Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
an die Hacker-Geschichte. Er rief einen Kontakt im Krankenhaus La Immaculada an. Charles Hacker liege auf der Intensivstation, da sein Schädel mit einem schweren, stumpfen Gegenstand zertrümmert worden sei.
Es war also doch ein Hammer gewesen.
Danny fragte, ob er Überlebenschancen habe: Das werde sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden erweisen, sagte sein Kontakt.
Danny legte auf und griff nach einer Chipstüte. Fouldes telefonierte noch immer. Inzwischen schien er den Großteil seiner Tage damit zu verbringen. Danny wusste auch, warum. Fouldes war eine große Nummer in der örtlichen Auswandererszene, machte sich dicke mit den Wichtigen, den Geldigen der zweiten und dritten Reihe. Leonard Wexby, der Boulevardreporter der Sureste News , war bei einem von Fouldes’ monatlichen Grillfesten gewesen und hatte sich anschließend mit großem Vergnügen darüber ausgelassen. »Er scheint die Leute, die er einlädt, nach dem Fahrzeugtyp auszusuchen, den sie fahren. Ich war der Einzige mit einem Auto unter achtzigtausend. Und sein Haus! Was für eine Abscheulichkeit. Es hat Zinnen auf dem Dach. Und einen verdammten Uhrenturm. Da hätte er sich gleich Parvenü aufs Tor schreiben können.«
Die Stimme des Herausgebers hallte durch den Gang. »Genau, Darling. Nächsten Mittwochabend bin ich nicht da. Da bin ich in Bordeaux.«
Wer ist Deaux? , fragte sich Danny und stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund.
6
Bis zum Krankenhaus La Immaculada in Huércal-Overa war es nur eine kurze Fahrt auf der autovía E-15. Arthur Cooke war von der Intensivstation auf eine normale Station verlegt worden. Peggy hatte einem Interview zugestimmt, meinte aber, es sei ihr lieber, wenn er persönlich vorbeikomme. Danny machte das nichts aus: So konnte er gleich Charlie Hacker einen Besuch abstatten und möglicherweise mit jemandem aus der Familie sprechen.
Peggy Cooke meisterte die Situation, so gut es eben ging. Sie wirkte erschöpft und blass – überwältigt war eigentlich das richtige Wort dafür. Das Bemühen, mit so vielen traumatischen Ereignissen gleichzeitig fertigzuwerden – der Abriss, Arthurs Zusammenbruch und die Erkenntnis, dass sie in den letzten beiden Jahren neben einer Leiche geduscht hatte –, schien ihren Verstand benebelt zu haben. Sie antwortete nur langsam auf Dannys Fragen, und wenn sie es tat, wirkten ihre Antworten unzusammenhängend. Danny bedrängte sie nicht. Er bekam genug Aussagen, um Fouldes zufriedenzustellen, und erkundigte sich dann noch einmal, ob er irgendetwas für sie tun könne.
»Reißen sie unser Haus jetzt trotzdem ab?«, fragte sie mit abwesender Stimme.
»Das weiß ich nicht, Peggy. Aber ich werde alles dransetzen, um das herauszufinden, das verspreche ich Ihnen. Wissen Sie noch, wer das Haus gebaut hat?«
»Eine Firma Henley irgendwas.«
»Ich glaube, die eigentliche Arbeit wurde an einen Subunternehmer vergeben. Wissen Sie noch, wie diese Baufirma hieß?«
»Nein. Wir waren damals die ganze Zeit in England … Arthur dürfte das wissen … aber er ist …«
Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Danny bedrängte sie nicht weiter. Eine Weile plauderte er, um sie zu beruhigen. Als Peggy ihm gestand, sie wisse nicht mehr, wann sie das letzte Mal etwas gegessen habe, ging Danny nach unten und holte ihr einen bocadillo mit Käse und jamón und eine Flasche Wasser. Als er sie verließ, saß sie nur da und starrte die Außenwand von Arthurs Krankenzimmer an.
Danny musste nach dem Weg zum UCI , der Intensivstation des Krankenhauses, fragen; seit seinem letzten Besuch hatte sich alles verändert. Die diensthabende Schwester am Empfang sagte ihm, dass Señor Hackers Ehefrau hier sei. Auf dem Weg zum UCI überlegte er sich, wie er sich Mrs. Hacker gegenüber am besten verhielt: behutsam eintreten, sein Mitgefühl ausdrücken, fragen, ob er helfen könne, vielleicht bei der Übersetzung der ärztlichen Prognosen. Ihre Dankbarkeit gewinnen, dann würde Vertrauen folgen. Die Arme hat wahrscheinlich eine Heidenangst , dachte er.
Dann sah er Mrs. Hacker.
Sie musste es einfach sein. In ihren Leopardenleggins, dem weißen Pelzmantel und den High Heels wäre sie wahrscheinlich überall aufgefallen, doch von den anderen, die vor den Pendeltüren zum UCI warteten – eine marokkanische Familie in Kaftanen und ein älteres spanisches Paar –, hob sie sich auf geradezu groteske Weise ab. Als Danny auf den Korridor trat, marschierte sie klackernd über den
Weitere Kostenlose Bücher