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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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verdächtig. In manchen Gegenden konnte man ungestraft davonkommen, wenn man jemanden umgebracht hatte, der unter dem Verdacht stand, ein Skinwalker zu sein. Wieder wie bei Lykanthropen.
    Erneut verdrängte ich meine natürliche Skepsis. Laut meiner Erfahrung rührten die Vorwürfe, etwas sei böse, oft eher von den Ängsten des Anklagenden als dem echten Wesen des Angeklagten.
    Was Ben in New Mexico angefallen hatte, war ein Werwolf, schlicht und einfach. Den Beweis lieferte Ben selbst. Doch da waren zwei gewesen.
    Ich quetschte Ben über das aus, was er wusste.
    Â»Nicht viel«, sagte er. »Cormac hat diesen Auftrag angenommen, doch vor Ort fand er Hinweise, dass es sich um zwei handelte. Also hat er mich angerufen. Ich habe ein paar Schafe gesehen, die sie getötet hatten. Vollständig zerfetzt, wie das Vieh heute.« Er hielt inne, schloss die Augen und atmete tief ein. Die Erinnerung hatte eine Reaktion hervorgerufen, hatte dazu geführt, dass sein Wolf die Ohren spitzte. Ben sammelte sich und fuhr fort. »Ich habe bloß einen flüchtigen Blick auf das Wesen werfen können, kurz bevor ich angegriffen wurde. Es ist ein Wolf gewesen, es hat wie ein Wolf ausgesehen. Etwas stimmte nicht, Cormac ließ ihn ganz nahe an sich herankommen. Er hätte das Ding aus zehn Schritten Entfernung erschießen können. Ich fing zu schreien an, dann …« Er schüttelte den Kopf. Dann wurde er angegriffen, und das war’s. Er hatte Cormac im Auge gehabt und nicht das, was hinter ihm her war.

    Â»Cormac hat gesagt, du hättest ihn gerettet. Du hast einen Schuss abgegeben, und das hat so was wie einen Bann zerstört.«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht mehr allzu genau erinnern. Alles Mögliche hätte passieren können. Aber ich weiß ganz gewiss, dass da etwas Krankes am Werk war.«
    Â»Und jetzt ist es hierher gekommen. Im Moment hasse ich mein Leben wirklich.«
    Â»Willkommen im Klub«, sagte er. Dann fügte er nachdenklicher hinzu: »Ich bin auf einer Viehranch aufgewachsen. Totes Vieh – das ist eine ernste Sache. Jedes einzelne Tier bedeutet für den Rancher einen Teil seines Einkommens. Es ist ein großes Geschäft. Marks wird nicht lockerlassen, bis er der Sache auf den Grund gegangen ist.«
    Â»Tja, solange er hinter mir her ist, wird er das nicht schaffen.« Marks wusste nicht, was Ben war; meiner Meinung nach sollten wir es dabei belassen. Niemand brauchte über Ben Bescheid zu wissen.
    Â»Meinst du, es besteht eine Verbindung zu den Vorfällen hier, mit deinen toten Kaninchen und Hunden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die sind organisiert gewesen. Ritualmorde. Das heute – das war nichts als ein Gemetzel. « Als bräuchten wir noch einen Fluch hier in der Gegend.
    Beinahe wünschte ich, es gäbe eine Verbindung, damit wir nur ein Problem zu lösen hätten.
    In der Nacht lagen wir ausgestreckt im Bett, wie zwei Hunde vor dem Kamin. Er hatte den Kopf auf meinen Bauch gebettet
und schmiegte sich an meine angewinkelten Beine. Ich hielt eine seiner Hände, während meine andere auf seinem zunehmend zottigen Haarschopf ruhte. Wir sahen nicht einander an, sondern starrten ins Leere, ohne einschlafen zu können.
    Er war immer noch mitgenommen von den Abenteuern des Tages. Fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Das Gefühl kam mir bekannt vor. Ich ließ ihn so viel reden, wie er wollte.
    Â»Es fühlt sich wie ein Parasit an«, sagte er. »Als sei da dieses Etwas in mir, das nur eines will: mir das ganze Leben aussaugen und dann aus meiner leeren Haut kriechen.«
    Welch reizendes Bild! »So habe ich es nie gesehen. Auf mich hat es irgendwie immer wie diese Stimme gewirkt, es sieht sich alles über meine Schulter an und hat immer eine Meinung zu allem. Es ist wie eine böse Jiminy Grille.«
    Er lachte in sich hinein. »Jiminy Grille mit Krallen. Das gefällt mir.«
    Â»Es gräbt dir wie ein Kätzchen diese pieksigen kleinen Dinger in die Haut.« Ich musste kichern. Albern war besser als furchteinflößend.
    Ben zuckte zusammen. »Uah, diese Viecher sind böse. Wenn du mal was Lustiges sehen willst, dann wirf jemandem ein Kätzchen ins Hemd. Sieh zu, wie er sich windet, während er versucht, nicht zerkratzt zu werden, gleichzeitig aber auch dem Kätzchen nicht wehzutun.«
    Jetzt war ich an der Reihe zusammenzuzucken. Ich konnte beinahe

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