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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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Westplatte.« An ihrem Gesicht erkannte von Hartenstein, dass sie keinen Schimmer von Geschichte hatte. Auch wenn er es für sinnlos hielt, ein letzter Versuch unter vier Augen konnte ja nicht schaden.
    »Wir leben im 21. Jahrhundert, Baron. Da sieht die Welt doch ganz anders aus.«
    »Was wissen Sie denn von der Welt, geschweige denn von Europa?« Eigentlich wollte er nur raus hier, aber irgendwie wollte er dieser dummen Kuh auch Paroli bieten.
    »Ich gestalte es neu. Ein Europa selbstständiger Nationen, keine Vereinigten Staaten von Europa. Wir passen nicht zusammen: Griechenfehltritt, Spanienarroganz, Italienmalaise, Franzosenradikalismus.«
    Auch wenn ihn die Argumente nicht wirklich überraschten, so war von Hartenstein dennoch irritiert, dass Kuhn nun jede Form von Diplomatie abgelegt hatte. »Sie sollten Ihren Deutschlandnationalismus nicht vergessen.«
    »Deutschland ist allein stärker. Schauen Sie sich doch die faulen Griechen, die Fiesta-Spanier und -Portugiesen bis hin zu den Dolce-Vita-Italienern und den Vive-la-France-Franzosen an. Von den my-home-is-my-castle -Briten gar nicht erst zu reden, aber die sind wenigstens draußen geblieben.«
    »Ihr Hirn ist zerfressen von Vorurteilen. Was glauben Sie denn, was die über uns denken?«
    »Sollen sie denken, was sie wollen. Wir können allein, die anderen sicher nicht.«
    »Ich kann das nicht mehr hören. Auf Wiedersehen.« Von Hartenstein wurde es jetzt zu viel. So viel Ignoranz und Larmoyanz konnte er nicht mehr ertragen. Diese Frau war einfach nicht zu überzeugen.
    »Einen Moment noch.«
    »Was denn noch?«
    »Wir haben Besuch.« Auf diese Parole hin kamen zwei schwarz gekleidete Männer in den Raum, die offenbar schon im dunklen Gang hinter ihr gestanden hatten. Von Hartenstein saß in der Falle, und er konnte an Kuhns Blick erkennen, wie sehr sie das genoss.
    »Sehen Sie, von Hartenstein, seit die Projektgruppe tagt, seit Sie mich am ersten Tag nach der Sitzung meinten, vorführen zu wollen, habe ich Sie observieren lassen. Eine zusätzliche spezielle Observation D-Day, Baron.«
    Von Hartenstein versuchte, ruhig zu atmen. Sie sollte seine Anspannung nicht merken.
    »Das Büro hier auf diesem scheißextraterritorialen Gelände der Bundesbank war ein Problem für uns, aber wer raus- und wieder reinkam, das konnten wir natürlich beobachten.«
    Ob sie wusste, dass er am Dienstag den nicht einsehbaren Hintereingang genommen hatte? Wahrscheinlich nicht, analysierte von Hartensteins Hirn, während er sie genau anschaute.
    »Wissen Sie, ich habe mich gefragt, was Sie mit einem Journalisten besprechen könnten.«
    »Wen meinen Sie?«
    »Schwander ist ein Schulfreund aus Salem, nicht wahr?«
    »Genau, ein alter Freund, kein Journalist für mich.«
    Kuhn lachte nur. »Dann habe ich mich gefragt, was die Sache mit der D-Mark-Zahlerei denn sollte.«
    Nun merkte von Hartenstein, dass sie ihm dicht auf den Fersen war.
    »Feldversuche.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber dann hatte ich es, als ich an Hutter dachte. Der war ja wie ein Schauspieler im Camp aufgetreten.«
    »Musste er deshalb sterben?«
    »Lassen wir das doch, lenken Sie nicht ab, Baron.« Immer noch standen sich beide mit den Fäusten auf dem Tisch wie angreifende Ringer gegenüber. Die beiden Brocken im Hintergrund beobachteten die Szene mit verschränkten Armen.
    »Ein Journalist zum Essen, mehrere Filmszenen. Sie haben einen Film gemacht.«
    »Unsinn.« Von Hartenstein versuchte, es zu leugnen, obwohl er wusste, dass sie ihn überführt hatte.
    »Ein durchaus intelligenter Versuch.«
    »Was für ein Versuch?«
    Statt zu antworten, zog sie die DVD aus der Jackentasche. Von Hartenstein war wie vom Schlag getroffen.
    »Wissen Sie, von Hartenstein, Schwander mag Ihr Freund sein, aber sein junger Assistent ist einer von uns. Ist immer gut zu wissen, was so ein Landesstudioleiter macht, nicht wahr?«
    »Was ist mit Schwander?« Von Hartenstein bekam Angst. Angst um seinen Freund und um sich selbst.
    »Ich nehme Sie im Auftrag des Bundessicherheitskabinetts fest wegen des dringenden Verdachts des Geheimnisverrats.« Das war offensichtlich das nächste Stichwort für die beiden Brocken. Dass er hier erst recht nur einen Versuch hatte, war dem großen, sportlichen von Hartenstein klar. Doch zunächst schien er sich seinem Schicksal einfach so ergeben zu wollen, jedenfalls hielt er dem ersten der beiden Männer die Hände entgegen. Der schaute überrascht auf die Hände und sah so eine Sekunde zu spät das

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