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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Ihr mich fragt«, murmelte Katalin böse, »verkauft für eine Krone, die er niemals tragen wird …«
    »Halt den Mund, altes Weib!«, zischte die Mutter da, »was nimmst du dir heraus? Mein Sohn verkauft seine Schwestern nicht! Nie wieder will ich solche Worte hören!« Und Katalin verstummte, doch der Gedanke schwebte über ihnen wie ein lautloser Raubvogel …
    Margaret ging ihr aus dem Weg.
    Der König hatte den Aufbruch aus Edinburgh befohlen – schon am nächsten Tag würde man über den Forth setzen und dann weiter nach Dunfermline reiten, jener Festung im Norden, von der Ingibjörgs alte Kammerfrau so schwärmte, weil sie eine echte Burg und eines Königs und erst recht einer strahlenden Königin würdig sei. Dort sollte die Hochzeit stattfinden, Boten waren bereits in alle Himmelsrichtungen ausgeschickt worden, um die Verbündeten des Schottenreiches zur Zeremonie einzuladen. Eine Gesandtschaft war noch gestern Abend nach St. Andrews aufgebrochen. Dort gebe es einen Bischof, erzählten die Frauen. Weil Malcolm keinen Wert darauf legte, verbrachte dieser Bischof offenbar nur wenig Zeit an seinem Hof.
    »Das wird sich hoffentlich jetzt ändern«, hatte Agatha laut gesagt und sich bekreuzigt.
    Margaret hatte die Nacht in der Kapelle verbracht – alleine. Christina hatte gesehen, wie sie in Begleitung zweier bewaffneter Knappen, die Malcolm ihr wohl an die Seite gestellt hatte, die Burg verließ, und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie keinen Mut gehabt, der Schwester zu folgen. Wie seltsam … Sie würde eine Ehefrau sein. So nah waren sie sich immer gewesen, hatten alle Geheimnisse, Tränen und Freuden geteilt, kein Gefühl verheimlicht. Doch mit ihrer Entscheidung zu heiraten war Margaret durch eine Tür getreten, die für Christina verschlossen schien.
    Das Weibergemach befand sich in hellem Aufruhr. Kleider und Habseligkeiten in drangvoller Enge zusammenzupacken führt unweigerlich zu Streit. Margaret stand mittendrin und versuchte Ordnung in das Durcheinander zu bringen – eine Aufgabe, die sonst Agatha erledigte. Doch die überließ es diesmal gerne ihrer Ältesten, während sie auf einem Schemel thronte, den Stock wie ein Zepter vor sich aufgebaut, und zusah, wie das Gepäck an ihr vorbei und hinaus zu den wartenden Pferden getragen wurde. Von unten trieb ein Diener die Träger zur Eile an, Regen zog auf, und man wollte den Forth noch im Trockenen überqueren. Margaret ließ sich in den fellgefütterten Umhang kleiden, den Malcolm ihr überreicht hatte.
    »Sie sieht doch aus wie eine Königin, findest du nicht?« In Agathas Stimme schwang Stolz, und ihr Blick glitt bewundernd an der schlanken Gestalt herab. »Gut hat Edgar das gemacht. Ich bin stolz auf ihn. Und euer Vater wäre erst stolz auf ihn …«
    »Eure Schwester hat es gut getroffen, hlæfdige «, fand auch Edwin von Mercia und zog im Wind die Nase hoch. Als das nicht genügte, nahm er den Ärmel zu Hilfe und zierte ihn mit grünlichem Schleim, den er am Waffenrock abwischte. »Seid Ihr stolz auf sie? Neidet ihr das gar?«, fragte er Christina. Er lachte verächtlich. »Euer Bruder tat einen guten Schachzug. Das hätte ich ihm nach all den Ereignissen nicht zugetraut …«
    »Und ich hätte Euch solche Reden nicht zugetraut, hlæfweard «, unterbrach Christina den Earl von Mercia und hob ihre Röcke, damit sie nicht durch die Pfütze schleiften. »Eure Treue zu meinem Bruder ist offenbar doch so groß wie Euer …«
    Katalin hustete, und es war nicht zu sagen, ob sie sich wirklich verschluckt hatte oder ob sie nur verhindern wollte, dass die Schwester der zukünftigen Königin sich das Mundwerk verbrannte.
    »Bei meinen Hosen«, lachte der Earl auf und klopfte sich so heftig auf den Schenkel, dass sein Pferd einen Satz nach vorne machte, »bei meinen verdammten Hosen, Euch möchte ich Mores lehren, hlæfdige ! Dann wüsstet Ihr, dass mein Schwanz … meine Treue …«
    Christina packte den Zügel und zwang das Pferd mit einem Ruck, stehen zu bleiben. »Euer Schwanz möge sich besser zwischen Euren Beinen verbergen, damit sich niemand schämen muss«, zischte sie. »Doch vergesst nicht, edler Herr, dass ab jetzt auch der schottische König an Eurer Treue interessiert sein dürfte. Es könnte sein, dass sein Interesse an Edgars Gefolgsmännern wächst und dass er sie, wenn sie sein Missfallen erregen, genauso nackt auf seinem Turm ausstellt wie seinen eigenen Mann!«
    »Ihr vorlaute, dreiste Zwergin! Euch muss man streng im Auge

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