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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Liebes. »Aber du kennst ihn doch noch gar nicht so lange. Seit einem Jahr?«
    »Länger«, murmelte ich.
    »Es kann immer noch Seiten an ihm geben, von denen du nichts weißt.«
    Wie zum Beispiel seine Werwolfseite? Sie konnten nicht wissen, wie tief unsere Verbindung war, selbst wenn wir erst seit weniger als einem Jahr zusammen waren. »Wenn ihr ihn nicht mögt, dann sagt es einfach.«
    »Ich mag ihn sehr, Kitty. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Weißt du, die Sache mit den kalten Füßen kommt ziemlich häufig vor. Manche Männer brauchen nur ein bisschen Zeit für sich.«
    Ich schüttelte den Kopf, abwehrend bis zum bitteren Ende. »Ben ist nicht so. Ihr kennt ihn nicht, diese Situation ...« Ich verengte die Augen zu Schlitzen, denn mir war da etwas eingefallen. Ich betrachtete meinen Vater,
    rief mir sein und Moms Hochzeitsbild ins Gedächtnis, ein junges, strahlendes Paar, das irgendwo in einem ungenannten Garten stand, von der Sonne beschienen. Ich versuchte mich an Dads Gesichtsausdruck auf dem Bild zu erinnern. War da noch etwas anderes als schiere Glückseligkeit gewesen?
    »Hast du kalte Füße bekommen?«, fragte ich und ließ den Blick zwischen meinen Eltern hin- und herschweifen.
    Er antwortete nicht gleich, aber Moms Lippen waren geschürzt, als könne sie sich kaum zurückhalten. Beinahe hätte ich losgekichert. Von dieser Geschichte hatte ich noch nie etwas gehört. Es hatte keinerlei Hinweis darauf gegeben, kein Anzeichen. Die Hochzeitsfotos waren alle klischeehaft glücklich und makellos.
    Ehrfürchtig frage ich: »Er hat dich nicht vor dem Altar stehenlassen, oder?«
    »Nein«, sagte sie. »Gott sei Dank. Am besten lasse ich ihn die Geschichte erzählen.« Sie warf ihm einen hinterlistigen Blick zu. Er hatte sie also nicht vor dem Altar stehenlassen. Doch was auch immer er getan hatte, es hing ihm nach fünfunddreißig Jahren immer noch nach. Wow!
    Mit hochgezogenen Schultern und zerknirscht erklärte er: »In der Woche vor der Hochzeit habe ich die Stadt verlassen.«
    »Oh mein Gott! Was ist passiert? Wo bist du gewesen?«
    »Ich bin eine Woche lang durch die Gegend gefahren. Habe mich nach dem Zufallsprinzip für Highways entschieden. Bin ausgerechnet in Texas gelandet. Ich bin gerade noch rechtzeitig zur Probe zurückgekommen, da saß ich zwanzig Minuten draußen in meinem Wagen und habe mir überlegt, ob ich die Sache durchziehen sollte oder nicht. Ich kam sehr spät, aber ich war da, was ich für so etwas wie einen Triumph gehalten habe.«
    Mein ruhiger, verantwortungsbewusster, grundsolider Das hätte beinahe seine eigene Hochzeit platzen lassen? Das hier war eine echte Offenbarung.
    »Was hast du gemacht?«, fragte ich Mom.
    »Ach, ich habe ihm verziehen. Letzten Endes.«
    »Sie hat nicht einmal etwas gesagt«, fügte er hinzu. »Doch es war sehr, sehr klar, wie tief ich in ihrer Schuld stand, weil sie mir verziehen hat. Wenn ich die Sache nicht durchgezogen hätte, hätte ich mich mein restliches Leben lang gefragt: >Was wäre wenn?<«
    Mom tätschelte ihm den Arm, und sie wechselten einen dieser langverheirateten »Ich würde es alles noch einmal tun«-Blicke.
    »Und du glaubst, Ben hockt irgendwo rum und denkt in diesem Moment über genau das Gleiche nach«, sagte ich.
    »Vielleicht. Oder vielleicht ist er auch entführt worden.« Zu meiner Empörung zuckte er abermals mit den Schultern, und ich wollte einfach nur noch laut losschreien. Dieses Gespräch half mir kein bisschen weiter, was Dad auch immer damit bezwecken mochte. Ich konnte nicht abwarten, bis etwas passierte. Es gab weitere Spuren, die es zu verfolgen galt.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich.
    Dad warf einen Blick auf seine Uhr. »Beinahe acht.«
    »Okay. Ich muss noch mit ein paar Leuten reden, ein paar andere Kontakte, die vielleicht eine Ahnung haben, was Ben zugestoßen ist. Ich muss los.«
    Mom wirkte noch besorgter. »Bist du dir sicher, dass du nicht einfach abwarten solltest, bis sich die Polizei bei dir meldet? Es den Cops überlassen?«
    »Geht nicht. Sorry.« Ich erhob mich und trat neben sie, um sie fest zu umarmen. »Macht euch keine Sorgen. Es wird schon alles werden. Das weiß ich einfach.«
    Auf dem Weg aus der Bar spürte ich ihre besorgten Blicke in meinem Rücken. Draußen fischte ich mein Handy aus der Handtasche und wählte die Nummer, die Dom mir gegeben hatte, falls ich Hilfe benötigen sollte.

Vierzehn
    Ich sprach auf meinem Weg zum Napoli Hotel mit Dom. So langsam taten mir die Füße in den

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