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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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gebügelte Bundfaltenhosen und glänzende italienische Lederschuhe. Die Frauen trugen viel Schwarz, viel Make-up, viel Schmuck und sehr hohe Absätze.
    Das war es wohl. Meine Fünf-Zentimeter-Absätze waren nicht hoch genug. Mistkerle.
    Doch dann tauchte der nette Rausschmeißer wieder auf und sagte: »Sie kommt rein. Dom sagt, es ist okay.«
    Ich schenkte ihm mein Vorzeigelächeln. Glatzkopf hingegen erhielt einen zornigen Blick, den er ebenso feind- selig erwiderte. »Vielen Dank.«
    Ich ließ die Schlange voller Akrobatinnen in Zwölf-Zentimeter-Absätzen hinter mir.
    Die Bar befand sich im obersten Stockwerk des höchsten Flügels des Napoli. Gläserne Wände an allen Seiten boten Ausblick auf den Strip. Der Laden brauchte keine eigene Lightshow, denn was sollte schon an den ganzen Glanz und das Neon draußen herankommen? Stattdessen war der Klub modern und geschmackvoll eingerichtet, mit bequemen Designersesseln und -sofas in Grau und Chrom, schwarz gekacheltem Boden, einer Bar in Schwarz und Chrom und vielen Spiegeln, die den Laden wie einen Irrgarten wirken ließen. Das Beste war, dass hier nicht das ewige, Kopfschmerzen bereitende Klimpern von Spielautomaten zu hören war.
    Die Party lief auf Hochtouren. Eine gute Musikmischung dröhnte in genau der richtigen Lautstärke aus fantastischen Lautsprechern, die jedoch nirgends zu sehen waren. Ich war froh, dass ich mein neues Kleid angelassen hatte, denn in irgendetwas anderem wäre ich völlig underdressed gewesen. Die Frauen trugen elegante, aufreizende Cocktailkleider, die Männer Anzug. Ich erhaschte Blicke auf teure Uhren und Schmuck, Designerschuhe und professionelles Make-up. Jede Frisur war perfekt gestylt.
    Hätte ich raten müssen, hätte ich darauf getippt, dass etwa ein Viertel der Leute in dem Laden Vampire waren. Schwer zu sagen bei dem Durcheinander. Viele Vampire, besonders diejenigen, die als Teil einer Familie unter einem Gebieter wie Dom in Städten leben, legen sich ein unglaublich anziehendes Auftreten und Erscheinungsbild zu. Ein Zimmer voller Vampire ist wie eine Versammlung von Models aus einer Ausgabe von Vanity Fair. Die Mode und Arroganz sind überwältigend. Hier ist das große Geheimnis. Es geschieht aus einem Grund. Sie legen sich unwiderstehlichen Sex-Appeal zu, weil es die Leute anlockt. Es ist der Köder für Lebende. Sie gründen einen Nachschub, stellen sicher, dass ihr Ruf hip und sexy ist, und warten dann darauf, dass der Laden sich mit attraktiven jungen Menschen füllt, die sie abernten können. Eigentlich ein ziemlich gutes System. Wahrscheinlich brauchte ich nur das ökologisch richtige Verhältnis von Raub- zu Beutetieren in einem gesunden Ökosystem ausrechnen, es auf den Raum anwenden, und wüsste schon, wie viele Vampire sich hier befanden. Das würde ich mir für später aufheben.
    Als ich mich auf der Suche nach Dom durch die Menge schob, erkannte ich ein paar Vampire: Sie sahen mich an, folgten mir mit den Augen, als ich an ihnen vorüberging, denn sie erkannten, was ich war, und mein Anblick überraschte sie. Wie Dom schon gesagt hatte: keine Werwölfe in Vegas. Es gefiel mir gar nicht, derart einzigartig zu sein.
    Ich witterte keinen einzigen Lykanthropen in dem ganzen Raum. Das weckte ein Gefühl von Einsamkeit in mir. Selbst in Städten wie D.C. und New York gab es Werwölfe.
    »Kitty! Willkommen!«, rief Dom von einer großen halbkreisförmigen Sitzgruppe zwischen der Bar und einer Fensterwand, von wo aus er Hof hielt. Ich winkte ihm zu und schlenderte hinüber.
    »Hey, tut mir leid wegen des Durcheinanders draußen«, sagte er. »Ich hatte keine Gelegenheit, deinen Namen auf die Liste setzen zu lassen.«
    »Ist schon okay, ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich in einem Nachtklub bin, der überhaupt eine Liste hat.«
    Vampire umgaben ihn, scharwenzelten wie Höfling um ihn herum. Eine rothaarige Frau lehnte an ihm, unter seinem Arm, und schien halb zu schlafen. Zwei weitere Frauen räkelten sich Arm in Arm, und eine von ihnen
    hatte den Fuß im Schoß eines anderen Mannes. Er massierte geistesabwesend ihre Zehen. Ein anderer Mann rauchte eine Zigarette, was ich eigenartig fand, denn Vampire atmen nicht. Ein Mann stand an das Ende der Sitzgruppe gelehnt und überblickte den Raum. Er hatte die Haltung eines Leibwächters. Seine Lippen kräuselten sich, als er mich von Kopf bis Fuß musterte.
    Der Tisch vor ihnen war voller leerer Becher und Weingläser. Das Glas, das Dom hielt, war mit einer dicken roten

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