Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Vernunft und Wirklichkeit nicht in Einklang, sondern uneins wie Hund und Katze, die sich gegenseitig um eine Telegraphenstange jagen, ohne irgendwohin zu gelangen. Hilflos sah er Clodsahamp um eine Erklärung bittend an, genau wie seine Kameraden.
    »Wer weiß?« Der Hexer zuckte die Achseln. »Falls es sich wahrhaftig um die Architektur des Herzens der Welt handelt, können wir anderen berichten, daß die Welt gut gestaltet und von hervorragender Machart ist.«
    »Danke, großer Herr.« Das koboldhafte Geschöpf sprang behende auf einen Felsen weiter flußaufwärts, um mit ihnen Schritt zu halten. »Wir tun unser Bestes. Wir sind sehr geschickt darin geworden, das Gebäude zu vervollkommnen und instandzuhalten.«
    »Sorgt dafür«, rief Jon-Tom ihr zu, »daß sein Glühen nie verlischt!« Sie segelten in einen engeren Abschnitt der Flußkaverne hinein und ließen das namenlose kleine Volk und ihre geheimnisvolle, immense Konstruktion zurück.
    »Wer weiß«, sagte Jon leise zu Flor, »wenn es wirklich das Herz der Welt ist, dann sollten sie besser nicht in ihrer Arbeit gestört werden. Das ist eine schwere Verantwortung. Und wenn es das nicht ist, wenn es nur ein komplexer Bau ist, eine Besessenheit, ist es trotzdem so schön, daß es nie zerstört werden darf.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß das Herz der Welt ein Gebäude sein könnte«, sagte sie.
    »Sind wir nicht alle irgendwie Gebäude?« Nachdem sie der Massawrath und dem Höllentrunk sicher entronnen waren, fühlte er sich lebendig und überschwenglich. Er war ' immer so gewesen: himmelhoch jauchzend und abgrundtief traurig. Momentan war er himmelhoch. »Jeder von uns entwickelt sich Stück für Stück. Wir sind voll von sorgfältig konstruierten Räumen und Gängen, Audienzkammern und Fenstern, und wir sind von sich ständig wandelnden individuellen Gedanken bevölkert. Doch auch ich habe mir nie träumen lassen, daß das Herz der Welt ein Gebäude ist.« Er sah in den Tunnel zurück. Es wurde dunkler um sie, der Schimmer des leuchtenden Bewuchses schwand, als neige er zu unerwarteten Unterbrechungen.
    »Tatsächlich habe ich überhaupt nicht daran gedacht, daß die Welt ein Herz hat.«
    Sie verloren das letzte Licht der entfernten Kammer außer Sicht, als sie eine leichte Biegung des Flusses umschifften. Bribbens entzündete die erste Lampe.
    »Es ist jedenfalls ein netter Gedanke. Wenn ein Herz zu haben nur auch gleichzeitig bedeuten würde, glücklich zu sein«, sagte Flor.
    »Ich schätze, es bedeutet oft das Gegenteil.« Aber als ihm der Inhalt dieser letzten Worte voll bewußt wurde, hatte sie ihn der kargen Gesprächigkeit des Bootsführers überlassen.
    Jon-Tom zögerte, dachte daran, die Sache weiter zu verfolgen, indem er zu ihr ging und fragte: »Flor, versuchst du, mir irgend etwas zu sagen?« Aber er hatte genausoviel Angst davor, sich als unreifer Jüngling zu zeigen, wie vor dem Versagen.
    Also setzte er sich in dem flackernden Licht hin und begann seine Duar zu säubern und zu stimmen. Während er die Saiten löste und spannte, tauchten ein, zwei Gnietschies auf und spähten ihm über die Schulter. Er wußte, daß sie da waren, und gab sich alle Mühe, sie zu ignorieren.
    Sie waren gezwungen, Lampenlicht einzusetzen. Nach und nach wurden die gewaltigen Höhlenformationen, die Stalaktiten und Stalagmiten kleiner. Die Wände des sich verengenden Flußkanals warfen das Rauschen und Dröhnen des Wassers jetzt lauter zurück. Es wurde langsam beunruhigend, daß es immer noch keine fluoreszierende Pilze oder deren Verwandte gab.
    Niemand mochte die Dunkelheit. Sie erinnerte sie zu sehr an den Schlaf, und das erinnerte sie an die jetzt weit entfernte aber ewig unvergeßliche Massawrath. Viel wichtiger war aber, daß ihr Lampenöl zur Neige ging. Es schien, daß sie bald ohne Licht reisen und auf Pogs Fähigkeit, sie zu führen, zurück greifen mußten, wenn die lichterzeugende Vegetation nicht wieder auftauchte.
    Eine Hand schüttelte Jon. Sie war zu klein, um Teil der Massawrath zu sein, und zu fest, um zu einem ihrer Kinder zu gehören. Trotzdem erlebte er einen Augenblick des Schreckens, bevor er voll erwachte.
    »Steh auf Jon-Tom! Beweg deinen Hintern!« Das war Taleas drängende Stimme.
    »Was?« Aber bevor er etwas sagen konnte, war sie schon bei der nächsten schlafenden Gestalt. Er hörte, wie sie auf eine dumpf widerhallende Oberfläche hämmerte.
    »Wach auf, Hexer! Du fauler alter Hexer, wach auf!« Sie klang besorgt.
    »Dem ›alt‹

Weitere Kostenlose Bücher