Die Stunde Der Jaeger
Kopf. So viel dazu.
Ich ging zum Schreibtisch und schaltete den Laptop an. Nachdem ich ein neues Dokument aufgemacht hatte, schrieb ich als Titel: »Zehn Arten, mit Machovollidioten fertig zu werden.« Da wurde mir klar, dass die meisten Probleme auf der Welt vom Machovollidiotentum herrührten, und ich die Welt retten könnte, wenn es mir gelänge, es zu besiegen. Bei diesem Thema sprudelten die Worte nur so aus mir hervor, da weder Cormac noch Ben sich persönlich von mir anschreien lieÃen.
Nach einer Stunde kam Ben aus dem Badezimmer. Er war ein wenig feucht und trug eine Jeans und ein graues T-Shirt, die er sich von Cormac geliehen haben musste. Das Ganze hatte etwas von James Dean. Oder vielleicht lag es auch an dem kaum unterdrückten Zähnefletschen. Ich erwartete eine Bemerkung in der Richtung, dass ich tatsächlich an meinem Schreibtisch saà und arbeitete. Der alte Ben hätte etwas gleichzeitig Höhnisches und Aufmunterndes von sich gegeben.
Dieser neue Ben sah mich nur an und lieà sich dann schwerfällig auf den Küchenstuhl sinken.
Ich beobachtete ihn. »Hast du gefrühstückt, während du und Cormac deinen Selbstmord geplant habt, oder soll ich dir rasch etwas machen?«
Seine Stimme klang deprimiert. »Gerade von dir habe ich ein wenig Mitgefühl erwartet.«
»Auf keinen Fall! Ich bin hier das sentimentale Weichei, schon vergessen? Du bist der verbitterte Zyniker. Ich kann einfach nicht glauben, dass du ohne Kampf zu Boden gehst.«
»Ich habe bereits verloren.«
Ich trat an den Küchentisch und setzte mich ihm gegenüber an den Platz, an dem Cormac gesessen hatte. Ich starrte ihn an, bis er verlegen wurde. Er zappelte nervös und wandte den Blick ab. Aha! Die wölfischen Instinkte setzten allmählich ein. Er versuchte nicht, meine Herausforderung zu erwidern. Gut.
»Ich sehe die Sache folgendermaÃen: Mir bleiben drei Tage plus einer Vollmondnacht, um dich davon zu überzeugen, dass das Leben als Werwolf besser ist als überhaupt kein Leben.«
»Kitty, das hier hat nichts mit dir zu tun. Es geht dich nichts an.«
»Das kannst du Cormac erzählen. SchlieÃlich hat er dich in meinem Schoà abgeladen.«
»Deswegen habe ich ihm schon die Leviten gelesen.«
»Du meinst wirklich, dich hierher zu bringen, ist ein Fehler gewesen?«
Er spitzte die Lippen. »Ja. Er hätte sich in Shiprock um die Sache kümmern sollen.«
Ben war immer für mich da gewesen. Und nun, da es an der Zeit war, meine Hilfe anzunehmen, warf er sie mir vor die FüÃe. Pah, zum Teufel!
»WeiÃt du was, Ben? Du irrst dich. Das hier geht mich sehr wohl etwas an. Und weiÃt du auch, warum?« Er schenkte der Zimmerdecke einen geduldig leidenden Blick.
Das störte mich nicht, denn es war ohnehin eine rhetorische Frage gewesen. »Weil ich dich adoptiere. Du gehörst von jetzt an zu meinem Rudel. Das bedeutet, dass du unter meinem Schutz stehst, und ich werde nicht zulassen, dass du losziehst und dich umbringst.«
Er blinzelte mich an. »Wovon redest du?«
»Wölfe bilden Rudel. Du bist in meinem Rudel. Und ich bin das Alphaweibchen. Das bedeutet, dass du gefälligst tust, was ich sage.«
»Ansonsten?«
»Ansonsten ⦠ansonsten werde ich echt sauer auf dich.«
Er schien einen Augenblick nachzudenken. Panisch überlegte ich, ob ich es in einem Kampf mit ihm aufnehmen konnte, ob ich für meine ach so mutigen Worte würde eintreten müssen. Er hatte sich noch nicht an die Kraft gewöhnt, die er als Werwolf dazugewonnen hatte. Er war immer noch krank, war immer noch dabei, seine ersten Schritte zu tun. Ich hatte Erfahrung. Doch ich wollte meinen Rang nicht geltend machen, indem ich gegen ihn kämpfte. Ich wollte ihn einfach mit Worten überzeugen.
Nach einer Weile sagte er: »Wieso verspüre ich dieses Verlangen, dich ernst zu nehmen?«
»Weil der Wolf in dir weiÃ, was am besten ist. Vertrau mir, Ben. Bitte.«
»Ich dachte, du hättest kein Rudel.«
Ich lächelte. »Jetzt schon.«
Sechs
»Komm schon, hol deine Jacke«, sagte ich und griff mir meine eigene sowie meine Tasche.
»Wieso?«
»Wir gehen nach drauÃen. Leise â weck Cormac nicht auf.«
Ben ging ins Schlafzimmer und kehrte mit einer Jacke zurück. Obwohl er mürrisch aussah, widersprach er nicht. Das machte mir ein wenig Angst. Kaufte er mir die ganze
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