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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zurück.«

    »Sehr wohl, Monsieur.«
      Bob setzte sich neben Wanda in den Fond, und der Citroen rollte davon.
      Das Haus hieß Maison Blanche und stand versteckt zwischen Buchen in einer Senke. Es war recht groß und hatte offensichtlich bessere Tage gesehen, aber nun bröckelte an vielen Stellen der Putz von der Fassade.

      Bobst stieg aus dem Wagen, blieb an den Eingangsstufen stehen und schaute zu der Tür unter dem Portikus, die dringend einen frischen Anstrich brauchte.

      »Vierzehn Schlafzimmer und hinten einen Pferdestall«, sagte Wanda. »Die Zentralheizung funktioniert einigermaßen, und die Öltanks sind voll. Ich denke, hier könntest du es ein paar Tage aushalten.«
    »Was ist los mit dem Haus?«

      »Der Eigentümer ist Kolonialbeamter im Pazifik. Seine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben, und da er hier mal seinen Ruhestand verleben möchte, will er nicht verkaufen. Es ist vollständig möbliert. Der Makler vermietet es im Sommer manchmal an Feriengäste, aber sonst wird es nicht bewohnt.«

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      Er schloß auf und ging voran. Es roch ein bißchen muffig, eben wie in einem Haus, das lange nicht bewohnt gewesen war, aber die Mahagonivertäfelung und die gediegenen Möbel strahlten einen Wohlstand aus, und auf dem Fußboden lagen echte Orientteppiche.

      Sie betraten den Salon mit einem Kamin und einem großen Kristallüster, und Wanda öffnete die Fenstertüren und die Läden, so daß das Licht in den Raum flutete.

      »Jeder Komfort. Du brauchst dir nur vorstellen, daß die Heizung an ist und im Kamin Feuer brennt. Zufrieden?«

    »Sehr«, sagte Bobst. »Miete es.«
    »Hab ich schon.«
      Er zog sie in die Arme. »Du bist ein schlaues Biest, stimmt’s?«
    »Manchmal. Ich versuche nur, deine Wünsche zu erfüllen.«

      Sie erregte ihn wie immer, aber es war weder die rechte Zeit noch der rechte Ort. Er gab ihr einen Kuß und wandte sich ab.
      »Und nun zeig mir St. Martin. Kann man die Ile de Roc sehen?«
    »Ja, am Horizont, aber nur bei klarem Wetter.«

    »Fahren wir.«
      Er ging hinaus. Als sie sich umdrehte, um ihm zu folgen, wurde sie sich bewußt, daß Kemal sie wieder so eigenartig beobachtete wie schon mehrmals in letzter Zeit, und warf einen schnellen Blick auf sein undurchdringliches Gesicht und die Augen, in denen etwas Grausames lag, das eigens für sie bestimmt zu sein schien. Sie hastete an ihm vorbei, und er verließ hinter ihr das Haus.

      St. Martin war ein unscheinbarer Ort, dessen Bewohner, insgesamt höchstens fünf- oder sechshundert, hauptsächlich von der Fischerei lebten und im Sommer an Feriengäste vermieteten. An den schmalen Straßen mit Backsteinpflaster standen einfache, ziegelgedeckte Häuschen, und in dem kleinen, von
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    einem einzigen Wellenbrecher geschützten Hafen lagen vielleicht dreißig oder vierzig Fischerboote und winzige Kutter.
      Am Anleger war ein olivgrünes Landungsboot der Marine vertäut, kaum mehr als eine stählerne Hülle mit großen Stahltüren als Bug. Darin stand ein Militärlaster, und während sie hinschauten, setzte sich das Boot langsam in Bewegung und tukkerte aufs Meer hinaus.
    »Das ist also ihr Transportmittel zur Insel«, sagte Bobst.

    Wanda nickte. »Offensichtlich.«
      »Bernard zufolge hat der kommandierende Offizier dort draußen eine schnelle Barkasse zur Verfügung, die sein ganzer Stolz ist.«
    »Das stimmt. Sie hat gestern eine Weile hier gelegen.«

    »Gut. Das ist wirklich ausgezeichnet.«
      Sie verließen das Dorf in nördlicher Richtung und folgten einer schmalen Küstenstraße, bis Kemal, Wandas Anweisungen folgend, schließlich abbog, zwischen zwei steinernen Pfeilern durchfuhr und über einen Feldweg rumpelte.

      Bobst und Wanda stiegen aus, und sie reichte ihm einen Zeiss-Feldstecher, während sie zu den Klippen gingen. Tief unten war eine kleine Bucht, und der Pfad, der sich zwischen den Granitblöcken im Zickzack steil nach unten wand, war nichts für ängstliche Gemüter. Eine Wolke von Seevögeln stieg auf und umschwärmte sie kreischend, Krähenscharben, Seemöwen, Sturmtaucher und Tölpel, erstaunlich viele Tölpel.

      Die Ile de Roc war ein winziger Tupfen am Horizont, der erst zum Leben erwachte, als Bobst die Gläser regulierte. Sie schien ihren Namen zu Recht zu tragen, denn er sah massive Klippen, die fast senkrecht aus dem Meer aufragten, und darauf nur einen Schimmer von Grün. Militärische Einrichtungen waren nirgends zu erkennen, doch er wußte

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