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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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zu merken, dachte er und machte sich weiter keine Gedanken über den Blick.
    Bis zum Nachmittag hatten sie mehrere hundert Meter zurückgelegt. Vor ihnen ragte ein enormes Bauwerk auf. Wie viele Spinnen, fragte sich Jon-Tom, hatten wie viele Jahre geduldig die Seide gesponnen, die nötig war, um diese massiven Schutzwälle gehärteter Seide und eingelegter Steine zu errichten?
    Der königliche Palast von Gossameringue bestand zum großen Teil aus behauenen Felsquadern, die nicht durch Mörtel, Lehm oder Zement miteinander verbunden waren, sondern durch Lage um Lage von Spinnenseide. Silberne Türmchen erhoben sich an unerwarteten Plätzen. Das gesamte gigantische Bauwerk hing mit meterdicken Strängen an einem gewaltigen Überhang der Vulkanfelsen. Die Stränge hätten einen Berg tragen können. Obwohl der Wind hier oben stärker war, bewegte sich der Palast nicht. Er hätte ebensogut in Grundgestein verankert sein können.
    Sie betraten eine runde, seidenverkleidete Röhre und gingen bald durch Tunnel und Gänge. Im Innern wurde es nur langsam dunkler, da die glasige Seide große Lichtmengen einließ. Schließlich waren allerdings doch Fackeln und Lampen nötig, um die Tiefen zu erhellen.
    Sie kamen zu einem Portal, das von einem Paar der größten Spinnen bewacht wurde, die sie bis jetzt gesehen hatten. Ihre Körper waren so groß wie der Jon-Toms, aber mit ihren baumstammartigen Beinen hatten sie eine Spannweite von weit über fünf Metern.
    Sie waren von einem vollen Dunkelbraun ohne irgendwelche Markierungen oder leuchtenden Farben. Die schwarzen Facettenaugen waren klein, verglichen mit der übrigen beeindruckenden Masse. Schockrosa- und orangefarbene Seide hüllte Körper und Beine ein. Ein Satz weißer Schals war um die nichtexistierenden Hälse und die mächtigen Vorderbeine gebunden, die riesige Hellebarden mit geschnitzten Holzschäften hielten.
    Sie bewegten sich nicht, aber Jon-Tom wußte, daß sie die sonderbaren Ankömmlinge genau studierten. Zum erstenmal, seit sie Gossameringue betreten hatten, spürte er Angst. Die Gedanken an die freundlichen Spinnenkinder verblaßten. Es hätte ihn auch nicht sonderlich entspannt zu wissen, daß das Paar beeindruckender Wachen genau dazu da war, Besucher einzuschüchtern.
    Während sie warteten, beschäftigter, sich die Reisenden damit, die jetzt gleichgültigen Wachen und die schimmernden Seidenwände genauer in Augenschein zu nehmen. Die Seide in diesem Gang war rot, orange und weiß gefärbt und glänzte feucht im Licht der Lampen. Jon-Tom fragte sich, wie weit von ihrem ursprünglichen Zugang zur Stadt sie jetzt entfernt sein mochten.
    Mudge schlenderte zu ihm herüber. »Ich weiß nicht, wie es dir vorkommt, Kumpel, aber mir scheint, daß unsere achtbeinigen Freunde jetzt schon verdammt lange weg sind.«
    Jon-Tom versuchte, sowohl sicher als auch wissend zu klingen. »Man spaziert nicht einfach zum Herrscher eines mächtigen Volkes herein und gibt seine Wünsche bekannt. Die diplomatischen Feinheiten müssen eingehalten werden. Das zeigt die Geschichte.«
    »Noch mehr von deinen Schlau'eiten, wa? Nun ja, vielleicht braucht es seine Zeit. Bin eigentlich nie Bürokraten begegnet, die sich viel schneller bewegten als die Toten. Wahrscheinlich sind sie überall so langsam im Denken und im 'andeln, egal wieviel Beine sie 'aben.«
    »Da kommen sie«, erklärte Jon-Tom zuversichtlich.
    Aber es waren nicht Ananthos und seine Kameraden, die aus der Öffnung hervorkamen, sondern ein hochgewachsenes, sehr dünnbeiniges Spinnenwesen mit einem zarten Körper und sehr weit oben liegenden Augen. Seine Vorderbeine waren von kompliziert geknüpften blauen Seidenbändern umhüllt, und es trug passende purpurfarbene an den hintersten Gliedern.
    Während eins seiner drahtdünnen Beine auf Caz zeigte, der dem Portal am nächsten stand, strömten hinter ihm Dutzende von Spinnen unterschiedlichster Gestalt und Färbung hervor.
    »Macht sie unbeweglich und bringt sie nach unten!«
    »Hee, einen Augenblick.« Jon-Tom schaffte es nicht, seinen Stab hinter dem Rücken hervorzuholen, bevor er von einem halben Dutzend sich einhakender Arme gepackt war. Gleichzeitig sah er drohend gegen seinen Magen gerichtete Speere und Messer.
    »Das muß ein Mißverständnis sein.« Clodsahamp wurde bereits rücklings um eine Ecke getragen.
    »Laßt mich runter, oder ich schneide euch eure stinkigen Köpfe ab!« Voller Wut und hilfloser Frustration wurde Talea dicht hinter dem Hexer

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