Die Stunde des Spielers
darüber.
Meine Unterhaltung mit Dom und seinen Anhängern war so frustrierend, wie zu erwarten gewesen war, doch aus einem völlig anderen Grund: Weil ich überzeugt war, dass Dom nicht die leiseste Ahnung von irgendetwas hatte. Bei meiner Rückkehr nach Denver würde ich mir Rick schnappen und ihn fragen: Woher zum Teufel stammte Dom, und wie hatte er es geschafft, so lange zu überdauern?
Ich machte Anstalten aufzustehen. »Danke für die Party, Dom, aber ich sollte wirklich ...«
»Ich habe eine Frage an dich«, sagte Dom. Ich erstarrte, als er auf mich deutete. »Warum hast du Harry Burger in deine Sendung eingeladen? Dieser Clown hat keine Sendezeit verdient.« Es dauerte einen Augenblick, bis ich den Namen einordnen konnte: Der Politiker, der in die Sendung gekommen war, um für seine Anti-Hellseher-Gesetze zu werben. Es war ihm nicht gelungen, jemanden davon zu überzeugen, dass das Konzept auch nur durchführbar war. Doch er war eine interessante Persönlichkeit.
»Das tue ich eben in meiner Sendung«, sagte ich. »Ich zerre dieses Zeug an die Oberfläche und versuche herauszufinden, was dahintersteckt. Hier ist jemand, der Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten in Casinos für ein Problem hält, und ich wollte mich darüber unterhalten. Was meinst du dazu? Stellen Menschen mit über- sinnlichen Fähigkeiten in Casinos ein Problem dar? Betrügen sie?«
Die Vampire kicherten alle, mit Ausnahme von Dom, der traurig den Kopf schüttelte. »Es würde mich nicht überraschen, wenn es ab und an vorkäme. Aber als Problem würde ich es nicht bezeichnen.«
Ich hatte doch gewusst, dass ich Dom in die Sendung hätte schleifen sollen. Wir hätten eine echte Debatte ver- anstalten können. Ich grinste bei dem Gedanken, wie Bens lykanthropische Sinne ihm einen Vorteil beim Pokern verschafft hatten. Das war im Grunde kein richtiger Betrug, aber vielleicht hatte Burger nicht ganz unrecht. »Hast du jemals im Casino betrogen?«
Er bedachte mich mit einem Blick, als sollte ich es besser wissen. »Sagen wir einmal, wir verfügen über Fähig- keiten, die uns einen Vorteil verschaffen. Vielleicht gewinnen wir beim Pokerspiel ein bisschen öfter, als wir sollten. Vielleicht sind wir ein bisschen besser beim Zählen von Karten. Zum Teufel, theoretisch könnte jemand mit ein bisschen Telekinese das Würfelspiel oder Roulette manipulieren.«
»Gibt es solche Fähigkeiten denn tatsächlich?«, fragte ich.
Ein paar der Vampire ließen glasige, hungrige Blicke durch die Menschenmenge in der Bar schweifen. Als suchten sie nach den Schwächsten in der Herde. Auf einmal kletterte die temperamentvolle Brünette über uns beide hinweg. Sie sagte nichts, entschuldigte sich noch nicht einmal, als sie mir auf den Fuß stieg. Versunken beobachteten wir, wie sie schnurstracks auf die Bar und einen großen dunkelhaarigen Mann mit südländischen Gesichtszügen zusteuerte, der etwas aus einem Glas trank, das wie Whiskey aussah. Sie postierte sich vor ihm, musterte ihn und sagte etwas. Danach hatte er nur noch Augen für sie. Etwa fünf Minuten später gingen sie. Er ließ eine Frau - elegant, hübsch, in einem schwarzen Cocktailkleid und mit Diamantkette - völlig verblüfft an der Bar zurück. Ihr stand der Mund offen, als sie den beiden hinterherstarrte.
»Sie geht gern auf die Jagd, nicht wahr?«, sagte Doms Rothaarige mit einem behaglichen Schnurren.
»Sie ist ein wenig ungestüm.« Doms Tonfall klang eher belustigt als sonst irgendetwas. »Ray, vielleicht kümmerst du dich besser um die sitzengelassene Freundin? Ich möchte später nichts mehr davon hören.«
Ray, derjenige, der den ganzen Abend über geraucht hatte, drückte den letzten Stummel in dem Aschenbecher vor sich aus. »Noch eine ins Team holen, ja?«
»Es ist ja nicht so, als wäre es so furchtbar«, sagte die Rothaarige. »Sie sieht ziemlich lecker aus.«
»Dann solltest du dich vielleicht selbst auf dies Granate stürzen.«
Sie schmollten einander kurz an, doch dann machte sich Ray an die Arbeit. Er verließ die Sitzgruppe würdevoller als seine Vorgängerin, brachte sein Jackett in Ordnung und ging auf die Frau zu. Dann sah er ihr in die Augen und verführte sie genauso schnell, wie die Brünette es mit ihrem Opfer getan hatte. Es war, als sähe man James Bond im richtigen Leben.
Nicht unbedingt subtil. Dies hier war eine Vampirfamilie als Seifenoper zur Hauptsendezeit. Es war an der Zeit, dass ich einen Abgang machte.
»Dom, danke für den tollen Abend,
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