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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Quia factus es spes mea, turris fortitudinis a facie inimici …«
    »Hast du das ernst gemeint?«, fragte er hastig und ohne auf ihr Gebet zu reagieren. »Dass du ins Kloster gehen willst?«
    Sie schwieg aufgeregt. Nahm seine Gegenwart, seinen Geruch in sich auf, erinnerte sich an die Nacht, als Máelsnechtai neben ihnen geschnarcht hatte, während sie sich ihm geschenkt hatte … hatte sie damals schon gewusst, dass sie, wenn überhaupt je einem Mann, dann nur ihm gehören würde?
    »Ja«, flüsterte sie atemlos. Und setzte hinzu: »Irgendwann, Nial.«
    Er sah sie an. Seine Augen schimmerten warm und ungläubig.
    »Irgendwann, Nial«, wiederholte sie und liebkoste seine hohe Stirn, der man bald nicht mehr ansehen würde, dass sie durch Rasur einen culdee auszeichnete. »Irgendwann …«
    Sie fassten einander bei den Händen und traten hinaus in das Dunkel vor der Kathedrale. Da sie niemand vermisste, gab es auch keinen Grund, sich zu beeilen. Der Sternenhimmel da draußen war überwältigend groß und schien zum Greifen nahe. Sie hatte das noch nie versucht – aber vielleicht konnte man Sterne ja doch anfassen.
    Zuversicht wärmte ihr Herz. Sie würden einen Ort finden, wo sich die Sterne in die Hand schmiegten.

 

NACHWORT
    D ie schottische Romanze zwischen König Malcolm Canmore und der englischen Prinzessin Margaret hat die Fantasie von Chronisten und unzähligen Schreibern beflügelt.
    Die Geschichte vom barbarischen alten König, der sich Hals über Kopf in die schöne obdachlose Schwester des
Edgar Æthling verliebt, klingt nach einem Märchen.
    Und tatsächlich ist diese Eheschließung als ungewöhnlich zu bezeichnen.
    Die Kinder des Thronerben von 1066, Edgar Æthling und seine Schwestern Margaret und Christina, waren auf der Flucht, als sie im Herbst des Jahres 1069 vor Edinburgh durch einen Sturm an Land gespült wurden. Der junge Edgar hatte sich nach Jahren der komfortablen Duldung am angelsächsischen Königshof mit dem neuen Herrscher Wilhelm von der Normandie überworfen. Edgar konnte nicht vergessen, dass der Kronrat ihn zum König hatte krönen wollen, just als Wilhelm England eroberte. Doch hatte er trotz seiner nordenglischen Verbündeten gegen Wilhelm nicht den Hauch einer Chance.
    Es ist nicht ganz klar, ob die Familie auf dem Weg nach Norden war, um bewusst bei Malcolm von Schottland Asyl zu suchen. Manche Quellen deuten darauf hin, dass sie nach Flandern, möglicherweise sogar nach Ungarn unterwegs waren, als der Sturm sie ergriff.
    Ebenfalls unklar ist, ob die Æthlings König Malcolm im Jahr zuvor schon aufgesucht hatten und ob Malcolm damals schon Heiratspläne hegte. In meiner Geschichte habe ich mich für die Variante entschieden, sie das erste Mal aufeinandertreffen zu lassen. Es hatte seinen Reiz, die Eindrücke aus der Sicht einer eingeschüchterten Ausländerin zu schildern, die nicht alles, was sie sieht, auch versteht, und die den Leser darüber in Ratlosigkeit und Einsamkeit mitnimmt.
    Margaret und Christina betraten den Hof eines Königs, der sich nicht gerade durch die Förderung des Christentums
einen Namen gemacht hatte. Der Norden und Westen Schottlands befanden sich in skandinavischer Hand, Malcolm III. herrschte über den südlichen und südwestlichen Teil und versuchte über viele Jahre erfolglos, seine Besitzansprüche nach Süden ins englische Northumbria auszudehnen. Seine diversen brutalen Überfälle auf Northumbria haben Zeitgenossen ähnlich entsetzt, wie es jener Verwüstungsfeldzug Wilhelms durch die Nordprovinz getan hat, mit dem er die normannenfeindlichen Aufstände zu beenden trachtete.
    Von den beiden jungen Frauen wird berichtet, dass sie in Klosterschulen aufgewachsen waren. Margaret hatte sich schon früh entschieden, den Schleier zu nehmen, sie wird als äußerst fromm und demütig beschrieben. Umso bemerkenswerter ist es, dass ausgerechnet sie einen Menschen wie Malcolm heiratete, während ihre kleine Schwester ins Kloster ging und später Margarets Töchter erzog. Christina wird ihre Gründe gehabt haben, dem Heiratsmarkt zu entfliehen, für den sie als Schwester einer Königin zweifelsohne interessant gewesen sein muss. Das Kloster bot einer Frau im Mittelalter nicht nur Abgeschiedenheit, sondern vor allem Sicherheit und Ruhe vor Nachstellungen. Christina stand durch die Heirat ihrer Schwester in deren Schatten, doch war sie für mich die stärkere von beiden Frauen.
    Die einzige nichtreale Hauptperson des Romans – Nial – spiegelt einen

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