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Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition)

Titel: Die Stunde des Mörders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Kinderschänder-Bemerkung haben Sie offenbar einen Nerv getroffen.«
    »Hat ja auch verdammt viel genützt.« Sie ließ sich mit dem Rücken an die Wand sinken und sog an ihrer Zigarette, bis nur noch ein winziger Stummel übrig war, den sie mit dem Absatz zertrat. »Kommen Sie, jetzt gehen wir zu Mr. Sutherland und tischen ihm ein paar dreckige Lügen auf.«
    Brendan »Chib« Sutherland sah ein wenig mitgenommen aus. Nach über fünf Stunden in Polizeigewahrsam hatte er dunkle Ringe unter den Augen, und sein Kinn war mit pfirsichfarbenen Stoppeln bedeckt. Er streckte sich und gähnte demonstrativ, als DI Steel an der anderen Seite des Tisches Platz nahm. Sie grinste wie ein Halloween-Kürbis. »Sergeant McRae, wenn Sie bitte so freundlich wären?« Logan wickelte das übliche Vorgeplänkel ab, steckte die Kassetten in den Rekorder und stellte die Runde vor: Chib Sutherland, DI Steel, DS McRae und der gelangweilte Constable vom Flur. Als er damit fertig war, begann Steel auf ihrem Stuhl auf und ab zu hopsen wie ein aufgeregtes Schulmädchen. »Chibby-Chibby-Chib-Chib … raten Sie mal, was mir ein kleines Vögelchen gerade erzählt hat!« Sie hielt sich an der Tischkante fest und beugte sich vor. »Na los, raten Sie schon. Nein, da werden Sie nie draufkommen, aber versuchen Sie’s trotzdem mal!« Schweigen. »Okay.« Steel grinste anzüglich und zwinkerte Chib zu. »Ich geb Ihnen einen kleinen Tipp. Wir haben mit Ihrem Kumpel geredet, mit Greg dem Kinderbefummler, und er hat uns alle möglichen merkwürdigen Geschichten über Sie erzählt, in denen es um zwei Kondome voll Crack und Jamie McKinnons Arsch ging.«
    Chibs Miene war wie versteinert. »Verdammt, er ist kein Kinderschänder. Ich sag’s Ihnen nicht noch einmal.«
    »Armer alter Chib, da versuchen Sie hier Ihren Kumpel in Schutz zu nehmen, und er hockt da drüben und schwärzt Sie nach Strich und Faden an. Er sagt, Sie haben das alles allein gemacht: Sie haben Jamie die Finger gebrochen, und dann haben Sie ihm ein paar mit Crack gefüllte Kondome zwischen die prallen Arschbäckchen gesteckt.« Sie schob einen Finger in die Backe und zog ihn mit einem lauten Pop wieder heraus. »Er meint, es hat Ihnen sogar richtig Spaß gemacht. Dass Sie auf so was stehen …« Chibs Gesicht wurde von Minute zu Minute finsterer, als ob sich ein Unwetter zusammenbraute. Steel strahlte. »Oh! Ja, genau, da fällt mir was ein – ich hab da ein paar Magazine, die werden Ihnen sicher gefallen! Die hab ich einem abgenommen, der auch auf so was steht – aber unter uns gesagt, ich find’s ein bisschen unhöflich, anderen Leuten Sachen in den Hintern zu schieben, wenn man sie nicht wenigstens vorher zum Essen eingeladen hat.«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin bereit, der Polizei zu helfen.« Chibs Stimme bebte, so sehr musste er sich anstrengen, um sie ruhig und ausgeglichen klingen zu lassen. Die Ader auf seiner Stirn pochte im Rhythmus der mahlenden Bewegungen seines Kiefers.
    Steel rückte ihren Stuhl näher an den Tisch. »Was mich mal interessieren würde – wieso eigentlich Crack? Haben Sie nicht gewusst, dass hier oben gerade Heroin die angesagte Droge ist? Versuchen Sie vielleicht, einen neuen Trend zu starten?«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin bereit, der Polizei –«
    »… zu helfen«, vollendete Steel seinen Satz. »Ja, ja, das haben wir schon mal gehört. Ihr pädophiler Kumpel hat den Spruch mindestens ein Dutzend Mal runtergebetet, ehe er Sie verpfiffen hat.«
    » VERDAMMT NOCH MAL, ER IST NICHT PÄDOPHIL !« Chib war schon halb aufgesprungen, als der Constable ihm die Hände auf die Schultern legte und ihn wieder auf den Stuhl hinunterdrückte.
    »Chibbly.« Die DI lächelte ihn an. »Nun echauffieren Sie sich doch nicht so, Sie werden sich noch wehtun. Jetzt erzählen Sie uns doch mal Ihre Version der Geschichte, hm? Sie könnten ein bisschen Schadensbegrenzung betreiben. Denn wie’s aussieht, sind Sie dran, wenn wir euch nachher dem lieben Herrn Richter vorführen und ihm sagen, was passiert ist. Im Moment wäre Ihr Kumpel komplett aus dem Schneider, und Sie müssten brummen. Ich frage Sie: Ist das fair?«
    Chib starrte DI Steel grimmig an und sagte: »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich bin bereit, der Polizei zu helfen.« Und von da an waren seine Lippen versiegelt.

27
    Die Sonne schien an diesem Samstagmorgen schon irgendwie zaghafter, als ob sie wüsste, dass der Herbst nicht mehr weit war. Logan und Jackie gingen die Union Street

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