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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Flüssigkeit gefüllt, bei der es sich ganz bestimmt nicht um Cabernet handelte.
    Er stellte mich seinem Gefolge vor. »Das ist Kitty. Der Werwolf.«
    »Hmm, wie ungewöhnlich«, sagte die Rothaarige.
    Eine Brünette in einem rostfarbenen Kleid entzog sich ihren beiden Bewunderern und beugte sich vor. »Kitty? Aus der Radiosendung? Oh mein Gott, ich bin ja so ein großer Fan! Ich wusste, dass du in der Stadt bist, aber ich hatte keine Ahnung, dass du hier sein würdest. Das ist ja so cool!« Sie betrachtete mich mit einem hungrigen Blick. Es ließ sich nicht sagen, ob es Ehrfurcht war oder, na ja, eben Hunger.
    »Rutscht mal alle rüber und lasst Kitty neben mir sitzen«, sagte Dom.
    »Ach, ich bin ganz gern hier am Ende«, sagte ich und schnell am Rand der Sitzbank nieder, bevor jemand Einspruch erheben konnte. Ich brauchte einen Fluchtweg, bei dem ich nicht über den Tisch klettern musste, falls ich nervös werden sollte. »Dom, ich muss wirklich mit dir reden ...«
    »Kann ich dir etwas anbieten?« Dom wies auf sein Glas mit dem Nicht-Cabernet.
    Es drehte mir den Magen um, obwohl sich ein Teil von mir über die Gabe gefreut hätte. Ich ging im Moment auf zwei Beinen, nicht vier. Kein Blut. Ganz gewiss kein menschliches, und eine andere Sorte tranken Vampire nicht. Die Grenze wollte ich auf keinen Fall überschreiten. »Einen Martini«, sagte ich. Dom winkte einen Kellner herbei und gab die Bestellung auf. »Sieh mal, wegen Ben ...«
    »Manchmal vermisse ich das«, sagte die Brünette und schmiegte sich wieder an ihre Gefährten. »Ein richtig guter Martini, mit Oliven ... Hmm ...«
    »Du vermisst es kein bisschen«, sagte der Mann neben ihr. »Jedenfalls würdest du das hier deswegen nicht aufgeben.« Er rieb die Nase an ihr, und sie kicherte.
    Oh, bitte! Vielleicht hätte ich endlich ihre Aufmerksamkeit, wenn ich knurrend auf den Tisch sprang.
    Ich beugte mich verschwörerisch vor und sagte zu Dom: »Darf ich eine echt taktlose Frage stellen?«
    »Das fände ich charmant.«
    »Ähm ... woher?« Ich deutete auf das Kelchglas. »Bitte erzähl mir nicht, dass ihr nebenan Blutspender an Infusionsschläuchen habt.«
    Er sah mich an, wobei der Anflug eines Lächelns seine Lippen umspielte, und verriet es mir nicht.
    Das hier war wahrscheinlich ein großer Fehler gewesen. Dom wusste bestimmt nichts von Ben und schien sich für nichts als seine Party zu interessieren. Das Handy in meiner Handtasche hatte noch nicht geklingelt, und ich widerstand nur mit Mühe dem Verlangen nachzusehen, ob ich einen Anruf verpasst hatte. »Sag mir wenigstens, dass niemand hierfür sein Leben lässt.«
    »Leichen sind sehr schlecht für das Tourismusgeschäft, Kitty.«
    Darüber kicherten alle außer dem Leibwächter-Vampir, dessen Lippen sich noch stärker kräuselten. Am liebsten hätte ich den Kopf gegen den Tisch geknallt. Das hier waren nicht einfach nur Vampire - es waren seichte Vampire. Als hätte Dom sich sein Gefolge in den Häusern der nächstbesten Studentenverbindungen zusammengesucht. Wahrscheinlich damit ihm niemand geistig überlegen war.
    Die Brünette hob wieder den Kopf. »Hey, was ist eigentlich mit dem Kopfgeldjäger passiert? Der dich in deiner eigenen Sendung als Geisel genommen hat?«
    Komisch, dass sie das fragte. »Er ist dieses Jahr ins Gefängnis gewandert. Totschlag.«
    Sie starrte mich an. »Wow. Abgefahren!«
    Und das aus dem Mund einer Frau, die menschliches Blut trinken musste, um zu überleben. Zum Schreien. Mein Martini traf ein, und ich lächelte in das Glas, als ich daran nippte. Der Alkohol brannte in meiner Kehle und stieg mir ins Blut, was mich stärkte.
    »Dom, Ben ist verschwunden. Er ist von einem Gangster namens Faber geschnappt worden ...«
    »Geschnappt. Will sagen, gekidnappt?«
    »Wahrscheinlich. Weißt du etwas über Faber oder darüber, wo sie ihn vielleicht festhalten?«
    Er zuckte ausgiebig mit den Schultern, als sei es eine Neigung,  die er entwickelt hatte, um Fragen abzuwehren. Wahrscheinlich zuckte er schon seit Jahrzehnten auf diese Weise mit den Schultern. »Ich habe es dir doch gesagt, Kitty. Ich bleibe für mich und überlasse es den anderen, sich um sich selbst zu kümmern. In dieser Stadt heißt es leben und leben lassen. Jedenfalls in gewisser Weise.«
    »Aber du solltest die Kontrolle über diese verfluchte Stadt haben! Achtest du denn nicht auf die Gerüchteküche? Weißt du denn gar nichts?« Rick hätte das hier lösen können. Rick hätte ganz genau gewusst, was vor sich

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