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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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entgegenzusetzen hatte als Alice.
    Ich rammte es von der Seite, packte es an der Flanke und umschlang es mit den Armen, um es zu Boden zu ziehen. Ich war kein Mensch – ich hatte dieses Etwas in mir, das mich schneller laufen ließ, als ich je für möglich gehalten hätte, das mich stärker machte, als ich eigentlich sein sollte. Meine Wölfin war ihm ebenbürtig.
    Doch es war überwältigend, wie falsch sich das Ganze anfühlte. Sobald ich es berührte, wurden meine Glieder von Taubheit befallen, die sich in meinem Körper ausbreitete. Am liebsten hätte ich mich zusammengerollt
und geschrien, bis die Welt wieder in Ordnung war. Ich sah nur noch Grau.
    Wir rollten zusammen im Dreck. Der schwarze Wolf knurrte und wand sich nach hinten, schnappte nach dem Anker, der ihn unvermittelt nach unten gerissen hatte. Zähne legten sich um meinen Arm, die Kiefer schlossen sich fest, schnitten mir in die Haut. Besser ich als Alice. Ich war bereits Lykanthrop. Ich würde es aushalten.
    Ich keuchte auf, und meine Wölfin wand sich, knurrte vor Schmerz und Wut. Wieder dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte – der Angriff erfolgte nicht nur an der Körperoberfläche, sondern kroch in mich hinein und versuchte, sich von innen durch mich hindurchzufressen. So etwas hatte ich noch nie gespürt. Mein Körper geriet ein wenig ins Wanken – sie wollte sich verwandeln, als Wölfin konnte sie besser kämpfen; sie wollte nach draußen, um sich verteidigen zu können.
    Krallen, ich brauchte Krallen zum Reißen. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich erwartete, dass meine Hände sich verdicken würden, meine Arme schmelzen. Ich wollte spüren, wie meine Nägel dick wurden, hart wie Messer, und sich in die Haut dieses Monsters gruben.
    Doch nichts davon passierte.
    Gewöhnlich leistete ich der Wölfin Widerstand, hielt sie im Zaum. Doch dieses eine Mal, wenn ich sie spüren wollte, wenn ich wollte, dass sie sich freimachte und mich rettete – geschah nichts. Ich erstarrte vor Verblüffung, vor Angst, während das Monster mich packte.
    Â»Kitty!«, rief Ben.
    Ich betete, dass er sich zurückhielt. Er sollte sich nicht
einmischen. Er sollte nicht auf diese Weise kämpfen müssen.
    Geradezu panisch versuchte ich zu schlitzen, als besäße ich Krallen. Meine Finger fuhren durch zottiges, öliges, hässliches Fell, ohne Schaden zu verursachen. Das Ding warf mich auf den Rücken und gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie Gelächter klang. Mein Kopf schlug auf dem Boden auf, und ich sah Sterne. Es hielt mich niedergedrückt, die dicken Pfoten auf meiner Brust, und versenkte die Krallen in mir. Sein Atem roch nach Aas, nach Krankheit. Seuche und Tod. Ich schlug in reiner instinktiver Panik um mich, trat zu, bekam die Hände frei, packte es am Hals und stieß zu. Runter … verdammt, runter von mir …
    Es riss das Maul über meinem Hals auf, und sein widerwärtiger Atem strich über mich hinweg. Ich verzagte, meine Kräfte ließen nach.
    Â»Kitty, zurück!«
    Ich trat es in die Rippen, und sein Griff lockerte sich. Da wand ich mich und rutschte unter seinem Gewicht hervor; ich gehorchte der Stimme sofort, weil ich ihr vertraute, weil sie einem Mann gehörte, der mir schon früher den Rücken freigehalten hatte. Cormac. So schnell ich konnte, rollte ich von dem schwarzen Wolf weg.
    Im gleichen Augenblick hallte ein Schuss wider, dann noch einer und noch einer. Sie waren nahe, Donner in meinen Ohren, in meinem Gehirn dröhnte es.
    Der Wolf schrie auf – ein menschlicher Schrei. Zu menschlich, eine Frau, die Schmerzen litt.
    Das Wesen lag reglos vor mir. Ich hätte schwören können,
dass ich Staubpartikel sah, die langsam am Schauplatz unseres Kampfes niedergingen.
    Ich konnte überhaupt nicht klar denken. Vielmehr hatte ich das Gefühl, ich sei in Dunkelheit eingesperrt gewesen, und nun sei die Gefängnistür aufgesprengt worden, und mein Körper schwebe durch die Öffnung. Jetzt wollte die Wölfin davonlaufen. Auf den Knien hielt ich in gekrümmter Haltung meinen Bauch umklammert und versuchte, meinen Körper zurückzuholen. Versuchte, wieder ganz zu einem Menschen zu werden. Haut, nicht Fell. Ich wollte Hände und Finger, nicht Pfoten und Krallen. Reiß dich zusammen, lass die Grenzlinie zwischen uns bestehen. Bitte, bitte …
    Meine Wölfin kroch in ihre

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