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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erinnert Ihr Euch? In jedem Fall benötigt Ihr einen Begleiter, hlæfdige .«
    »Eure Treue.« Mit Macht verkniff sie sich jede weitere Bemerkung, die nur Ärger bringen würde. »Bemüht Euch nicht. Ich werde mich nicht in die Angelegenheiten meines Bruders einmischen.«
    »Dafür zeigtet Ihr eine erstaunliche Wehrhaftigkeit, als Ihr uns Untreue vorwarft«, grinste er anzüglich. »Das gefiel mir sehr.« Wie zufällig glitt seine Hand über ihren Arm. »Ich könnte mir vorstellen, mir von Euch zeigen zu lassen, was Treue bedeutet, hlæfdige … Das würde sicher auch Eurem Bruder gefallen.«
    Sie entriss ihm ihren Arm. »Mein Bruder ist zu beschäftigt.«
    »Euer Bruder wird nicht ruhen, bis er auch seine zweite Schwester in seinem Sinne verheiratet hat, meine Liebe«, lachte er da. »Ihr könntet es weitaus schlechter treffen. In Orkney ist es kälter als in London, und der Jarl würde sich Euren Zwergenleib schon passend für sich und seinen wilden Samen rammeln.«
    Seine Drohung machte ihr solche Angst, dass sie keinen Mut fand, Edgar überhaupt nach dessen Plänen zu fragen.
    Malcolm ließ keine unnötige Zeit verstreichen. Täglich erreichten neue Gäste die Burg, bevölkerten sie mit Dienstleuten und Gepäck, und das Schnauben und Wiehern der Pferde im Burghof hallte an den hohen Mauern wider. Kleine, zottelige Tiere mit dicken Hälsen und rollenden Augen ritten die Schotten, und weil diese Pferdchen so widerspenstig waren, trugen die Reiter lange Peitschen, die sie ausgiebig einsetzten. Christina fand, dass es albern aussah, wie ihre Füße fast über den Boden schleiften, während die Pferde mit hochgerissenem Hals vorwärtspreschten. In England ritten so die Bauern – jeder Edelmann sorgte dafür, dass er ein Pferd mit feinem Fell und langem Hals reiten konnte. König Wilhelm schätzte die Pferde der Mauren. Auch der Vater hatte daheim in Ungarn nur feine Rösser gehabt. Kleine Pferde und Esel hatte man den Dienern überlassen.
    Sie erinnerte sich an feurige Sanftheit und das Vibrieren von Temperament … die schottischen Gäule mit ihrem buschigen Pelz flößten ihr vor allem Furcht ein. Dennoch verbrachte sie auch hier in Dunfermline viele Stunden in der Nähe der Pforte, um das Treiben im Hof zu beobachten. Ein bisschen vielleicht auch, um Edgar zu beobachten. Ihr Bruder hielt sich neuerdings auffallend fern von ihr. Sie war es ja gewohnt, dass er seine eigenen Interessen verfolgte und seine Familie darüber wie ein Anhängsel hinter sich herzog. Eigentlich war er noch ein halbes Kind, doch seit Wilhelm England erobert hatte und die Krone für den Æthling in weite Ferne gerückt war, hatte er sich verändert. Aus dem freundlichen Knaben, den jedermann am Hof von London geschätzt hatte, war ein misstrauischer, hochfahrender Jungkrieger geworden, dessen zunehmende Aufsässigkeit offenbar nur von seinen Freunden zu lenken war. Jene Freunde, denen Christina zutiefst misstraute, weil sie an ihrer Treue zweifelte …
    Nun trachteten sie gar nach ihrer Hand, doch Edgar war nicht anzumerken, ob auch er derartige Pläne für sie hegte oder ob Morcar sich nur einen bösen Spaß erlaubt hatte.
    Als Letzter traf der Bischof ein.
    Er reiste bescheiden. Cennrígmonaid, wo er einem großen Kloster vorstand, wie Katalin herausgefunden hatte, lag zwei Tagesreisen von Dunfermline entfernt, dennoch kam Fothad nur in Begleitung einer Handvoll Mönche.
    »Das ist der Bischof?« Christina schüttelte ungläubig den Kopf, als sie sah, welch einfach gewebten Mantel der alte Mann von den Schultern zog. Er lächelte dem jungen Mönch dankend zu, der seinen Mantel übernahm, und klopfte den Hals seines Pferdes. »Ist er Mönch? Ist er wirklich Bischof?«
    » Hlæfdige , hier in Schottland pflegen wir nicht solche Prachtentfaltung, wie Ihr das aus dem Reich der Angelsachsen kennen mögt«, erklärte Ruaidrí, der sich wieder einmal in ihrer Nähe befand. »Die Mönche sind sehr fromm …«
    »Wollt Ihr damit sagen, die angelsächsischen Mönche seien nicht fromm?«, fuhr sie auf.
    »Nein, nein – natürlich nicht. Aber …« Der Schotte zögerte. Offenbar sprach man hier nicht oft über Gott und wie man im Einklang mit Ihm leben konnte. Sie betrachtete sein blasses Gesicht. Viel zu selten gab es jemanden, der ihr dieses seltsame Land erklärte – Ruaidrí schien an einer Rede zu feilen. Und dann war er tatsächlich fertig mit Nachdenken und holte Luft.
    »Die Mönche hier leben noch nach dem Geist des heiligen

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