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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Bibel.«
    Ihr Vater zischte durch die Zähne. »Der schmierige Hundesohn markiert den großen Mafiaboss. Vor unserer Haustür?«
    Sie nickte. »Ich glaube, dass er großspuriger auftritt, als er es sich eigentlich leisten könnte. Aber er ist kein Clown. Er hat eine Organisation im Rücken.«
    Hügli blickte sie an. »Weißt du mehr darüber?«
    Sie schenkte sich Cola ein. »Es scheint ein russischer Clan zu sein. Der Chef ist ein Patriarch. Er hat ein kleines Imperium aufgebaut. Legale und illegale Geschäfte. In großem Stil schmuggelt er gefälschte Markenartikel nach Deutschland. Für den Transport benutzt er dieselbe Firma wie wir auch.«
    Hügli schaute sie fragend an. »Ist das die Bude, die Bernhard Stämpfli ins Spiel gebracht hat?«
    Seine Tochter nickte. »Wahrscheinlich gehört sie zur Familie. Zumindest hält Bogdanow ein Aktienpaket. Vermutlich sind sie so auf uns gestoßen. Offensichtlich haben wir ihnen gezeigt, wie lukrativ das Kunstgeschäft ist.«
    Hügli griff zu der Whiskeyflasche. Mitten in der Bewegung überlegte er es sich anders und schenkte stattdessen Cola ein. »Und was will uns der Lumpenhund dafür geben?« Er hielt inne. »Dir, meine ich.«
    Salome Hügli verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Als Gegenleistung für den Kunsthandel überlässt er uns das Sexgeschäft. Und sorgt dafür, dass die Romamädchen wieder von der Straße verschwinden.« Sie stockte einen Moment und starrte in ihr Glas. »Du bist nicht Teil dieses Handels. Dich will er tot sehen, weil du ihn gekränkt hast. Oder seinen Boss. Oder die Familie. Wahrscheinlich alle zusammen.«
    »Das ist gut.«
    Entgeistert blickte sie ihren Vater an.
    »Es ist gut, dass die Ehre so wichtig ist für das Pack. Wir sind flexibler.« Er schlug auf den Tisch. »Wir sind hier in der Schweiz. Das ist eine Willensnation! Wir brauchen keine Gefühlsduseleien, damit wir am Morgen in den Spiegel sehen können!«
    Offenbar sah sie immer noch irritiert aus.
    Hügli grinste. »Da staunst du, was? Ich kann auch geschwollen schwafeln.«
    Seine Tochter lächelte. »Hast du eine Ahnung, wieso er Stämpfli lebend haben will? Ich meine, es reicht doch, wenn er die gesamten Geschäftsunterlagen kriegt.«
    Werner Hügli nickte. »Bernhard hat etwas, was Bogdanow haben will. Womöglich will er es aus ihm herausprügeln.« Er grinste böse. »Vielleicht will er ihn zu Tode blasen.«
    »Ach, Pa!«
    Er hob die Hände. »Ich bin ein rüpelhafter Schweinehund. Tut mir leid.«
    »Weißt du das sicher oder vermutest du es nur? Das mit Stämpfli.«
    Er lächelte. »Bernhard hat es mir gesteckt. Offenbar hat Bogdanow in die Kasse gelangt. Pech für ihn, dass Stämpfli die Beweise hat. Das könnte das Schwesterchen das Zipfelchen kosten.«
    Auf einmal saß Salome Hügli kerzengerade in ihrem Sessel. »Weißt du, was du da sagst, Pa?«
    Er brauchte zwei Sekunden, um zu verstehen. Dann strahlte er. »Du bist ein gerissenes Weib! Denkst du, der russische Oberzampano steigt auf einen solchen Handel ein?«
    Sie strahlte. »Wenn der Patriarch seinen Ziehsohn auf dem Altar der Ehre opfern muss, braucht er neue Partner in Zürich. Und wie du gesagt hast: Wir sind rational. Außerdem kennen wir das Feld und haben Kontakte. Überdies könnte er Feinde zu Freunden machen. Das sind alles strategische Marktvorteile! Wenn die Russen nach Bogdanows Abgang weiterhin in Zürich Geld verdienen wollen, führt kein Weg an uns vorbei.«
    Werner Hügli nickte mehrmals, sagte aber nichts. Nach einer Weile schenkte er sich Whiskey ein. »Das ist ein hervorragender Plan. Damit rettest du meinen Kopf. Und im besten Fall sind wir nach dieser Scheiße noch stärker als vorher.«
    Einen Moment lang wirkte seine Tochter wie ein stolzes Schulmädchen, das Bestnoten nach Hause bringt. »Es ist immer besser, in die Offensive zu gehen. Bei Abwehrschlachten kann man höchstens gewinnen, was man bereits hat. Aber alles verlieren.«
    Nachdenklich blickte er sie an. »Dir ist klar, dass wir mit diesem Plan Bernhard aufgeben?«
    Sie nickte langsam. »Ich sehe keinen anderen Weg. Einen offenen Krieg mit den Russen werden wir nicht überleben.«
    Seufzend hob Hügli das Glas. »Wir sind einen weiten Weg zusammen gegangen, Bernhard und ich.« Er setzte es an. Als er es wieder abstellte, stand ihm der Entschluss ins Gesicht geschrieben. »Das wolltest du von Anfang an tun. Stämpfli opfern. Habe ich recht?«
    Salome Hügli nickte. »Ich habe Bogdanow gesagt, wann und wo sich Stämpfli und Alois treffen

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