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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Zigarette heraus und zündete sie an. »Ferguson und das Innenministerium sind der Ansicht, daß

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    Sie sich eine Auszeichnung für Tapferkeit verdient haben.«
      »Einen Orden?« Der angewiderte Ausdruck in ihrem Gesicht war nicht gespielt. »Den können sie behalten. Er mußte aufgehalten werden, aber das bedeutet nicht, daß ich das gerne tat.«

      »Man hat sich ohnehin dagegen entschieden. So etwas würde in die Öffentlichkeit gelangen, eine Erklärung erfordern, und das kann man nicht zulassen. Und Harry wollte ja auch, daß das Ganze dem KGB angelastet wird.«
      Sie kamen an das Grab und blieben in einiger Entfernung unter einem Baum stehen. Anwesend waren zwei Totengräber, ein Priester, eine Frau im schwarzen Mantel und ein Mädchen.
    »Ist das Tanja Woroninowa?« fragte Susan Calder.

      »Jawohl, und das Mädchen ist Morag Finlay«, bestätigte Devlin. »Die drei Frauen in Harry Cussanes Leben, die nun zusammengekommen sind, um mit anzusehen, wie er zur letzten Ruhe gebettet wird. Erst diejenige, der er als Kind ein so großes Unrecht antat, dann das Kind, daß er rettete, obwohl ihm das große Unannehmlichkeiten einbrachte. Ich finde das ironisch. Harry, der Erlöser.«

      »Und dann ich«, meinte sie. »Ich, die ich ihn praktisch hingerichtet habe. Dabei kannte ich ihn überhaupt nicht.«
      »Sie sind ihm nur einmal begegnet«, erwiderte Devlin. »Und das war genug. Seltsam – die wichtigsten Menschen in seinem Leben waren Frauen, und am Ende brachten sie ihm den Tod.«

      Der Priester besprengte Grab und Sarg mit Weihwasser und schwenkte das Weihrauchfaß darüber. Morag begann zu weinen. Tanja Woroninowa schlang einen Arm um sie, als sich die Stimme des Priesters zum Gebet erhob. Herr Jesus Christus, Erlöser der Welt, wir befehlen Dir Deinen Diener an und beten für ihn.
      »Armer Harry«, sagte Devlin. »Der Vorhang fällt zum letzten Mal, und er bekam trotzdem kein volles Haus.«

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      Er nahm sie am Arm, sie wandten sich ab und gingen langsam durch den Regen fort.

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    JACK HIGGINS

    EXOCET

    Einzig berechtigte Übersetzung
    aus dem Englischen

    von Jürgen Bavendam

    1

      Regen prasselte auf den verlassenen Grosvenor Place, als der gelbe Fernmeldewagen um die Ecke bog. Kein anderes Fahrzeug war zu sehen, in Anbetracht des Wetters und der frühen Stunde – drei Uhr morgens – kaum überraschend.
      Harvey Jackson nahm Tempo weg, und seine schweißnassen Hände drohten am Lenker abzurutschen. Er trug gelbes Ölzeug. Er war ein großgewachsener Mann Ende Dreißig, mit langen dunklen Haaren, die ein selten lächelndes Gesicht mit freudlosen Augen über hohen Wangenknochen einrahmten.
      Es goß in Strömen, und die Scheibenwischer hatten Mühe, damit fertig zu werden. Er hielt am Bordstein und zog eine Zigarette aus der Schachtel am Armaturenbrett, zündete sie an, kurbelte das Fenster hinunter und schaute über die Straße zu der hohen, stacheldrahtbewehrten Backsteinmauer, die den Park hinter dem Buckingham-Palast umschloß.
      Er klopfte mit den Knöcheln an die Trennwand hinter ihm. Sofort wurde ein kleines Brett entfernt, und Villiers spähte ins Fahrerhaus. »Ja?«

    »Wir sind da. Bist du soweit?«
    »Zwei Minuten. Fahr zu der Stelle.«
      Das Brett wurde zurückgeschoben, und Jackson legte den ersten Gang ein und fuhr weiter.
      Der Laderaum war voller Fernmeldezubehör und wurde von einer Neonröhre grell beleuchtet. Tony Villiers drückte sich an die Werkbank, als der Laster leicht schwankte, schwärzte sich das Gesicht sorgfältig mit Spezialschminke und begutachtete den Effekt in einem an einen Werkzeugkasten geklemmten Spiegel.
    Er war dreißig, mittelgroß, mit kräftigen Schultern. Seine
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    Augen waren dunkelbraun und ausdruckslos. Irgendwann war sein Nasenbein gebrochen worden. Sein Haar war schwarz, zerzaust und fast schulterlang. Der schwarze Overall und die französischen Fallschirmjägerstiefel vervollständigten den Eindruck eines gefährlichen Mannes.

      Er strahlte eine undefinierbare, müde Bitterkeit aus, und sein Gesicht signalisierte, daß er die Welt und ihre Bewo hner zu gut kennengelernt hatte, um sich einen Deut um sie zu scheren.

      Er zog sich eine schwarze Wollmütze mit Sehschlitzen über den Kopf und hielt sich an der Bank fest, als der Transporter auf den Bordstein rumpelte und an der Mauer hielt.
      Auf der Werkbank lag eine Smith & Wesson, Magnum, mit aufgesetztem Carswell-Schalldämpfer, daneben eine

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