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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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es an mir gehangen hätte«, sagte er mit einem Schulterzucken, »wären wir jetzt alle tot.«
    »Aber wir sind es nicht«, betonte Mudge gutgelaunt, »und das zählt.«
    »Unser fröhlicher Gefährte hat recht, weißt du.« Mit dieser Bemerkung gesellte sich Caz zu den beiden und stellte sich Mudge gegenüber auf die andere Seite Jon-Toms. Er hatte die Pfoten hinter dem Rücken genau über seinem Wattebauschschwanz ineinander gelegt. »Es ist gleichgültig, wer die Rettung vollbringt. Genau wie unser Freund Mudge sagt, zählt nur der Umstand, daß wir gerettet sind. Erinnere dich, in jener feurigen Nacht in Polastrindu warst du es, der den großen Falameezar bändigte, nicht Clodsahamp. Willst du allen Ruhm für dich allein?«
    Als er bemerkte, daß seine Ironie an Jon-Tom in diesem Moment verschwendet war, fügte er hinzu: »Wir arbeiten alle für dasselbe Ziel. Es ist unwichtig, wer was tut, solange dieses Ziel erreicht wird. Und das sollte uns gelingen, wenn nicht einige von uns ihre persönlichen Gefühle und Wünsche darüberstellen.«
    Mudge schien die Offenheit des Hasen ein wenig peinlich zu sein. »Er 'at recht, Kumpel. Wir können in dieser Sache nicht an uns denken.« Bei dem letzten Satz hatte sein Gesicht den grundehrlichsten Ausdruck angenommen. »Du wirst 'ne Menge Gelegen'eiten 'aben, den Damen deine Großartigkeit zu demonstrieren, wenn wir all das hinter uns 'aben.« Er zwinkerte und pfiff vielsagend, bevor er sich zum Heck entfernte.
    Caz überlegte, ob er dem von Selbstmitleid geplagten Menschen tröstend auf die Schulter klopfen sollte, kam zu dem Schluß, daß Jon-Tom das als gönnerhaft empfinden mochte, und schloß sich Mudge an.
    Als Jon-Tom allein war, murmelte er laut: »Die Damen haben nichts damit zu tun.« Er betrachtete die vorüber gleitenden Höhlenwände; vom Bug hochgeworfenes zerstäubtes Wasser legte sich sanft auf sein Gesicht.
    Nein, das hatten sie wirklich nicht, versicherte er sich und legte das Kinn auf die gefalteten Hände. Er war nur um das allgemeine Wohlergehen besorgt.
    Dann grinste er, obwohl niemand da war, der ihn sehen konnte. Das Problem beim Jurastudium war, daß man eine Neigung entwickelte, sowohl sich als auch sein Gegenüber mit geschickten Worten in die Irre zu führen und zu tausehen. Was war mit der Theorie, daß alle großen Ereignisse, alle Wendepunkte der Geschichte mehr oder weniger durch Liebe und Leidenschaft motiviert seien? Katharina die Große, Napoleon, Hitler, Washington... die Sexualtheorie erklärte verdammt viel von der Geschichte, wo Ökonomie, Soziologie und so weiter keine Antwort wissen.
    Jon-Tom hatte diese Theorie allerdings nie besonders hochgeschätzt. Und doch brachten ihm Mudges Worte, auch wenn sie zum Teil scherzhaft gemeint waren, unweigerlich ins Bewußtsein, wie oft emotionale Sehnsüchte in Verbindung mit den elementaren Begierden des Körpers diejenigen überwältigen konnten, die üblicherweise als rationale Geschöpfe angesehen wurden.
    Folglich saß er hier und blies nur um seiner selbst willer Trübsal. Das war egozentrisch und dumm. Vielleicht waren Napoleon und Tiberius so motiviert gewesen, für ihn würde das nicht gelten. Es war verdammt gut, daß Clodsahamp erreicht hatte, wozu sein menschlicher Begleiter nicht imstande gewesen war.
    Seine Verdrossenheit schwand, er schlug sanft die Saiten der Duar an. Ein tanzender Mottenspuk flackerte an seiner linken Ellbogen auf. Als er ihm den Kopf zuwandte, war er verschwunden. Gnietschies.
    Was ihm immer noch Sorgen bereitete, war der Gedanke, daß er das nächstemal, wenn er aufgefordert würde, Magie zu singen, wieder geistig so gelähmt sein mochte, wie er es bei der Annäherung an Höllentrunk gewesen war. Dagegen würde er ankämpfen müssen.
    Es war nicht der Gedanke an den Tod oder das Mißlinger ihrer Mission, was ihn beschäftigte, als er dasaß und spielte. Es war die Furcht vor persönlichem Versagen, eine Furcht, die ihn seit seiner Kindheit verfolgte. Es war diese Furcht, die ihn dazu getrieben hatte, zwei verschiedene Karrieren zu verfolgen, ohne sich für eine entscheiden zu können. ‹ Und obwohl er sich dessen nicht bewußt war, war es auch die Furcht, die mehr Männer und Frauen zu Größe getrieben hatte, als weit rationalere Motive...

VIII
    Einige Tage später kam die Kathedrale in Sicht. Es war natürlich keine Kathedrale, aber es hätte eine sein können. Es war nicht genau zu bestimmen, aber das stellte sich als weniger verwirrend heraus, als es

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