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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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Hartenstein.« Der blieb nun aber wirklich überrascht stehen. Der Raum war leer. Niemand war darin, nur Kuhn schob sich an ihm vorbei in den Sitzungssaal der Projektgruppe Operation D-Day.
    »Haben Sie schon wieder eine Sitzung eigenmächtig abgesagt? Oder wollen Sie die Sache vielleicht doch noch abblasen?«
    »Dieses Gespräch sollte besser unter vier Augen stattfinden, von Hartenstein. Und die Teams haben erst morgen alles beieinander.« Die schwarze Pest machte ihrem Namen heute alle Ehre, denn sie kam ganz in Schwarz, in einen eleganten Hosenanzug gekleidet daher. Sie drehte sich erst um, als sie ihren Platz erreicht hatte. Mit verschränkten Armen stand sie vor von Hartenstein, der Tisch bot ihr genügend Sicherheitsabstand. Auch wenn die Frau viel kleiner war als er, überfiel von Hartenstein plötzlich ein ungutes, unsicheres Gefühl. Wie sagte er selbst doch immer: Hier unten hört man niemanden schreien.
    Währenddessen zermarterte er sich sein Hirn. Dem Studioleiter des ZDF vertraute er wie keinem zweiten Journalisten. Peter Schwander und er waren Stubennachbarn im Internat auf Schloss Salem gewesen, waren immer gemeinsam nachts ausgeflogen, hatten sich immer gegenseitig gedeckt, wenn mal etwas aufgeflogen war.
    Von Hartenstein hatte ihn zu einem frühen Mittagessen in die Bundesbank zu sich gebeten und ihm die DVD gezeigt. Schwander hatte den Mund vor Staunen nicht mehr zubekommen. Alle Personen waren unkenntlich gemacht und die Stimmen verzerrt worden, alles war mit Moll-Tönen unterlegt. Mit einem Wort: gruselig.
    Außer der Mecklenburgischen Landschaft des von Hartenstein’schen Gutes war nichts direkt sichtbar: Es redeten unter anderem ein Italiener, ein Pole, ein Türke, ein paar junge Occupisten, ein alerter Banker und ein Gold vergrabender alter Deutscher mit sich selbst, aber alle gegen den Ausstieg aus dem Euro. Nur die schwarze Pest, die zu Beginn eingespielt worden war, war in voller Lebensgröße und deutlich zu sehen, wie sie zum Schluss wild gestikulierte: »Das Volk hat doch keine Ahnung. Wir wissen, was das Volk will. Wir wissen es sogar besser als das Volk. Deutschland braucht den Euro nicht.« Kuhns Wutausbruch war entlarvend, das Volk schien es offenbar anders zu sehen.
    Niemand wusste davon – auch Dohm hatte er nichts erzählt, denn er wollte seinem Präsidenten den Rücken freihalten –, dass die Bombe heute Abend platzen sollte. Angekündigt mit ein paar Ausschnitten in der heute -Sendung um 19 Uhr würde die Operation D-Day in voller Länge direkt danach in einem ZDF spezial gezeigt. Nur Wetter und Werbung mussten dazwischengeschoben werden, wie der ZDF-Mann der alten Schule ihm mit einem Schulterzucken erklärt hatte.
    Am frühen Nachmittag bereits hatte Schwander von Hartenstein grünes Licht gegeben. Ein unabhängiger Bundesbanker und ein unabhängiger Journalist steckten gemeinsam unter einer Decke, so wie damals als ziemlich unabhängige Pennäler in Salem. Schwander hatte von Hartenstein wie abgesprochen ausrichten lassen, dass er ihn »um 19 Uhr zum Abendessen« erwarte, was bei Frau Ladberg ein Kopfschütteln ausgelöst hatte, weil das gar nicht in seinem Terminkalender eingebucht war. Im Prinzip konnte nichts mehr in diesen drei Stunden passieren. Denn normalerweise würden sie ja allein schon gut zwei Stunden tagen.
    »Was wollen Sie denn unter vier Augen mit mir besprechen, Frau Kuhn?« Von Hartenstein hatte sich für einen rüden Angriffston entschieden. »Sie haben doch nichts verstanden. Sie wollen dieses Land in einen Währungskrieg führen.«
    »Und Sie wollen das verhindern, von Hartenstein, nicht wahr?« Kuhn stützte beide Fäuste auf dem Tisch ab. »Sie sind ein lebensfremder Bundesbanker ohne jeden Funken Realitätssinn. Sie sind ein mieser kleiner Beamter ohne Blick für das große Ganze.« Sie fixierte von Hartenstein, als wollte sie ihn mit ihren Blicken töten. Über von Hartenstein sprang in Gedanken wieder die Hirschkuh, der er den tödlichen zweiten Schuss verpasst hatte. Wäre die »Kuhn-Kuh« wirklich diese Kuh von Kuhn hier ihm gegenüber gewesen, hätte er jetzt ein Problem weniger. Denn die schwarze Pest mit den rehbraunen Augen machte einen verdammt unangenehm sicheren Eindruck auf ihn. Und hier und heute hatte er nur einen Schuss frei, der momentan bereits im Lauf des ZDFs stecken sollte.
    »D-Day ist kein Neuanfang, kein Beginn der Befreiung wie 1944. D-Day ist der Anfang vom Untergang, Frau Kuhn. Sie verwechseln den Omaha Beach mit der

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