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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Mahlzeiten, die er hinuntergezwängt hatte. »Aber meine Zähne sind kräftiger als deine. Sie sind nicht hohl.«
    »Ich würde gern wissen«, sagte das Spinnenjunge mit der allen Kindern eigenen entwaffnenden Offenheit, »ob du wohl gut schmeckst.«
    »Das hoffe ich. Es wäre doch 'ne schreckliche Vorstellung, all diese Jahre gelebt zu haben, um irgendeinem Freund den Magen zu verderben. Ich habe wahrscheinlich einen Pizza und Coke- Geschmack.«
    »Ich weiß nicht, was ein pissakok ist.« Das Kind enthüllte winzige Fänge. »Du läßt mich wohl nicht probieren? Deine Erwachsenen sehen nicht her.« Das Weberkind klang hoffnungsvoll.
    »Ich würde gern gefällig sein«, sagte Jon-Tom ein wenig nervös, »aber ich habe heute nichts zu essen gehabt und könnte dich krank machen. Verstehst du?«
    »Och, na ja.« Das Spinnenjunge klang nicht allzu enttäuscht.
    »Ich glaube, es würde mir auch nicht gefallen, wenn du mir eins meiner Beine aussaugst.« Es schüttelte sich bei dem Gedanken.
    »Du bist eine nette Person, Warmlander. Ich mag dich.« Noch einmal erfuhr Jon-Tom die streichelnde Liebkosung mit dem Unterleib. Dann sprang das Weberjunge zu seinen Kameraden hinunter. »Viel Glück, Warmlander!«
    »Für dich auch, Kind«, rief Jon-Tom hastig über die Schulter zurück. Ananthos und mehrere Zuschauer verscheuchten die Jungspinnen jetzt schließlich doch. Die Kinder winkten zum Abschied mit ihren vielfachen und vielfarbenen Beinen und riefen ihnen aufgeregte Flüstergrüße nach.
    Ein größeres Gewicht drückte gegen seinen linken Arm, und er sah sich unsicher um. Es war kein respektloses Spinnenjunges - Flors Gesicht war aschfahl, und sie ließ sich kraftlos gegen ihn sinken. Schnell legte er ihr einen Arm unter die Schultern und stützte sie.
    »Was ist los, Flor? Du siehst krank aus.«
    »Was los ist?« Erneut durchlebter Schrecken brachte leichte Röte in ihr bleiches Gesicht. »Zerzaust, untersucht und überkrabbelt bin ich gerade geworden, von einer Horde der abscheulichsten und widerwärtigsten Kreaturen, die man sich überhaupt...«
    Jon-Tom brachte sie mit heftigen Gesten zum Schweigen.
    »Himmel, Flor. Sprich leise. Sie sind unsere Gastgeber.«
    »Ich weiß, aber mich überall so von ihnen berühren zu lassen...«
    Sie zitterte hemmungslos. »Aranas... äähhh! Ich hasse sie. Ich konnte noch nicht mal die kleinen daumennagelgroßen ertragen, obwohl Mama sie pries, weil sie die Küchenschaben fingen. Also kannst du dir vorstellen, was ich bei diesen empfinde. Ich konnte es schon auf dem Boot kaum aushalten.« Sie löste sich unsicher schwankend aus seinem Arm. »Ich weiß nicht, wieviel ich davon noch aushalte, Jon-Tom«, sie deutete auf Ananthos, der ihnen voranging.
    Sie kamen auf eine andere, breitere Netz-Straße. »Was zählt, ist nicht, wie sie aussehen«, sagte Jon-Tom streng zurechtweisend, »sondern was hinter ihrem Äußeren steckt. Intelligenz in diesem Fall. Wir brauchen ihre Hilfe, sonst hätte uns Clodsahamp nicht den ganzen Weg hierher gescheucht.« Er sah sie mit festem Blick an. »Glaubst du, du schaffst es jetzt allein?«
    Sie atmete tief durch. Die Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück.
    »Ich hoffe, compadre. Aber wenn sie noch mal so über mich krabbeln...« Eine kurze Wiederholung des Zitterns. »Ich fühle mich so... so...«
    »Sieh mal, sie sind vielleicht auch von unserem Äußeren nicht sehr angetan. Ich weiß es sogar.«
    »Es ist mir egal, was sie von uns halten«, schoß sie zurück.
    »Santa Maria, ich hoffe, wir sind hier schnell fertig und können wieder abhauen.«
    »Oh, ich weiß nicht.« Er nahm in sich auf, wie die aufsteigende Sonne, hell trotz der zunehmenden Wolken, auf den Millionen Strängen und Kabeln funkelte, auf den seidenen Bauten und dem Geflecht, das sie erklommen. »Ich finde, es ist irgendwie hübsch.«
    »Die Fliege gratulierte der Spinne«, murmelte sie.
    »Nur, daß die Fliegen auf der Suche nach Verbündeten hier sind.«
    »Hoffen wir, daß sie sich als Verbündete erweisen.«
    »Ach, du machst dir zuviel Sorgen.« Er gab ihr einen liebevoll aufmunternden Klaps auf den Po. Sie zwang sich, zu grinsen, war dankbar für die moralische Unterstützung.
    Jon-Toms Aufmerksamkeit richtete sich wieder nach vorn, und zu seiner Überraschung sah er direkt in Taleas Augen. In dem Moment, in dem sich ihre Blicke kreuzten, wandte sie sich auch schon.ab.
    Wahrscheinlich hatte sie ihn gar nicht angesehen, sondern nur versucht, sich für eine mögliche Flucht den Rückweg

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