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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Skinwalker.«
    Ich hatte die Geschichten gelesen, war mir allerdings nicht sicher, ob ich ihnen tatsächlich geglaubt hatte. Alles war zunächst einmal nichts weiter als eine Geschichte. Obwohl ich nun den Beweis vor Augen hatte, wollte ich nicht daran glauben.
    Da bewegte sie sich, als reagiere sie verspätet darauf, dass Tony sie beinahe berührt hätte. Ihr Kopf legte sich ein wenig schräg, ihre Lippen sahen aus, als wolle sie etwas sagen, und unter den geschlossenen Lidern bewegten sich die Augen. Etwas in ihr lebte immer noch – etwas in jenem zerstörten Brustkorb hatte überlebt.
    Â»O mein Gott, sie ist gar nicht …«, setzte ich zu sprechen.
    Cormacs Gewehr gab abermals einen Schuss ab, explodierte ganz in meiner Nähe, ein Donnern in meinen Ohren.
    Beinahe im gleichen Augenblick verschwand das Gesicht der Frau.

    Instinktiv bedeckte ich das Gesicht mit meinem Arm. Ich fiel rückwärts, doch nicht schnell genug: Blutspritzer und Teilchen, die aus ihrem Kopf flogen, bedeckten meine Jeans, meinen Arm – alles. Auf der anderen Seite streckte Tony sich zu Boden und wandte sich ähnlich wie ich von ihr ab, einen Arm schützend vor dem Gesicht, Blutflecken auf der Kleidung. Ich blickte zurück zu der Frau unter dem Wolfsfell. Die eine Hälfte ihres Kopfes, wo Cormacs Kugel eingedrungen war, war jetzt nur noch eine ausgefranste, breiige Masse.
    Jetzt bewegte sich nichts mehr, abgesehen von dem Blut, das aus der Wunde tropfte.
    Cormac blickte über sein Gewehr auf sie hinab, den Finger am Abzug, als erwarte er immer noch, dass sie aufsprang und ihn angriff. Er war bereit, falls sie sich nochmals bewegen sollte. Es war schwer zu sagen, was mich mehr entsetzte und verängstigte: Dass er nicht gezögert hatte, sie zu erledigen, oder dass seine Augen dabei völlig emotionslos geblieben waren.
    Ich würgte, presste das Gesicht an meinen Arm und brachte es fertig, mich nicht zu übergeben.
    Marks zielte mit seiner Waffe auf Cormac und näherte sich ihm warnend.
    Cormac ließ den Finger am Abzug seines Gewehrs. Er konnte im Bruchteil einer Sekunde zurückschießen. Das musste Marks klar sein. Er musste es doch besser wissen, als sich auf eine Schießerei mit dem Jäger einzulassen. Doch irgendwie hätte es mich nicht überrascht, wenn der Sheriff es trotzdem getan hätte.
    Â»Würden bitte beide die Waffen sinken lassen!«, rief ich.
In meinen Ohren dröhnte es noch von dem Schuss. Alles klang gedämpft.
    Cormac tat es, langsam. Marks nicht. Doch er entspannte sich so weit, dass er seinen Blick von Cormac zu der Frauenleiche schweifen ließ.
    Â»Wer ist das?«, fragte der Sheriff.
    Â»Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Cormac barsch.
    Ben sagte: »Sie sollten bei den Vermisstenanzeigen aus Shiprock nachsehen.« Er hatte erneut meine Hand ergriffen, und ich lehnte mich an ihn.
    Â»Aber Sie haben gewusst, dass sie hier sein würde«, sagte Marks zu dem Kopfgeldjäger.
    Â»Ich war dem Ding auf der Spur, ja.«
    Marks sagte: »Ich werde Sie verhaften müssen. Reine Formsache, versteht sich.« Doch sein Gesichtsausdruck sagte: Hab ich dich! Er trug ein schmales Lächeln zur Schau.
    Das war doch wohl ein Witz! Cormac hatte mir das Leben gerettet. Dann hatte er … Daran wollte ich nicht denken. Sein Gesichtsausdruck, der Kopf der Frau, der in einer Blutfontäne verschwand. Doch Marks konnte uns beide nicht ausstehen. Ihm lag nichts an mir – er hatte eine tote Frau und ihren Mörder, der mit noch rauchender Waffe dastand.
    Cormac richtete seinen kalten, starrenden Blick auf den Sheriff, nicht zu deuten und beunruhigend. Ben neben mir verspannte sich. Er wusste auch nicht, was Cormac als Nächstes täte. Wenn das so weiterging, würde der Kopfgeldjäger Marks noch zu einer Kurzschlusshandlung treiben. Cormac war selbst so etwas wie ein Tier, und Marks
würde nicht das Risiko eingehen, sich von ihm anfallen zu lassen.
    Cormac legte die linke Hand um den Gewehrlauf und ließ die Waffe an seiner Seite nach unten sinken. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Nun kam Marks ohne zu zögern auf ihn zu. Die Waffe immer noch auf Cormac gerichtet und im Anschlag. Der Sheriff streckte die Hand aus; Cormac übergab ihm das Gewehr.
    Marks steckte seinen Revolver ins Halfter zurück, klemmte sich Cormacs Gewehr unter den Arm und zog Handschellen hervor. Cormac benahm sich, als habe er das

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