Die Stunde des Jägers - EXOCET
muß also Zeit totschlagen. Die Frage ist: wohin will er, und was hat er vor?«
Das Telefon ging. McGuiness war am andern Ende.
»Hast du mit Ferguson gesprochen?«
»Jawohl.«
»Was plant er?«
»Weiß der Himmel. Er holt mich rüber.«
»Machst du mit?«
»Ja.«
»Liam, du weißt, daß man Lubow, diesen Russen da, tot im Kino gefunden hat? Hält eine höllische Predigt, dein Priester.«
»Er hat eine etwas andere Arbeitsauffassung entwickelt, seit er herausfand, daß seine eigenen Leute versuchten, ihn umzulegen«, kommentierte Delin. »Interessant zu sehen, wohin sie ihn führen wird.«
»Nach Canterbury; da will dieser Spinner hin«, sagte McGuiness, »und dort können wir nichts unternehmen. Jetzt muß der britische Geheimdienst mit ihm fertig werden. Die IRA kann nichts mehr für ihn tun. Halt dir den Rücken frei, Liam.«
Er legte auf. Devlin blieb sitzen und runzelte nachdenklich die Stirn. Dann stand er auf. »Ich muß mal kurz fort«, sagte er zu Tanja, »bin bald wieder da« – und verschwand durch die Terrassentür.
In Glasgow war der Zoll ebenso zuvorkommend wie in Ronaldsway. Cussane blieb sogar stehen und hielt seine Tasche hoch, während die anderen Passagiere durchströmten.
»Haben Sie etwas zu verzollen, Pater?« fragte der Beamte.
Cussane zog den Reißverschluß auf. »Eine Flasche Scotch und zweihundert Zigaretten.«
Der Zollbeamte grinste. »Sie hätten auch noch einen Liter Wein mitbringen können. Pech gehabt, Pater.«
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»Sieht wohl so aus.« Cussane schloß seine Tasche und schritt weiter.
Vor dem Ausgang des kleinen Flughafengebäudes zögerte er. Es warteten zwar mehrere Taxis, aber er beschloß, zu Fuß zur Hauptstraße zu gehen. Immerhin hatte er eine Menge Zeit. Erüberquerte die Straße und kaufte sich bei einem Zeitungshändler eine Tageszeitung. Als er den Laden wieder verließ, kam nur wenige Schritte entfernt ein Bus an einer Haltestelle zum Stehen, der laut Anzeigetafel nach Morecambe fuhr, einem einige Meilen weiter nördlich gelegenen Badeort, wie Cussane wußte. Auf eine Eingebung hin spurtete er los und sprang auf das anrollende Fahrzeug auf.
Er löste eine Fahrkarte und ging aufs Oberdeck. Dort war es sehr angenehm, und er fühlte sich entspannt und energiegeladen zugleich. Er schlug die Zeitung auf und stellte fest, daß es schlechte Nachrichten aus dem Südatlantik gab. Die HMS C o ventry war von einer Bombe, das von der Reederei Cunard ausgeliehene Containerschiff Atlantik Conveyor von einer Exocet-Rakete getroffen worden. Er steckte sich eine Zigarette an und machte es sich bequem, um mehr darüber zu lesen.
Als Devlin den Krankensaal im Hospiz betrat, war Schwester Anne-Marie an Danny Malones Bett. Devlin wartete ab, bis sie endlich der Krankenschwester etwas zuflüsterte, sich dann umwandte und ihn bemerkte.
»Und was wollen Sie?«
»Ich wollte mit Danny sprechen.«
»Gesprächen ist er heute vormittag eigentlich nicht gewachsen.«
»Es ist aber sehr wichtig.«
Sie zog verzweifelt die Augenbrauen hoch. »Das ist bei Ihnen immer so. Meinetwegen, zehn Minuten.« Sie begann sich zu entfernen, blieb dann aber stehen und drehte sich um. »Pater Cussane kam gestern abend nicht. Wissen Sie, weshalb?«
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»Nein«, log Devlin. »Ich habe ihn nicht gesehen.«
Sie ging. Er zog einen Stuhl heran. »Danny, wie geht’s?«
Malone schlug die Augen auf und sagte he iser: »Bist du das, Liam? Pater Cussane war nicht da.«
»Sag mal, Danny, hast du ihm von Scan Deegan aus Ballywalter erzählt, der Leute zur Isle of Man bringt?«
Malone zog die Stirn kraus. »Sicher, ich habe über vieles mit ihm geredet.«
»Aber hauptsächlich über IRA-Angelegenheiten.«
»Sicher. Er wollte von mir hören, wie ich mich in den alten Zeiten so durchgeschlagen habe.«
»Ganz besonders in England?« fragte Devlin.
»Ja. Du weißt ja, wie lange ich durchgehalten habe, ohne erwischt zu werden. Er wollte wissen, wie ich das schaffte.« Er runzelte die Stirn. »Stimmt was nicht?«
»Danny, du warst immer unser Stärkster. Sei jetzt bitte stark. Cussane gehörte nicht zu uns.«
Malones Augen weiteten sich. »Willst du mich auf die Schippe nehmen, Liam?«
»Sean Deegan liegt mit einer Kugel im Leib im Krankenhaus, und zwei gute Männer sind tot.«
Danny starrte ihn an. »Erzähl mal.« Devlin berichtete. Als er geendet hatte, fluchte Malone leise.
»Erzähl mir
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