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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Frau, die vor Cussane saß. »Die Nacht im Bus verbringen?«

      »Noch ein paar Minuten, dann sind wir in Corbridge. Das ist zwar nur ein Nest, liegt aber an der Bahnlinie und hat eine Bedarfshaltestelle. Man hat veranlaßt, daß der nächste Zug nach Glasgow angehalten wird.«
      »Die Bahn ist dreimal so teuer wie der Bus!« rief die alte Frau.
      »Keine Sorge, Muttchen«, gab der Fahrer gutgelaunt zurück. »Die Busgesellschaft zahlt.«

    »Hält der Zug in Dunhill?« fragte Cussane.
      »Kann sein. Genau weiß ich das nicht. Wir müssen abwarten.«
      Knackis Pech nannte man das in Sträflingskreisen, wie er von Danny Malone erfahren hatte. Ganz gleich, wie sorgfältig man auch plante, es kam immer etwas völlig Unvorhergesehenes dazwischen und führte zu Schwierigkeiten. Sinnlos, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen und Energie zu verschwenden. Nun kam es darauf an, Alternativen zu prüfen.
      Links tauchte ein weißes Schild auf, schwarz »Corbridge« beschriftet, und dann ragten im dichten Regen die ersten Häuser auf. Es gab einen Pub, eine Gemischtwarenhandlung, ein Zeitschriftengeschäft und gegenüber einen winzigen Bahnhof, vor dem der Fahrer anhielt.
    »Ich gehe mich erkundigen. Sie warten am besten hier.« Er

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    sprang ab und ging in den Bahnhof.
      Es goß unaufhörlich in Strömen. Zwischen Pub und Gemischtwarenhandlung klaffte eine Lücke, und beide Gebäude waren mit Balken abgestützt. Das Haus zwischen ihnen war offenbar gerade erst abgerissen worden. Eine kleine Menschenmenge hatte sich angesammelt. Cussane beobachtete sie müßig, griff in die Tasche und stellte fest, daß seine Zigarettenpackung leer war. Er zögerte, nahm dann seine Reisetasche, stieg aus dem Bus und rannte über die Straße zum Zeitschriftengeschäft. Die junge Frau in der Tür bat er um zwei Packungen Zigaretten und eine Wanderkarte der Gegend, sofern eine vorrätig sei. Er bekam das Gewünschte.
    »Was ist hier los?« fragte Cussane.

      »Sie sind jetzt seit einer Woche dabei, den alten Getreidespeicher abzureißen. Es ging auch alles glatt, bis dieser Wolkenbruch kam. Jetzt ist im Keller irgend etwas passiert, ein Deckeneinbruch oder so was.«
      Sie traten wieder in die Ladentür und schauten hinaus. In diesem Augenblick kam vom anderen Ende der Dorf Straße her ein Polizeiwagen und hielt an. Aus stieg ein dicker, kräftig gebauter Mann, der einen marineblauen Anorak mit den drei Streifen eines Sergeanten trug. Er drängte sich durch die Menge und verschwand.

    »Ah, die Kavallerie ist da«, meinte die junge Frau.
    »Ist er nicht von hier?« fragte Cussane.

      »In Corbridge gibt es keine Polizeiwache. Er kommt aus Dunhill und heißt Brodie – Sergeant Lachlan Brodie.« Ihr Tonfall sprach Bände.

    »Sehr beliebt scheint er ja nicht zu sein.«
      »Lachlans größtes Vergnügen ist es, am Samstagabend drei Betrunkene zu erwischen und zusammenzuschlagen. Er ist gebaut wie ein Schrank und beweist das nur zu gerne. Sie sind doch nicht etwa Katholik?«

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    »Ich fürchte doch.«
      »Dann sind Sie für Lachlan ein Antichrist. Er gehört zu den Baptisten, die schon Mus ik sündhaft finden, und ist obendrein Laienprediger.«
      Ein Arbeiter mit Schutzhelm und orangefarbener Jacke kam aus der Menge. Sein Gesicht war naß und schlammverschmiert. Er lehnte sich an die Hauswand und sagte: »Böse Sauerei da unten.«

    »Ist es so schlimm?« fragte die Frau.
      »Einer meiner Männer ist eingeklemmt. Eine Wand brach ein. Wir tun, was wir können, haben aber nicht genug Platz zum Arbeiten. Außerdem steigt das Wasser.« Er runzelte die Stirn und sprach Cussane an. »Sind Sie vielleicht zufällig Katholik?«
    »Ja.«

    Der Mann packte ihn am Arm.
      »Mein Name ist Hardy. Ich bin der Vorarbeiter. Der Mann da unten kommt wie ich aus Glasgow, ist aber Italiener, heißt Gino Tisini. Er glaubt, daß er sterben muß, und hat mich angefleht, einen Priester zu holen. Komme n Sie mit, Pater?«

      »Selbstverständlich«, erwiderte Cussane ohne Zögern und händigte der jungen Frau seine Tasche aus. »Würden Sie die bitte verwahren.«

    »Aber sicher, Pater.«
      Er folgte Hardy durch die Menge und in die Baugrube, ein gähnendes Loch, in das eine Kellertreppe führte. Brodie, der Polizeisergeant, hielt die Schaulustigen zurück. Hardy betrat die Stufen, und als Cussane ihm folgen wollte, hielt Brodie ihn am Arm fest. »Was soll denn das?«
    »Lassen Sie ihn durch!« rief Hardy. »Er ist

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