Die Stunde des Puppenspielers: Thriller (German Edition)
bahnte sich einen Weg durch das Chaos. Für sein Gewicht bewegte er sich leichtfüßig wie ein Boxer. Danny wich zum Tor zurück.
»Was glauben Sie, wer es war?«
Hacker kniff die Augen zusammen. »Sind Sie der Typ, der meine Mutter im Krankenhaus belästigt hat?«
»Nee.« In Anbetracht des drohenden Blicks von Hacker kam Danny diese Lüge leicht über die Lippen, wie auch der rasche Themenwechsel. »Ich wollte nur zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich brauche Informationen über örtliche Bauunternehmer. Können Sie sich noch an eine Firma namens Henley Consortium erinnern?«
»Sie stellen aber viele Fragen, was?«
»Ich bin Journalist. Es ist mein Jo…«
Danny blieb stehen, als aus dem hinteren Teil der Halle ein dumpfes Schlagen kam. Etwas schepperte wie eine Katzenklappe. Dann tauchte der Kopf des Hundes auf. Triefende Augen richteten sich auf Danny. Die Schnauze kräuselte sich, als der massige Rottweiler Witterung aufnahm.
Dann preschte er los, von null auf hundert in einem Sekundenbruchteil; und ungefähr so lange brauchte er, sich in einen sabbernden, zähnefletschenden Höllenhund zu verwandeln, dessen schwere Pfoten über den Hallenboden trampelten. Dannys Instinkt übernahm. Er rannte auf den nächsten Palettenstapel zu, stemmte die Wüstenstiefel auf die Holzkanten und zog sich hoch. Er spürte den Atem des Hundes an seinem Knöchel und konnte das Bein in letzter Sekunde hochziehen.
Heftig bellend warf der Hund sich gegen den Palettenstapel. Dean Hacker legte den Kopf in den Nacken, sein großer Mund öffnete sich zu einem stummen höhnischen Lachen. Ein zweiter Hacker – dieses Granitgesicht war unverkennbar – tauchte grinsend im Tor auf. »Ich habe gehört, du hast einen Journalisten bei dir, Dean. Ich dachte mir, ich lasse ihm Ripper seine Fragen beantworten.«
Callum Hacker war so groß wie sein Bruder, aber sehr viel schwammiger. Sein Hals und die Hände – die einzige Haut, die sein schmuddeliger Jogginganzug sehen ließ – waren mit Tattoos bedeckt. Er wandte sich Danny zu. »Ich würde ja gern sagen, sie beißt nicht, aber sie tut es.«
»Sehr lustig«, entgegnete Danny und versuchte, seine wackelige Zuflucht zu stabilisieren. »Schaffen Sie das Vieh hier raus.«
Dean Hacker packte den Hund an seinem Stachelhalsband und zerrte ihn über den Boden in den hinteren Teil der Halle zurück. Er verschwand hinter einem Holzstapel. Wieder war das Klappern zu hören. Als er zurückkam, war der Hund verschwunden.
»Wie gefällt Ihnen unsere kleine Überraschung für Einbrecher?«, fragte Dean Hacker. »Ich habe die Klappe einsetzen lassen, als irgend so ein Arschloch hier einbrach und ’ne Menge Werkzeuge klaute.« Er winkte Danny von dem Stapel herunter. Doch Danny blieb, wo er war.
»Blockieren Sie mit irgendwas die Klappe.«
Dean Hacker lachte wieder. »Bist ein ganz Harter, was, Schreiberling?« Er schob ein Zaunpaneel davor.
Danny kletterte herunter. Sein Schienbein war aufgeschürft, in der Handfläche steckten Schiefer.
Callum Hacker spuckte vor Dannys Füßen auf den Boden. »Das Interview ist zu Ende, Idiot.«
8
An diesem Abend legte Danny Das Imperium schlägt zurück in den DVD -Player und machte es sich unter einer Decke auf der Couch gemütlich. Von seiner Mutter war noch immer nichts zu sehen. Und das war auch gut so: Der Besuch bei den Hackers hatte ihn dermaßen aus der Fassung gebracht, dass er eine gluckende Adriana Sanchez absolut nicht gebrauchen konnte. Auch wenn sie für gewöhnlich die Verkörperung der Verantwortungslosigkeit war, konnte sie doch auch die übertriebene Aufmerksamkeit an den Tag legen, die Generationen spanischer Mütter zu höchster Kunst perfektioniert hatten.
Danny schloss die Augen und lauschte der Titelmelodie des Films. In letzter Zeit fiel ihm auf, dass er sich immer stärker zu solchen Filmen hingezogen fühlte. Vielleicht waren es die Erinnerungen an die Kindheit, die sie weckten, vielleicht aber auch nur die Laserstrahlen und Lichtschwerter, die so antiseptisch wirkten …
Danny. Ich muss reden.
Es kam ihm vor, als wäre er, kaum dass er die Augen geschlossen hatte, schon wieder wach. Mit klopfendem Herzen setzte er sich auf. Der blau-weiße Schimmer des Fernsehers fiel auf seine nackte Brust. Während er nach der Fernbedienung griff, versuchte er sich an die Details des Albtraums zu erinnern. Doch da war nichts, nur ein vages Gefühl der Beunruhigung, das sich in Angst und dann in blindes Entsetzen gesteigert hatte.
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