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Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Die Stunde der Seherin - Historischer Roman

Titel: Die Stunde der Seherin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die Blätter mit einem Kienspan am Feuer. Christina machte große Augen, als seinem Mund dicke Rauchwolken entquollen. Sie sahen zwar unheimlich aus, aber sie rochen gar nicht mal so schlecht.
    »Das ist meine Tochter«, beeilte sich Beth zu versichern. »Sie ist taubstumm und hat nur wenig Verstand – wenn du weißt, was ich meine. Ich bringe sie zu ihrer neuen Herrschaft, runter in den Süden. Bei mir ist sie zu nichts nutze.«
    Berwins Augen begannen zu glitzern, vielleicht hatte Beth das übersehen und vielleicht hatte sie gerade einen großen Fehler gemacht. Christinas Unbehagen stieg, und das nicht wegen der haarsträubenden Lügengeschichte, die da über sie erzählt worden war.
    »Du kannst sie auch hierlassen. Für dumme Weiber gibt es hier immer Arbeit, und wenn sie nicht schwätzen, umso besser. Und diese … die schwätzt gar nicht? Überhaupt nicht? Ja – lass sie mir doch hier! Lass sie mir hier, ich will ihr zu essen geben und einen warmen Platz am Feuer. Schau dich um – einen besseren Hof für deine Tochter wirst du kaum finden, ohne dir die Füße wundzulaufen.« Er hob seine rauchende Knolle, stützte die Ellbogen auf die weit gespreizten Knie und lachte vergnügt über seinen hervorragenden Einfall. »Komm her, lass dich anschauen.«
    »Sie ist bereits versprochen, guter Mann«, wehrte Beth sein Ansinnen ab und raffte flink die Decke, um seine Aufmerksamkeit von Christinas Haar auf ihre kräftigen Beine zu lenken und um sich nicht zu verheddern, während sie auf ihn zurutschte. »Lass du dir nun Gutes tun, zum Dank für die Suppe und das Nachtlager.«
    »Das hört sich nach einem guten Geschäft an«, grunzte er. Schneller, als die Frauen gucken konnten, war die Bruch zu Boden geglitten, damit er Beth die Füße entgegenstrecken konnte. Die kümmerte sich zunächst nicht darum, was sich ihr sonst noch entgegenreckte. Sie hatte aus ihrer Gürteltasche einen hölzernen Tiegel herausgekramt und pulte mit dem Finger eine dicke Portion fettiger, übelriechender Creme heraus.
    »Du willst mich fetten, Weib …«, kicherte er albern, »das brauchst du doch nicht …«
    »Guter Mann, mein Geschäft geht so: Wenn du mich anfasst, reiße ich dir die Eier ab.« Beth hielt inne. Das Feuer tauchte ihr Gesicht in eine grimmig düstere Farbe. »Bist du einverstanden?«
    »Nee, nee – das Geschäft geht so: Ich hab euch Hungerleiderinnen von meiner Suppe gegeben, und du …« Berwin ballte die Faust, doch sie lächelte ihn nur an und ergänzte: »Und ich massiere dir dafür die Füße. Gott segne deinen hellen Verstand.« Sie entblößte ihre schlechten Zähne, doch ihr Lachen wirkte so nur noch gefährlicher. Dennoch streute sie Honig auf seine Erwartung.
    »Hundefett«, säuselte sie nämlich. »Mein Liebster wusste, was gut ist, und kochte mir regelmäßig einen Topf voll, damit ich es mit Eisenkraut stärke. Eisenkraut macht dich stark, wo auch immer es dich berührt.« Er stöhnte schnell und wohlig unter ihren Händen, die ziemlich gut wussten, wo sie drücken mussten. Christina rückte von den beiden ab. Sie fand es abstoßend und hätte das Haus am liebsten verlassen. Das Hundefett stank erbärmlich, und was Beth da tat, konnte Gott definitiv nicht gutheißen, denn Berwin lag inzwischen mit verdrehten Augen auf dem Rücken und zuckte wie ein krankes Rind … dann lag er still.
    Beth wartete einen Moment. Vorsichtig nahm sie die Hände von seinen Füßen. Er rührte sich nicht.
    »Was hast du getan?«, flüsterte Christina entsetzt. »Ist er tot?«
    Die andere lachte. »Wenn ich alles richtig gemacht habe, schläft er nur. Tief und lang.« Ihr Lachen wurde heiser. »Mein Mann brachte mal einen maurischen Sklaven mit nach Hause. Der hatte die schönste Haut, die Ihr Euch nur vorstellen könnt … Leider hatten sie ihn wie einen Hund kastriert, den Ärmsten.« Sie fuhr sich durchs Haar. »Dafür wusste er andere Dinge. Verbotene Dinge. Wundervolle Dinge, hlæfdige .« Ihre dichten Brauen tanzten auf und nieder. »Er lehrte mich das hier. Mein Mann hat ihn letztes Jahr erschlagen.«
    Christina riss die Augen auf. Was für unglaublich widerliche Geschichten diese Frau zu erzählen wusste! »Erschlagen«, flüsterte sie. »Und er lehrte dich … so etwas? An den Füßen, mit … Fett?«
    Beth lachte ein wenig verächtlich. »Ja, erschlagen. Oder entsetzt Euch das andere? Ihr seid eine feine Dame, hlæfdige , aber lasst Euch sagen – die Freuden sind die gleichen. Das werdet Ihr schon noch sehen. Und nun

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