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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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»Wir brauchen eine«, die schwarze Pest machte eine kurze Pause und ging noch näher auf ihn zu, bis sie ihm ins Ohr flüstern konnte, »Deutschland-Prämie.« Am liebsten hätte sie ihm das Ohr abgebissen.
    »Das ist gegen unsere Interessen, auch die unserer Sparer. Was wollen Sie mit Aktien machen? Wenn Sie an deren Wert rangehen, sind unsere deutschen Unternehmen sofort Übernahmeobjekte, weil sie weniger wert wären.«
    »Wir werden die Gelegenheit nutzen, um uns eines Teils der alten Schulden zu entledigen.«
    »Das wäre Teilenteignung.«
    »Das ist doch alles eine Frage des politischen Willens und der öffentlichen Unterstützung, Dr. Albers.« Da er ein gutes Stück größer war als sie, konnte Kuhn ihrer Aussage wieder mit einem Augenaufschlag Nachdruck verleihen.
    »Wer hat das Mandat, Frau Kuhn?«
    »Ich.«
    »Ich aber nicht.« Albers hasste es, wenn er seine eigene Bedeutung kleiner machen musste, aber mit so einer Sache wollte er nichts zu tun haben. Aus reiner Verzweiflung trank er seinen Champagner in einem Zug aus.
    »Es geht so.« Auch Kuhn leerte ihr Glas und begab sich zum Tisch, als wäre sie die Gastgeberin. »Wir werden einen Abschlag bekannt geben, wenn wir die Umstellung verkünden, und ich möchte, lieber Albers, dass Sie diese Deutschland-Prämie dann sofort öffentlich unterstützen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Doch, Albers, setzen Sie sich.« Er war vom rüden Ton überrascht.
    »Frau Staatssekretärin, was erlauben Sie sich?«
    »Sie haben A gesagt, nun müssen Sie auch B sagen. Wir können über zusätzliche Wandelanleihen mit Besserungsscheinen speziell für die Banken nachdenken, offiziell natürlich, weil ihr sonst unterkapitalisiert seid.«
    »Das macht die Industrie doch gar nicht mit.«
    »Die bekommt ein Wachstumsprogramm. ›Vorfahrt für Deutschland‹ oder so – finanziert mit einem Teil der Deutschland-Prämie.« Inzwischen hatten beide Platz genommen, Albers stand der Mund offen.
    »Sie wollen ernsthaft die Umstellung zu einem Abschlag nutzen, die Banken schonen und das Wachstum der Wirtschaft mit vorheriger Teilenteignung der Bürger finanzieren? Was machen Sie mit den Rentnern? Was mit den Sparern?«
    »Ein neuer Generationen-Vertrag für Deutschland: Die Alten tun es für die Jungen, wir gehen an die Renten und schonen die Kapitalbildung der Jungen. Vergessen Sie nicht, Albers, dass wir die ganze Jugend über das Netz an die Urne bekommen haben. Altersmehrheiten zählen nur noch bedingt.«
    »Was machen Sie mit dem Ausland? Die halbe Industrie gehört doch ausländischen Investoren.«
    »Wollten wir nicht essen?«
    Albers war immer noch so perplex, dass er es bislang völlig versäumt hatte, über den Knopf auf seinem Tisch den Kellner zu ordern.
    »Entschuldigung, ich bin etwas, sagen wir, gedanklich derangiert wegen dem, was Sie mir da erzählen.«
    »Das Ausland interessiert uns erst einmal nicht, die werden sehen, was die Weltwirtschaft ohne die deutsche Konjunkturlokomotive wert ist. Außerdem, wir können selektiv vorgehen, je nachdem, wie sich die Länder uns gegenüber verhalten.«
    »Das geht doch alles gar nicht, Frau Kuhn.«
    »Mit politischem Willen schon und mit der Unterstützung der Bevölkerung. Wir müssen die ersten Wochen nutzen, Albers. Aber es ist klar: Ohne Einschnitte geht es nicht. Wir werden auch Immobilien extra besteuern.« Inzwischen kam der Kellner mit der Consommé, ein Moment des Schweigens für die beiden.
    »Das ist eine Giftmischung, Frau Kuhn.« Albers nahm das Gespräch sofort wieder auf, als die Türe geschlossen war und sie nach einem »Guten Appetit« zu löffeln begannen.
    »Nein, es ist wie das Salz in der Suppe.« Kuhn verzog keine Miene.
    »Versalzen Sie nicht.«
    »Wir denken an 20 Prozent.«
    Albers verschluckte sich. »Das kann ich nicht gutheißen, Frau Kuhn.«
    »Sie heißen unsere Bewegung gut, wollen aber keine Kürzung hinnehmen?«
    »Davon haben Sie im Wahlkampf doch nie gesprochen.«
    »Wir haben nicht alles so klar gesagt. Der Traum von der guten alten D-Mark reichte doch aus.«
    »Ich mache da nicht mit.«
    »Sie werden es.« Kuhn ließ Albers nicht aus den Augen.
    »Wie kommen Sie darauf?« Beide hatten die Arme vor der Brust verschränkt, die Suppe vor ihnen war zwar nicht versalzen, aber sie wurde langsam kalt. Nach einem Moment, der Albers wie eine Ewigkeit vorkam, griff Kuhn in ihrer Tasche nach dem, was ihre Freunde ihr in das Dossier über den feinen Herrn Dr. Albers gelegt hatten.
    »Sie werden es«,

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