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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Neben dem Nonnenkloster.«
      Als Fox nach einem weiteren Gespräch mit Ferguson aus der Zelle trat, wartete White schon auf ihn. »Fahren wir also weg, Captain?«
      »Ja«, erwiderte Fox. »Kilrea Cottage, Kilrea. Offenbar gleich neben einem Nonnenkloster. Ich gehe nur meinen Mantel holen.«

      White wartete, bis er im Aufzug verschwunden war, eilte dann in die Telefonzelle und wählte. Am anderen Ende der

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    Leitung wurde sofort abgehoben. »Wir fahren jetzt ab nach Kilrea«, sagte er. »Sieht so aus, als wollte er heute abend Devlin besuchen.«

      Als sie durch die regengepeitschten Straßen fuhren, merkte White beiläufig an: »Nur damit wir wissen, wo wir stehen, Captain: In dem Jahr, in dem Sie Ihre Hand verloren, war ich Leutnant in der North-Tyrone-Brigade der Provisorischen IRA.«

      »Sie müssen noch sehr jung gewesen sein.« »Bin alt auf die Welt gekommen, dank den B-Specials, als ich noch klein war, und der verdammten Royal Ulster Constabulary.« Er steckte sich mit einer Hand eine Zigarette an. »Sie kennen Liam Devlin also gut?«

      »Warum fragen Sie?« gab Fox argwöhnisch zurück. »Zu dem fahren wir doch, oder? Je, Captain, wer kennt Liam Devlins Adresse nicht?«
      »Er ist für Sie wohl so eine Art Legende?« »Eine Lege nde? Der Mann hat uns allen gezeigt, wo’s langgeht. Heute will er allerdings mit der Bewegung nichts mehr zu tun haben, weil er ein Moralist ist. Hat was gegen Bombenanschläge und Gewalt.«
    »Und wie stehen Sie dazu?«
      »Na, wir haben Krieg, oder? Ihr habt doch das Dritte Reich auf Teufel komm raus zerbombt. Und so zerbomben wir euch auch, wenn’s sein muß.«

      Logisch, aber deprimierend, dachte Fox. Wo sollte das enden? In einem Schlachthaus, in dem man nur über Leichen ging.

    Er fröstelte, sein Gesicht sah freudlos aus.
      »Was Devlin angeht«, sagte White, als sie den Stadtrand erreicht hatten, »ich hab’ da mal eine Geschichte über ihn gehört. Wissen Sie vielleicht zufällig, ob die stimmt?«
    »Fragen Sie doch mal.«

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      »Dem Gerücht nach ging er in den Dreißigern nach Spanien, kämpfte gegen Franco und wurde gefangengenommen. Dann erwischten ihn die Deutschen und setzten ihn im Weltkrieg hier als Agenten ein.«
    »Stimmt.«

      »Wie ich höre, schickten sie ihn anschließend nach England. Hatte irgendwas mit dem Versuch deutscher Fallschirmjäger zu tun, im Jahr 1943 Churchill zu kidnappen. Ist da was Wahres dran?«
    »Klingt mir wie ein Taschenbuch-Thriller«, bemerkte Fox.

      White seufzte und meinte bedauernd: »Dachte ich mir auch. Trotz alledem, ein toller Mann.« Er lehnte sich zurück und konzentrierte sich aufs Fahren.

      Keine Beschreibung von Liam Devlin kann dem Mann gerecht werden, dachte Fox im dunklen Wagen: ein hochbegabter Schüler, der sich mit sechzehn beim Trinity-College in Dublin eingeschrieben und mit neunzehn summa cum laude die Schule verlassen hatte, Gelehrter, Autor, Lyriker, und schon als Student in den Dreißigern ein hochgefährlicher bewaffneter IRAAktivist.

    Fast alles, was White gesagt hatte, beruhte auf Wahrheit.
      Er hatte tatsächlich in Spanien in den Reihen der Antifaschisten gekämpft und in Irland für die Abwehr gearbeitet. Und die Churchill-Affäre? Darüber gab es viele Gerüchte, aber was war die Wahrheit? Nun, es würde Jahre dauern, bis die entsprechenden Geheimakten publik gemacht wurden.
      In der Nachkriegszeit war Devlin Professor am katholischen Seminar »Allerseelen« bei Boston gewesen. Er hatte sich an der erfolglosen IRA-Kampagne der späten Fünfziger beteiligt und war 1969 nach Ulster zurückgekehrt, als die gegenwärtigen Unruhen angefangen hatten. Als einer der Gründer der Provisorischen IRA hatte er angesichts der Bombenkampagnen zunehmend seine Illusionen verloren und der Bewegung seine

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    aktive Unterstützung entzogen. Seit 1976 gehörte er zum Lehrkörper der Englisch-Fakultät des Trinity-College.
      Fox hatte ihn seit 1979 nicht mehr gesehen. Damals war er von Ferguson genötigt oder eher gepreßt worden, sich aktiv an der Jagd auf Frank Barry zu beteiligen, eines ehemaligen IRAAktivisten, der ein internationaler Terrorist geworden war, der gegen Bezahlung arbeitete. Bei diesem Unternehmen hatte Devlin aus mehreren Gründen mitgespielt, vorwiegend, weil er Fergusons Lügen glaubte. Wie würde er also jetzt reagieren?
      Sie waren in die lange Dorfstraße eingefahren. Fox riß sich jäh zusammen, als White sagte: »So, da wären

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