Die Stunde der Wahrheit
schuldig, und Euer Krieger war sein Instrument. Ihr beide werdet diese Tatsache beschwören … oder Jingu wird seine hübsche Geliebte durch den Strang sterben sehen.«
Teani versteifte sich. Sie setzte die Teetasse ab, ohne etwas zu verschütten. »Das ist eine Drohung, die Kinder zum Fürchten bringen mag. Warum sollte mein Herr mir einen schamvollen Tod befehlen, wenn ich nichts anderes tue, als ihn zufriedenzustellen?«
Jetzt hob Mara ihre Stimme, so daß sie im ganzen Raum zu hören war: »Weil ich weiß, daß Ihr eine Spionin für Tecuma von den Anasati seid.«
Einen Augenblick lang spiegelten sich Überraschung, Erschrecken und nackte Berechnung auf dem Gesicht der Konkubine. Bevor Teani ihre Haltung wiedergewinnen konnte, vollendete Mara ihren Zug und hoffte, die Götter des Zufalls würden ihre Lüge unterstützen. »Ich habe Dokumente, die Euren Schwur gegenüber Tecuma beweisen, und solltet Ihr nicht tun, was ich verlange, werde ich sie dem Lord der Minwanabi zukommen lassen.«
Arakasi betrachtete Shimizu mit der beharrlichen Intensität eines Mördervogels. Zuerst schien der Offizier verwirrt über den Verrat. Dann, als Teani deutlich sichtbar nach Worten rang, um die Anschuldigung zu widerlegen, rührte er sich und zog langsam sein Schwert.
Die Konkubine beeilte sich, den Riß in ihrer Beziehung zu flicken. »Shimizu! Mara lügt. Sie hat das erfunden, damit du unseren Herrn betrügst.«
Shimizu zögerte. Lichtreflexe von der Lampe tanzten auf der Kante seiner lackierten Klinge, während er von Selbstzweifeln gepeinigt nachdachte.
»Stürz dich auf sie«, stachelte Teani ihn an. »Töte Mara für mich. Töte sie jetzt!«
Doch ihre Stimme klang zu schrill. Shimizu straffte die Schultern. Auf seinem Gesicht mischte sich Furcht mit Bedauern und schmerzhafter Entschlossenheit. Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich muß Lord Jingu informieren. Er wird darüber urteilen.«
»Nein!« Teani sprang auf. »Er wird uns beide hängen lassen, du Narr!«
Doch der Protest bestärkte in den Augen des Kriegers, der sie geliebt hatte, nur ihre Schuld. Er drehte sich auf der Türschwelle um und war verschwunden. Arakasi rannte hinterher und versuchte ihn einzuholen. Geräusche eines Kampfes drangen vom Gang herein. Offensichtlich versuchte der Supai der Acoma, Shimizu den Weg zu versperren, damit Mara noch mehr Zeit hatte, einen Beweis für den Verrat der Minwanabi an Papewaio zu erhalten.
Teani wirbelte herum. Ihre Augen waren jetzt weit aufgerissen vor Wut. »Ihr werdet niemals von mir bekommen, was Ihr verlangt, geschlechtslose Hexe!« Sie zog ein Messer aus dem Rockbund ihres Gewandes und stürzte sich auf Mara.
Mara hatte die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Sie rollte sich bereits auf die Seite, als Teani auf sie eindrang, und als sie zustieß, ließ sie die Schulter herabfallen. Das Messer grub sich harmlos in die Kissen.
Als die Konkubine die Waffe herausgezogen hatte, bekam Mara wieder Luft. »Shimizu! Hilfe! Um der Ehre Eures Herrn willen!« Sie rollte sich wieder zur Seite, und die Klinge blitzte nur um Haaresbreite von ihren Lenden entfernt auf.
Teani stieß einen wilden Fluch aus und zielte auf die Kehle ihrer Feindin.
Mara wehrte sie mit der Bewegung eines Ringers ab, doch die Konkubine war größer als sie, und die Wut verlieh ihr zusätzliche Kraft. Mara wand sich, drehte sich zur Seite und kämpfte auf dem Fußboden hartnäckig um ihr Leben. Verzweifelt rief sie Nacoya zu: »Du mußt Hilfe holen. Wenn ich vor Zeugen sterbe, ist Jingu ruiniert, und Ayaki wird überleben!«
Die alte Amme rannte davon. Teani kreischte vor Wut. Haß durchströmte sie bis in die letzte Faser ihres Körpers, als sie Mara rücklings gegen den Kissenstapel drückte. Das Messer senkte sich. Maras Griff begann nachzugeben, und das Messer kam ihrer ungeschützten Kehle immer näher.
Plötzlich beugte sich ein Schatten über sie. Waffen blitzten im Mondlicht auf, und Hände griffen von hinten nach Teani. Maras Griff löste sich mit einem Ruck, als die Konkubine zurückgerissen wurde. Das Messer war noch immer in Teanis Hand.
Shimizu zerrte seine Geliebte an den Haaren hoch, als wäre sie die Beute eines Jägers. »Du mußt eine Spionin der Anasati sein«, sagte er bitter. »Warum sonst solltest du dieser Frau solchen Schaden zufügen und Schande jenseits jeder Wiedergutmachungsmöglichkeit über meinen Herrn bringen!«
Teani begegnete der Anklage ihres Geliebten mit einem trotzigen Blick, der Feuer zu
Weitere Kostenlose Bücher