich wollte die Dinger nicht im Haus haben. Cormacs Idee, sie zu Schlacke zu schmelzen, klang klug.
    In der Hütte saßen Cormac und Ben einander gegenüber am Küchentisch. Es herrschte Totenstille. Cormac sah Ben an, und Ben sah mehr oder weniger ins Leere. Ich begann mit der Zubereitung des Frühstücks, tat so, als sei alles in
bester Ordnung, und versuchte, ihnen keine Blicke über die Schulter zuzuwerfen. Es machte ganz den Anschein, als hätte ich ein Streitgespräch unterbrochen.
    Â»Mag jemand Eier? Getreideflocken? Ich glaube, ich habe ein paar Würstchen, die noch nicht allzu lange abgelaufen sind. Gefrorenes Wildbret?« Schweigen. Mein eigener Appetit war nicht gerade umwerfend. Ich entschied mich für ein Glas Orangensaft. Schließlich lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Arbeitsplatte und fragte: »Wer ist gestorben?«
    Im nächsten Augenblick wünschte ich mir, ich hätte den Mund gehalten. Ben warf mir einen scharfen Blick zu, und Cormac verschränkte die Arme mit einem frustrierten Seufzen. Ich konnte die Körpersprache nicht deuten. Wenn ich es schaffte, sie zum Reden zu bewegen, und dann die Augen schloss und so tat, als moderierte ich meine Sendung, konnte ich eventuell herausfinden, was los war.
    Â»Nein, wirklich«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme. »Wer ist gestorben?«
    Ben erhob sich. »Ich gehe duschen.« Er kehrte steifbeinig ins Schlafzimmer zurück.
    Also blieb ich mit Cormac zurück, der mich nicht ansehen wollte. Ich sagte: »Erzählst du mir, was ich verpasst habe, oder werden wir uns alle den restlichen Tag anschweigen?«
    Â»Ich würde fast sagen, dass dich das nichts angeht.«
    Â»Ja, genau, deshalb hast du Ben überhaupt erst hierher gebracht, weil es mich nichts angeht. Echt niedlich. Was ist los?«
    Â»Ben und ich haben uns geeinigt.«

    Â»Worauf habt ihr euch geeinigt?«
    Â»Auf einen Kompromiss.«
    Am liebsten hätte ich geknurrt. »Sagst du mir einfach, warum er nicht mit mir reden will und du mich nicht ansehen willst?«
    Da er das als Herausforderung deutete, sah er mich direkt an. Hätte ich nicht an der Arbeitsplatte gelehnt, wäre ich einen Schritt zurückgewichen, so viel Wut und Frustration loderten in seinem Blick.
    Er sagte: »Wenn er nach Vollmond immer noch will, dass ich es tue, werde ich es tun.«
    Es dauerte einen Moment, bis ich das verarbeitet hatte, bis ich verstanden hatte, was es bedeutete. Da begriff ich. Dennoch musste ich es noch einmal deutlich aussprechen. »Du wirst ihn erschießen. Einfach so. Der einzige Mensch auf der Welt, dem du vertraust, und du wirst ihn umbringen.«
    Â»Wenn er es so will.«
    Â»Das ist nicht fair. Er hat nicht genug Zeit, sich an das zu gewöhnen, was ihm widerfahren ist. Nach Vollmond wird er auch nicht glücklicher sein als jetzt.«
    Â»Und wie lange hat es gedauert, bis du zu dem gefestigten, ausgeglichenen Werwolf wurdest, den wir heute vor uns haben?« Seine Worte trieften vor Sarkasmus.
    Ich verschränkte die Arme und zog einen Flunsch. »Sehr witzig.«
    Â»Wir haben so entschieden.«
    Â»Tja, und ihr seid zwei Machovollidioten!«
    Er stand auf. »Ist es immer noch okay, wenn ich auf dem Sofa schlafe?«

    Â»Ich sollte dich auf der Veranda schlafen lassen!«
    Er achtete nicht auf mich, sondern ging, ganz wie ich erwartet hatte, zum Sofa. Dort zerrte er sich die Stiefel von den Füßen, legte sich hin und zog sich die Decke über den

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