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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Morgen schon gezeigt.«
    PC Steve riss die Augen auf. »Sie waren bei Graf Dracula? Wieso …« Er bremste sich abrupt, als ihm einfiel, dass es im ganzen Präsidium kein anderes Thema als Maitlands Tod gab. Als Logan am Morgen in die Arbeit gekommen war, hatte er das Gefühl gehabt, in einen Stummfilm versetzt worden zu sein – wohin er auch kam, überall versiegten augenblicklich die Gespräche. »Ähm, na ja«, meinte der Constable und errötete leicht. »Inspector Insch sagt, Sie sollen zu ihm an den Tatort kommen. Sie sollen noch mal Ihre kranke Fantasie spielen lassen.«
    Logan verzichtete darauf, Steel um Erlaubnis zu fragen.
    Der Brandort war inmitten der dezenten Landhausidylle der Inchgarth Road unschwer auszumachen. Der Regen hatte sich verzogen, und das Laub der Bäume und Sträucher leuchtete sattgrün im warmen, goldenen Licht der dunstverhangenen Sonne. Hier unten führte die Stadt einen zähen Verdrängungskampf gegen das Land – Schrebergärten und Ackerland mischten sich mit Sozialsiedlungen und luxuriösen Eigenheimen. Ein körniger, rußschwarzer Belag machte die Straße glitschig und verstopfte den Gully, sodass sich schon ein kleiner See gebildet hatte. Was von dem Haus übrig war, stand am Ende einer kurzen gekiesten Einfahrt. Eine der Außenwände war eingestürzt, und eine Lawine von Backsteinen und Mörtel hatte sich über die Trümmer der Einrichtung ergossen. Ein verdreckter weißer Lieferwagen parkte neben einem angesengten Rosenstrauch, und daneben stand ein ebenfalls nicht allzu sauberer Polizeicontainer. Gestalten in weißen Papieroveralls gingen umher, sammelten Proben ein und fotografierten. Im Container war es eng, aber Logan und Steve schafften es irgendwie, in ihre Spurensicherungsoutfits zu schlüpfen, während hinter ihnen jemand Wasser kochte, um sich zum zweiten Frühstück einen Becher Instantnudeln zu machen. Und dann schnell wieder raus und rein ins Vergnügen.
    Die Feuerwehrleute hatten die Haustür aufgebrochen, was sicherlich nicht leicht gewesen war: der Rahmen war mit Drei-Zoll-Holzschrauben gespickt, genau wie beim letzten Mal. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt – noch so ein durchgeknallter Serientäter. Die teilverglaste Tür lag mitten in der Diele auf dem Boden, halb verschüttet von zerbrochenen Dachziegeln und verkohlten Balken.
    Vom Obergeschoss war nichts mehr übrig, nur hier und da ließ ein Träger erkennen, wo die Räume gewesen waren, in denen eine ganze Familie gestorben war. Die stehen gebliebenen Wände waren geschwärzt und versengt, der Flur mit Schutt und den verbogenen Überresten der Treppe verstopft.
    Insch stand dort, wo vermutlich das Wohnzimmer gewesen war. In seinem zu engen weißen Schutzanzug balancierte er auf einem kleinen Schutthaufen, während ein Mann mit rußverschmiertem Overall und Feuerwehrhelm mit einer langen Stange in der Asche herumstocherte. Logan stakste über herabgefallene Mauersteine und verkohlte Holzstücke zu dem Inspector hin. »Sie wollten mich sprechen, Sir?«
    »Wollte ich das?« Insch runzelte die Stirn. »Ach ja, doch. Vierköpfige Familie. Vater, Mutter und zwei kleine Mädchen. Die Brandermittler sagen, jemand hat Benzin durch den Briefschlitz gegossen und anschließend Molotowcocktails durch die Fenster geschleudert. Kommt Ihnen das bekannt vor? Der Täter hat mit einem gestohlenen Handy vier falsche Notrufe abgesetzt, allesamt am anderen Ende der Stadt. Als die Feuerwehr endlich hier anrückte, konnte sie gerade noch verhindern, dass das Feuer auf die Nachbarhäuser überspringt.« Er schüttelte den Kopf, stieg vorsichtig von dem Schutthaufen herunter und blieb vor den Resten des zertrümmerten Wohnzimmerfensters stehen. »Die Ärmsten hatten nicht die geringste Chance. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, dass es bei dem letzten Brandanschlag – in dem besetzten Haus – um Drogen ging, aber das hier scheint mir eher … ich weiß nicht – persönlich zu sein, wenn das nicht zu verrückt klingt.« Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über das runde, gerötete Gesicht. »Ich bringe die zwei Fälle einfach nicht unter einen Hut. Deswegen wollte ich, dass Sie sich mal umschauen: Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Logan nickte. »Wurden die Leichen schon gefunden?«
    »Teile davon … Das Zimmer der Mädchen war anscheinend über der Küche. Als das Dach einstürzte, hat es alles mitgerissen. Wir können nur vermuten, dass Mutter und Vater bei ihnen im Zimmer waren. Aber Genaueres werden wir erst

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